Gelsenkirchen. . Mit einem neuen Ausbildungsprogramm möchten die Stadt Gelsenkirchen und der Berufskolleg Königstraße Anreize für Berufseinsteiger bieten.

Die stark gestiegene Geburtenrate, die Zuwanderung kleiner Neu-Gelsenkirchener und der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kleinkinder ab einem Jahr stellen die Kindergärten und Kindertagesstätten in Gelsenkirchen vor ein großes Problem: Es fehlen nicht nur Räumlichkeiten (die WAZ berichtete), sondern auch Erzieherinnen.

Fachkräfte fehlen

„Besonders eng wird es, wenn mehrere Erzieherinnen zeitgleich in Mutterschutz und Elternzeit gehen, oder wenn eine Krankheitswelle gleich mehrere Kita-Mitarbeiterinnen wochenlang außer Gefecht setzt. In unserer städtischen Kita im Stadtnorden werden immer wieder Gruppen zusammengelegt, weil Personal fehlt. Und dann bekommen wir Eltern zu hören, es gebe einfach nicht genug Erzieherinnen, die Vertretung machen können“, klagt eine Mutter, die nicht namentlich genannt werden möchte, der WAZ. Ihre Erfahrungen sind kein Einzelfall.

„In der Tat ist es für uns in den letzten Jahren schwieriger geworden, Vertretungskräfte in den Kitas einzusetzen. Da bundesweit gut ausgebildete Erzieherinnen fehlen, ist es gar nicht so einfach, entsprechende Fachkräfte zu finden. Vor allem, wenn man sie nur mit kurzzeitigen Vertretungsstellen locken kann. Viele möchten lieber eine unbefristete Stelle antreten“, erklärt die kommissarische Betriebsleiterin von GeKita, Holle Weiß.

Holle Weiß, die kommissarische Betriebsleiterin von GeKita.
Holle Weiß, die kommissarische Betriebsleiterin von GeKita. © Martin Möller

Duale Ausbildung startet im Sommer

Gemeinsam mit dem Berufskolleg Königstraße will Gekita ab dem Sommer neue Wege gehen: Die „Praxisintegrierte Ausbildung zur/zum staatlich anerkannten Erzieherin/Erzieher“, kurz „PIA“, soll für neue Fachkräfte sorgen. Das Besondere daran: Die angehenden Erzieher sollen in diesem dualen Ausbildungsgang ab der ersten Woche Praxiserfahrung in den Einrichtungen sammeln. Auch der katholische Kita-Zweckverband und die Evangelische Kindergartengemeinschaft sind mit im Boot.

„Die Auszubildenden erhalten – anders als andere Berufsschüler in diesem Bereich – eine monatliche Vergütung. Das soll diesen Ausbildungsgang auch für ältere Bewerber und Berufsumsteiger attraktiv machen, die auf ein monatliches Einkommen nicht verzichten können oder wollen“, so Holle Weiß.

Drei Tage Schule, zwei Tage Praxis

„Die Ausbildung dauert drei Jahre, im ersten und zweiten Ausbildungsjahr besuchen die Azubis an drei Tagen in der Woche den Unterricht hier an der Berufsschule und sammeln zwei Tage lang Praxiserfahrung in den Einrichtungen. Im dritten Jahr sind sie vier Tage in den Kitas und nur an einem Tag an der Schule“, erklärt Gabriele Bittner, die Bildungsgangleiterin am Berufskolleg Königstraße.

„PIA hat aus unserer Sicht den klaren Vorteil, dass die Ausbildungsträger ihr eigenes Personal der Zukunft ausbilden können und so auch schon früh Fachleute an sich binden können“, erklärt Bittner. Der erste „PIA“-Jahrgang geht nach den Sommerferien an den Start.

>> Auch die klassische Ausbildung wird angeboten

70 Interessenten haben sich für den neuen Ausbildungsgang beworben, rund 30 von ihnen können auf einen „PIA“-Platz in Gelsenkirchen hoffen, 20 von ihnen werden bei Gekita arbeiten. Mehr Info zu PIA auf gekita.de

Parallel wird es am Berufskolleg Königstraße zwei weitere klassische Ausbildungsklassen für Erzieherinnen geben, die zwei Jahre lang die Schulbank drücken und dann ein praktisches Jahr in der Kita absolvieren.