Bei ZF-TRW soll die Produktion Ende 2018 eingestellt werden. Die Konzernentscheidung weckt Widerstand auf allen Ebenen. Ein Kommentar.
Diese Woche war für den Wirtschaftsstandort Gelsenkirchen alles andere als gut. Bei ZF-TRW, so die unerwartete Ankündigung der Konzernführung, sollen zum Jahreswechsel in der Produktion die Lichter ausgehen. Der Widerstand formierte sich umgehend, der Protest blieb nicht aus, die Solidaritätsbekundungen für die Belegschaft – 350 Mitarbeiter sind in der Produktion betroffen, 510 Beschäftigte hat der Standort – folgten postwendend quer durch das politische Spektrum.
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Appellieren, fordern, mahnen, warnen, kritisieren – mehr kann Politik in so einer Situation kaum tun. Zumal das Verfahren noch ganz am Anfang steht, noch kein Wort über die Abwicklung, über soziale Auswahl, über mögliche Alternativen gefallen ist. Dennoch ist es natürlich auch eine Zeit, in der um die Deutungshoheit gekämpft wird. Dass die Interpretation der Gesamtsituation in Friedrichshafen am ZF-Konzernsitz eine andere ist als in Schalke-Nord, liegt auf der Hand.
Keine Garantien über 2020 hinaus
ZF baut in Gelsenkirchen vor allem Lenksysteme für Autos, die mechanisch und hydraulisch geprägt sind. Mehrfach wurde das Werk für seine hohe Qualität und Innovationskraft ausgezeichnet. Dennoch sieht ZF angesichts wachsenden Wettbewerbsdrucks keine Zukunft. Die Aufträge liefen dieses Jahr aus, neue habe das Unternehmen nicht gewinnen können. Die Personalkosten seien zu hoch. Garantien über 2020 hinaus seien nicht zu erfüllen gewesen, alle Verhandlungen über die dafür nötige Verlagerung von Produkten seien gescheitert, heißt es.
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Die Belegschaft, die über Jahre Verzicht geübt hat (immerhin 14 Prozent des Tarifentgelts) sieht sich hingegen hingehalten, verschaukelt, ausgenutzt, pocht auf Zusagen, die ZF so nicht gegeben haben will. Der Optimismus von 2015, als sich der TRW-Standort nach der Übernahme durch ZF durch die Power eines Weltkonzerns für die Zukunft gestärkt sah, ist dahin. Im Gegenteil: Bei 140 000 Beschäftigten weltweit und an die 50 000 in Deutschland wird deutlich, dass 350 Mitarbeiter eine verschwindend geringe Zahl sind. Für jeden einzelnen Betroffenen geht es um die Zukunft, um die Existenz. Welchen Stellenwert sie dagegen für den Konzern haben, merkt man gerade.
TRW in Schalke-Nord könnte dabei nur der Auftakt sein. Die „Schwäbische Zeitung“ zitiert Donnerstag einen ZF-Sprecher: „Mehr als 50 000 Mitarbeiter in Deutschland, das ist eigentlich zu viel.“