Buer. . Unauffällig wirkt die Apostelkirche in Buer, die nun 125 Jahre alt wird. 1997 aber schrieb sie Geschichte als „Kirche der Solidarität“.
Klein und bescheiden wirkt sie von der Horster Straße aus, die Apostelkirche der Evangelischen Trinitatis-Kirchengemeinde Buer – Geschichte geschrieben hat sie aber sehr wohl. 1893, bei ihrer Einweihung, war es freilich noch nicht absehbar, dass sie 1997 im Kampf gegen die drohende Schließung des Bergwerks Hugo als „Kirche der Solidarität“ zu einem Ort des weithin beachteten politischen Protests und lebendiger Gottesdienste avancieren sollte. Nun wird das Gotteshaus 125 Jahre alt.
Die Unauffälligkeit des von den Essener Architekten Flügge und Nordmann entworfenen Backsteinbaus, sie entsprach den konfessionellen Gegebenheiten der damaligen Zeit: „1870/71 zählte Buer 14 Protestanten – und 7000 Katholiken. Erst mit dem Aufschwung des Bergbaus und dem Zustrom von Zuwanderern aus den östlichen Gebieten Deutschlands wuchs die Zahl der evangelischen Gläubigen vor Ort. 1888, bei der Gründung der evangelischen Gemeinde, waren es schon über 1000 und 1893 beim Bau der Kirche etwa 1200“, so Pfarrer Klaus Venjakob.
Engagierte Christen
Es waren fromme und höchst engagierte Menschen, die damals dafür sorgten, dass ihr Traum vom eigenen evangelischen Gotteshaus Wirklichkeit wurde. Die Gemeindechronik von Pfarrer Walter Fronemann jedenfalls berichtet von erfindungsreichem „Fundraising“, um die Kosten von 64 000 Goldmark für den Kirchbau und 6500 Goldmark für das Grundstück zu finanzieren: Das Presbyterium erhöhte kurzerhand die Kirchensteuer, die Gläubigen baten bei Gönnern um Spenden. Und: Mehrere Gemeindeglieder zogen wochenlang in ihrer Freizeit Geld sammelnd von Tür zu Tür durch ganz Westfalen.
Erste evangelische Kirche in Buer
Mit Erfolg: Nach 13 Monaten Bauzeit konnte das Gotteshaus, das immerhin bis zu 450 Sitzplätze bietet, am 9. Mai 1893 feierlich eingeweiht werden. Sogar Kaiserin und Königin Auguste Viktoria schickte Grüße – und eine kostbare Bibel mit Goldschnitt und Widmung, aus der heute noch immer wieder gelesen wird.
Noch im selben Monat wurde die Pfarrverwalterstelle in die erste Pfarrstelle Buers umgewandelt und Pastor Rudolf Franke als Pfarrer der Schwesterngemeinden Buer und Horst eingesetzt. Die Fußmärsche zu Gottesdiensten in die Volksschule an der Beckeradsdelle, nach Horst oder Dorsten hatten damit endlich ein Ende.
Zwar erhielt die Kirche 1961/62 im Zuge einer Renovierung ein neues neugotisches Kirchenfenster mit acht biblischen Motiven und wurde 1988 zum Hundertjährigen der Gemeinde erneut aufwändig renoviert und umgestaltet, etwa indem Kanzel, Altar und Taufstein näher zur Gemeinde gerückt wurden; „aber das Gotteshaus in seiner äußeren Gestalt sieht noch so aus wie 1893“, betont Venjakob.
Apostelkirche prägt Stadtbild Buers mit
Nicht nur für ihn prägt es das Stadtbild Buers mit. Generationen identifizier(t)en sich mit der Apostelkirche, suchten dort Trost im Gebet. „Für mich unvergessen bleibt die mit dem Presbyterium abgestimmte symbolische 40-tägige Besetzung der Kirche durch mehrere Hundert Hugo-Bergleute“, erinnert er sich an „tolle Abendandachten“ mit Gänsehaut-Wirkung.
Auch 2008/09, bei der Turmsanierung und der Anschaffung eines neuen Geläuts, machten nicht nur Protestanten die Finanzierung zu ihrer Sache, sondern auch Katholiken: „Sogar Propst Wilhelm Zimmermann von St. Urbanus ließ im Vereinigungs-Gottesdienst Geld für uns sammeln.“
Nach über 35 Jahren als Pfarrer in Buer schwärmt er immer noch von „dem tollen Klangraum für Konzerte, in dem es sich toll singen lässt und Spaß macht, beim Krabbelkinder-Gottesdienst mit den Kleinen auf dem Teppichboden herumzurutschen.“