Gelsenkirchen. . Nach gut der Hälfte der Ratsperiode legten die Grünen eine Broschüre mit dem Titel „Einblick – Ausblick“ vor. Kreisverband wählt neue Sprecher.
Wo stehen wir? Wo wollen wir hin? Diese Fragen stellen sich die Grünen nach etwas mehr als der Hälfte der laufenden Legislaturperiode so deutlich wie nie zuvor. Erstmals hat die Fraktion eine Broschüre erstellt. Unter dem Titel „Einblick – Ausblick“ widmen sich die Parteimitglieder auf 46 Seiten den ihrer Meinung nach 15 wichtigsten Themen der Stadt. Darunter sind aktuelle Dauerbrenner wie die Bäder- und Mobilitäts-Debatte, aber auch schon fast in Vergessenheit geratene Themen wie der Baumschutz mit Blick auf die Baustelle Ebertstraße oder der Jugendamtsskandal – alles Themen der laufenden Wahlperiode.
Vier Leitgedanken
Dass der Skandal aus dem Frühjahr 2015, als Mitarbeitern des Jugendamtes vorgeworfen wurde, mithilfe einer Einrichtung in Ungarn Geld in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben, hier erwähnt wird, hat für den Autoren der betreffenden Zeilen, Peter Tertocha, vor allem einen Grund: „Zwar konnte vieles aufgeklärt werden, aber eben nicht alles.“ Der Fraktionschef der Grünen glaubt nicht an die „Einzeltätertheorie“. „Mich interessiert, wer wann davon wusste.“ Für ihn und seine Fraktion werde die Aufklärungsarbeit weitergehen – auch unabhängig von einem Untersuchungsausschuss. „Auch deshalb, weil sich so ein Skandal nie mehr wiederholen darf.“
Dauerbrenner Bäderstandorte
Dem Thema Bäder widmet sich in der Broschüre Burkhard Wüllscheidt. Auf vier Seiten schreibt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende die Position seiner Partei zusammen. Im Kern heißt das: Erhalt und Entwicklung der vier Bäderstandorte. Im Zweifel müssten die Bürger entscheiden. „Die Lösung sollte nicht mit der knappen absoluten Mehrheit der SPD durchgeboxt werden.“
Mobilität und Radwegeausbau
Großes Thema der Grünen ist auch die Mobilität. „Und das heißt für uns mehr als Radwegeausbau“, so Peter Tertocha. Mirco Kranefeld schreibt in seinem Text auch über die Fünf-Minuten-Taktung der Linie 302. Tertocha befürchtet, diese könnte bald wieder eingestellt werden. Grund: eine zu kurze Testphase und eine mangelnde Verzahnung. „Derzeit profitiere ich davon nur, wenn ich an der Kurt-Schumacher-Straße wohne“, so Tertocha. „Was nutzt es mir, wenn die Bahn alle fünf Minuten fährt, ich aber 20 Minuten auf den Anschlussbus warten muss.“
Klimaschutz und Integrationsgedanke
Mobilität ist auch einer der vier Leitgedanken der Gelsenkirchener Grünen, erklärt Burkhard Wüllscheidt. Der Stadtklimaschutz, der Integrationsgedanke und die soziale Gerechtigkeit seien die anderen drei. „Diese Leitgedanken muss Stadtplanung unserer Meinung nach berücksichtigen.“ Die Broschüre wird im Laufe dieser Woche an alle Parteimitglieder verteilt.
Generationswechsel an der Parteispitze
Generationswechsel bei den Grünen: Adrianna Gorczyk (31) und Jan Dworatzek (29) wurden bei der Jahreshauptversammlung am Mittwoch zu Kreissprechern gekürt. Die Zwei werden durch erfahrene „alte Hasen“ aber auch neue Beisitzer unterstützt, darunter Barbara Oehmichen, die für den Kreisverband neun Jahre lang als Sprecherin fungierte. „Ich freue mich, dass die Mitgliedschaft ein Team ins Rennen geschickt hat, das nicht nur im Durchschnitt jünger ist, sondern auch relativ frische Neumitglieder einbezieht. Damit bilden wir eine wertvolle Mischung aus Erfahrung und Nachwuchs. Jetzt gilt es, mutig in neue Fahrwasser aufzubrechen“, sagte Gorczyk.
Über künftige Arbeitsschwerpunkte beraten
Das neue Team will bei einer Klausurtagung über interne Arbeitsteilung, künftige Schwerpunkte und Aktionen beraten. Klar sei, dass viele Impulse für die Zukunftsgestaltung der Stadt auf der Agenda stehen. „Uns steht eine spannende und intensive Zeit bevor: Unser Anliegen ist es, mit Mitgliedern und Bürgern über Werte und Maßnahmen ins Gespräch zu kommen, die Gelsenkirchen zu einer lebenswerteren Stadt machen“, betonte Dworatzek.
Komplettiert wird der Vorstand mit Schriftführerin Karen Modersohn-Kluth, Kassierer Wolfram Schneider und den Beisitzern Martina Lila-Oblong, Danuscha Große-Hering, Barbara Oehmichen, Paul Humann und Lukas Schneider.