Gelsenkirchen-Bismarck. . Der Emscherumbau schreitet voran: Anlage mit drei Pumpwerken und zwei Regenwasserbehandlungsanlagen fertiggstellt. Inbetriebnahme erst 2020.
„Es wird eine Generation heranwachsen, die mit dem Begriff Köttelbecke nichts mehr anfangen kann.“ Man merkte Oberbürgermeister Frank Baranowski den gewissen Stolz an, mit dem er am Montag die neue Anlage der Emschergenossenschaft besichtigte. Hier an der Grimbergstraße in Bismarck sind nun drei Pumpwerke und zwei Regenwasserbehandlungsanlagen an einem Standort vereint. „Ein einzigartiges Bauwerk“ nennt es Ilias Abawi, der Pressesprecher der Emschergenossenschaft. Der Renaturierung eben jener einstigen Köttelbecke, der Emscher, befindet sich langsam aber sicher auf der Zielgeraden.
Nirgendwo an der Emscher so viele Zuläufe
Beim Emscherumbau spielt die neue Anlage eine wichtige Rolle. Hier in Bismarck mündet nicht nur der Hüller Bach in den Fluss: Nirgendwo anders entlang der Emscher gibt es so viele Zuläufe – und das aus unterschiedlichen Tiefen. Genau das macht die Angelegenheit so anspruchsvoll und die Anlage so einzigartig. Das neue Bauwerk ist der Zielpunkt dreier Abwasserkanäle und eines Regenwasserkanals.
Dreckwasser fließt in den Emscher-Abwasserkanal
„Es ist wirklich ein kompliziertes Bauwerk“, so Emanuel Grün, Technik-Vorstand der Emschergenossenschaft. Seine Funktionsweise in allen technischen Details zu erläutern, würde hier wohl den Rahmen sprengen. Nur so viel: Die Aufgabe der Anlage ist es, das Mischwasser zu trennen. Dafür beinhaltet das Bauwerk unter anderem drei Pumpwerke. Die Förderhöhen dieser Pumpen liegen zwischen 17 und 24 Metern. Das saubere Wasser wird in die renaturierte Emscher sowie den Hüller Bach und das dreckige in den Emscher-Abwasserkanal geleitet. Dieser wiederum befördert das Schmutzwasser zu den Kläranlagen der Emschergenossenschaft in Bottrop und Dinslaken. Zwar ist das Bauwerk nun vollendet und auch betriebsbereit. Vollständig in Betrieb wird es erst 2020 gehen, wenn das Gesamtsystem des neuen Abwasserkanals fertig ist.
Sechs Jahre Planung und sechs Jahre Bauzeit
Zwölf Jahre sind seit dem Planungsbeginn der Anlange vergangen, erklärt Projektleiter Jochen Wolff. Etliche Ingenieure hätten sechs Jahre an der technischen Ausarbeitung des Werks gearbeitet, weitere sechs Jahre hätten die Bauarbeiten in Anspruch genommen.
„Es ist eine besondere Freude“, so Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. „Wenn man die 17 Millionen Euro Baukosten in Relation zu den 900 Millionen für den Emscherumbau in ganz Gelsenkirchen setzt, ist das zwar nur ein kleiner Teil, aber eben auch ein besonderer.“ Wie auch OB Baranowski betonte Paetzel die Bedeutung der Renaturierung des einst so ungeliebten Flusses: „Der Emscherumbau schafft einen Mehrwert für die gesamte Region.“ Voraussichtlich Ende 2020 soll die Emscher, einst der „dreckigste Fluss Europas“, weitestgehend wieder vom Abwasser befreit sein und – wo der Platz es zulässt – naturnah umgestaltet werden.
>> Stichwort: Köttelbecke
Der Begriff Köttelbecke hat sogar einen Eintrag in der Online-Enzyklopädie Wikipedia.
Dort steht: „Köttelbecke ist im Ruhrgebiet eine umgangssprachliche Bezeichnung für ein kleines, ehemals natürliches aber heute stark kanalisiertes Fließgewässer, das für die Abwasserentsorgung von Industrie, Bergbau und Kommunen verwendet wird.“