Hassel. . Das letzte Kapitel im Abbruch der Kokerei Hassel auf dem Weg zum Stadtteilpark hat begonnen: Jetzt startete die Demontage der Kohlebandbrücke.
„Lego“ auf der Marler Straße mit Hilfe fünf der größten Krane Europas: Dieses imposante Schauspiel avancierte am Wochenende zum beliebten Ausflugsziel für Radfahrer und Spaziergänger. Zahlreiche Neugierige beobachteten von der gesperrten Straßenüberführung aus, wie Spezialisten einer Abbruchfirma am Samstag mit der Demontage der rund 65 Jahre alten Kohlebandbrücke der stillgelegten Kokerei Hassel begannen – und damit ein Stück heimischer Industriekultur niederlegten. Es ist der letzte Baustein zur Gestaltung des Stadtteilparks Hassel.
Als Kai Kopke vom Unternehmens RAG Montan Immobilien, Leiter der Baumaßnahmen, am Sonntagvormittag den Bereich mit zwei der wuchtigen Großkran-Anlagen betritt, wirkt er erleichtert: Vier der 14 Brückenfelder sind abmontiert. „Alles lief nach Plan“, sagt er zufrieden. Rund zwei Jahre haben Experten auf dieses Projekt hingearbeitet: Genehmigungen bei der Stadt und der Deutschen Bahn beantragt, deren Gleise unter der Kohlebandbrücke entlang führen, Termine abgestimmt, statische Untersuchungen für die Positionierung und Dimensionierung der Krane angestellt, die Standsicherheit der Straßen-Überführung analysiert. „Sogar eine Gasleitung, die an der Kohlebandbrücke befestigt war, musste unterirdisch verlegt werden“, berichtet Kopke.
Zerlegung der Brücke ist Millimeter-Arbeit
Millimeter-Arbeit sei nicht zuletzt die Zerlegung der 75 Tonnen schweren Brücken-Elemente. Müssen doch 100-, 500- und 750-Tonnen-Krane die Transportketten durch Bohrlöcher im Boden des Bauwerks fädeln, das einst die Zeche Westerholt mit der Kokerei verband. Erst dann werden die Auflagepunkte an den Pfeilern abgebrannt, so dass sich die Verbindung löst und das jeweilige Brückenfeld auf Hasseler bzw. Westerholter Gebiet abgelegt werden kann.
„Wir sind natürlich daran interessiert, die Sperrung der Marler Straße wie geplant bis Freitag, 20. Juli, zu begrenzen. Aber Sicherheit geht vor Schnelligkeit“, betont Kopke und zeigt auf die Kleingartenanlage Buer-Löchter, die sich unterhalb der aufgeständerten Kohlebandbrücke erstreckt. Einige der Pfeiler befinden sich inmitten der Parzellen. „Um jedes Risiko auszuschließen, sind die Gärten von Montag bis Donnerstag in der Zeit von 7 bis 18 Uhr komplett gesperrt.“
Abbrucharbeiten sind Ende und Neuanfang zugleich
Ende Juli, so die Planungen, sollen alle 14 Brückenfelder demontiert und in sechs Meter lange Stücke zerlegt sein, um sie in die Schrottverwertung transportieren zu lassen. Auch die zwölf Pendelstützen samt Fundamenten und die zwei Stahlbeton-Ecktürme müssen abgebaut werden, um Platz zu schaffen für den neuen Stadtteilpark.
Ein Ende also, verbunden jedoch mit einem Neuanfang, wie Wolfgang Skowronek (69) findet, der an diesem Sonntagmorgen an den Ort geradelt ist, wo er 1964/65 seine Ausbildung zum Elektriker absolvierte. „Wehmütig? Nein, das bin ich nicht. Die Zeit der Kokerei ist vorbei. Jetzt ist es Zeit für etwas Neues!“