Gelsenkirchen. . Beamte sehen sich häufig mit Massentumulten von Menschen konfrontiert. Gruppen solidarisieren sich und gehen Polizisten an – oft auch mit Gewalt.

Das Phänomen ist so neu nicht, das Wort dafür aber schon. Und zwar so, dass es noch nicht einheitlich definiert ist. Die Rede ist von sogenannten „Tumultdelikten“. Das Szenario dahinter: Massenaufläufe von Menschen bei Einsätzen der Polizei, Gruppen, die sich gegen die Beamten solidarisieren, zusammenrotten und die Polizisten angehen. Oft auch mit purer Gewalt.

Gelsenkirchen bildet dabei keine Ausnahme. Erst am vergangenen Samstag eskalierte ein Streit zweier Familien an der Weberstraße, am Mittwoch zuvor artete ein Konflikt an der Josefstraße aus. In den ersten fünf Monaten des Jahres registrierte die hiesige Polizei „sieben solcher Vorgänge“, sagt Polizeisprecherin Katrin Schute, vier in der Altstadt, einer in Bulmke-Hüllen und zwei in Schalke.

132 Übergriffe auf Polizisten im Jahr 2016

Für 2016 listet die Statistik insgesamt 132 Übergriffe (Widerstandshandlungen) gegen Polizeibeamte auf, 125 waren es im Jahr 2015. Herausgerechnet sind hier aber nicht die Massentumulte – aber die Zahlen zeigen zumindest eine Richtung: Respektlosigkeit und Gewalt liegen im Trend. Und die Polizei ist nicht allein mit diesem gesellschaftlichen Problem: Feuerwehr, Lehrer, Richter und Sanitäter können davon zu Genüge berichten.

Die Anlässe für die späteren Tumulte in diesem Jahr waren ein Verkehrsverstoß, eine Ruhestörung im Zusammenhang mit einer Körperverletzung, eine Sachbeschädigung, Familienzwistigkeiten, eine Verkehrsbehinderung und der Verdacht eines Sexualdeliktes.

Pöbeleien, Beleidigungen, Drohungen, tätliche Angriffe

Das Spektrum an Aggressivität, mit der die Einsatzkräfte konfrontiert werden, reicht dabei von Pöbeleien, über Beleidigungen und Drohungen bis hin zu tätlichen Angriffen. Schläge und Tritte sind da vergleichsweise noch das Harmloseste, denn auch Steine, Stühle und Stangen finden sich zuweilen in den Händen der Angreifer.

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Es sind häufig junge Männer, die sich zusammenrotten, oft mit viel Zeit und Testosteron, aber wenig zu melden, Deutsche sowie auch solche mit Migrationshintergrund.

Deeskalation, das steht in solchen Situationen „an oberster Stelle“, sagt Katrin Schute. Aber da, wo mahnende Worte den geschulten Polizisten nicht weiterhelfen, muss schnell und vor allem konsequent reagiert werden. Bedeutet: Es rücken mehr Kräfte und Streifenwagen an, notfalls aus der Nachbarstadt. Und auch der Einsatz von Zwangsmitteln – Fessel, Schlagstock und Diensthund – geht damit dann nicht selten einher.

Der Angriff aus der Masse heraus birgt für die Polizei noch ein weiteres Problem: Die Täter sind vielfach nicht zweifelsfrei zu identifizieren. Was natürlich die Strafverfolgung erschwert.