gelsenkirchen-Erle. . Uli Nickel und seine Frau Marion haben 2013 eine Stiftung gegründet. Zu den Leuchtturmprojekten gehören etwa Stipendien für sechs WH-Studenten.

Die soziale Ader hat ihm sein Vater Hans quasi in die Wiege gelegt. Schon der Firmengründer des Reisedienstes Nickel vertrat den Standpunkt: „Was man gerne gibt, kommt dreifach zu dir zurück.“ Im ideellen Sinne, versteht sich.

Als Firmenerbe Uli Nickel und Ehefrau Marion 2013 ihre 50. Geburtstage feierten, war das gleichzeitig das Geburtsjahr der Nickel-Stiftung. „Es haben nicht alle Menschen so viel Glück im Leben wie meine Frau und ich“, sagt er.

Spenden sind notwendig

Für ihn persönlich geht der Glücksbegriff über finanzielle Sicherheit hinaus, nachdem er als BWL-Student eine heimtückische Krankheit besiegt hat. Und wer so viel Glück im Leben hatte, „der kann auch abgeben“, sagt der heute 54-Jährige. Das hat er zwar schon immer getan, seit Ende 2013 aber nun ganz offiziell als Stiftungsvorstand. Dazu gehören neben ihm seine Ehefrau Marion von Truczynski-Nickel und Nickel-Prokurist Holger Machnik.

Das ehrenamtliche Team von Warm durch die Nacht e.V. wurde für die Arbeit zugunsten von Obdachlosen schon mehrfach von der Nickel-Stiftung bedacht.Und vom Club Grubengold, dem auch Uli Nickel angehört...
Das ehrenamtliche Team von Warm durch die Nacht e.V. wurde für die Arbeit zugunsten von Obdachlosen schon mehrfach von der Nickel-Stiftung bedacht.Und vom Club Grubengold, dem auch Uli Nickel angehört... © Martin Möller

60 000 Euro Stiftungskapital legte der Unternehmer an. Und schon bei der Feier des runden Geburtstags kamen anstelle von Geschenken 18 000 Euro Spenden für die junge Stiftung zusammen. Apropos: Spenden sind, ganz abgesehen von den Summen, die die Firma Nickel jährlich in die Stiftung packt, „die einzige Möglichkeit, das Stiftungskapital auszugleichen“, sagt der Unternehmer und ausgewiesene Schalke-Fan. Geldanlagen in der Niedrigzinsphase werfen keine nennenswerten Zinserträge ab. Ein Vorteil für die Nickel-Stiftung: null Verwaltungskosten. „Das machen wir alles hier im Haus.“

Sechs Deutschlandstipendien für WH-Studenten

Kinder-, Jugend- und Altenhilfe, Bildung, Erziehung, Ausbildung – Nickels soziale Ader umfasst fast alle Lebensbereiche. Zuwendungen sind allerdings begrenzt auf das Ruhrgebiet und da an erster Stelle natürlich Gelsenkirchen. Zu den Leuchtturmprojekten gehören etwa die sechs Deutschlandstipendien, die jährlich für Studierende an der Westfälischen Hochschule vergeben werden.

Vorwort für die Schalke Bibel geschrieben

„Pro Student gibt es 1800 Euro im Jahr; der Bund legt noch einmal 1800 Euro drauf“, erzählt Nickel. Und hat „Spaß in den Backen“ über die positive Resonanz. „Der eine sagt: Ich kann mir durch diese Hilfe ein Auto leisten oder die andere: Ich kann mich auf mein Studium konzentrieren, ohne arbeiten zu müssen.“ So soll’s sein.

Eins der Vorworte in der Schalke Bibel schrieb Uli Nickel. Passt zum bekennenden Schalke-Fan.
Eins der Vorworte in der Schalke Bibel schrieb Uli Nickel. Passt zum bekennenden Schalke-Fan. © Joachim Kleine-Büning

Über Zuwendungen aus der Nickel-Stiftung freuten und freuen sich das ehrenamtliche Team der Obdachlosenhilfe Warm durch die Nacht e.V., die Grundschule im Brömm (Projekt „Mein Körper gehört mir“), die katholische Jugend St. Ludgerus (Familienfreizeit auf Ameland), die Wiehagenschule (kindgerechte Schulhoferneuerung) oder auch der Kinderschutzbund. Nicht zu vergessen die ev. Kirchengemeinde Buer-Erle, die in der Vorweihnachtszeit 3000 Euro für zwölf hilfsbedürftige Familien bekommt oder die Band des Förderkorbs, die sich mit Hilfe der Nickel-Stiftung Musik-Equipment kaufen konnte. Oder das Lalok Libre, dass eine neue Küche hat. Oder das Wichernhaus, das eine neue Schaukel bekam oder das Handycap-Team des SSV Buer...

Der Mann, der beim Gassigehen Regenwürmer rettet

Ja, die Nickel-Stiftung steckt auch in der Schalke Bibel des Fanclubs „Mit Gott auf Schalke“. Der Mann, der beim Gassigehen mit Hündin Lilli jeden Regenwurm vor dem Zertreten rettet, der von sich sagt, er sei wieder ein gläubiger Mensch geworden, hat sogar eins der Vorworte geschrieben. Das kann wohl kein zweiter Busunternehmer von sich behaupten.

21 Stiftungen bürgerlichen Rechts in Deutschland

Bundesweit gibt es über 21 000 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts. 95 Prozent dieser Stiftungen verfolgen gemeinnützige Zwecke. Anders gesagt: Ein Stifter möchte sich langfristig für einen gemeinnützigen Zweck engagieren und bringt dazu sein Vermögen in eine Stiftung ein.

Stiftungen haben eine lange Tradition. Bereits Platon hatte mit der von ihm gegründeten Akademie eine von 347 v. Chr. bis 529 n. Chr. bestehende Stiftung eingerichtet. Im Mittelalter entsprangen sie als Stift den frommen Gedanken des Stifters, der auch die Sicherung des eigenen Seelenheils im Blick hatte, aber auch als Gründungsstadt oder Siedlung, die den Stifter als Lehnsherr auf gute Rendite hoffen ließ.

Satzung regelt die Ausgestaltung der Stiftung

Die rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts entsteht mit Anerkennung durch die Stiftungsaufsichtsbehörde – für Gelsenkirchener Stiftungen ist das die Bezirksregierung in Münster. Um im Sinne des Rechts anerkannt zu werden, muss der Stifter ein Stiftungsgeschäft und eine -satzung erstellen.

Im Stiftungsgeschäft bekundet er seinen Willen, ein bestimmtes Vermögen in die Stiftung einzubringen, in der Satzung regelt er die nähere Ausgestaltung der Stiftung, etwa den Zweck der Stiftung, die Anzahl der Organe und ihre Aufgaben. Das Stiftungsgesetz für Nordrhein-Westfalen (StiftG NRW) regelt in Paragraf 12, dass Stiftungen im Sinne des Gesetzes in einem elektronischen Stiftungsverzeichnis erfasst werden, das nur über das Internet zugänglich ist.

>>>Neue WAZ-Serie über Stiftungen

Manche helfen im Stillen, bei anderen ist allein der Name Programm: Es geht um Stiftungen in Gelsenkirchen. Welche Idee hinter einer Stiftung steckt, welche Initialzündung zur Gründung führte, woher das Kapital kommt und wem geholfen wird?

Die neue WAZ-Serie GE-stiftet gibt ab heute in lockerer Reihenfolge Antworten auf diese und andere Fragen.