Gelsenkirchen. . Auf dem Parteitag am Samstag soll der Bundestagsabgeordnete Markus Töns zum neuen Chef des Unterbezirks gewählt werden.
Nach acht Jahren steht an der Spitze des SPD-Unterbezirks Gelsenkirchen ein Wechsel an. Heike Gebhard (64), seit 2010 Vorsitzende, wird sich beim Parteitag am kommenden Samstag nicht zur Wiederwahl stellen. Markus Töns (54) soll, so hat es sich der Vorstand überlegt, ihr Nachfolger werden. Da ein Gegenkandidat zurzeit nicht in Sicht ist, wird es aller Voraussicht nach auch so kommen.
„Abgesehen von den beiden Wahlergebnissen 2017 sind meine acht Jahre sehr erfolgreich gewesen“, so die Bilanz der scheidenden Chefin. Doch genau diese machen Heike Gebhard immer noch zu schaffen. „Manchmal gibt es Entwicklungen, da hat man das Gefühl, dass man individuell nichts daran ändern kann. Das hat man zu verkraften. Da ist man auch persönlich be- und getroffen.“
Zufrieden ist sie, dass die Partei in ihrer Amtszeit weiblicher und jünger geworden ist. „Es gibt viele junge Leute, die Verantwortung übernehmen wollen.“ Immerhin vier der 27 Ortsvereine würden im Moment von Jusos geführt. Als ihren Erfolg sieht die 64-Jährige auch den aktuellen SPD-Neujahrsempfang, den sie vor ein paar Jahren ins Sozialwerk St. Georg geholt hat. „Unter meiner Ägide ist das entstanden, was wir da heute Jahr für Jahr machen. Man kann sagen: Da trifft sich die Stadtgesellschaft.“
Erneuerung mit langem Vorlauf
Mit Blick auf die Kommunalwahl 2020 sagt sie: „Ich finde, es ist jetzt der richtige Zeitpunkt, einen Erneuerungsprozess einzuleiten.“ Diese Wahl erfordere einen „langen Vorlauf“, weil sie sehr arbeitsintensiv sei. „Es ist die einzige Wahl, bei der wir im Unterbezirk alles selbst entscheiden: vom Inhalt, übers Programm bis zur Kampagne.“ Das alles soll nun maßgeblich Markus Töns steuern. „In Gelsenkirchen SPD-Vorsitzender zu sein, ist etwas Besonderes. Wir sind hier die bestimmende politische Kraft und haben den Anspruch, das auch zu bleiben.“ Allerdings sei das keine „One-Man-Show“.
Wie auch? Was Töns sich vorgenommen hat, kann er nicht alleine machen. „Wir müssen besser verstehen, wo den Menschen der Schuh drückt.“ Dazu wolle er verstärkt auf Hausbesuche setzen und die Menschen auch in ihren Vereinen aufsuchen. „Diese Kommunikation ist zwingend nötig.“ Dabei spielten auch die Themen Online und Facebook eine immer wichtigere Rolle. „An der Stelle können wir noch besser werden“, gibt auch Heike Gebhard zu.
Töns verspürt einen gewissen Druck
Markus Töns muss ab Samstag zwei Dinge unter einen Hut bekommen: den SPD-Vorsitz und sein Bundestagsmandat. „Das wird durchaus anspruchsvoll. Immerhin führt man hier einen Unterbezirk, der so groß ist wie der Landesverband Thüringen. Man muss die Termine genau planen.“ Er spüre aber einen großen Rückhalt in der Partei. Und sagt dennoch: „Ich werde es denen aber auch nicht leicht machen. Wir müssen über Strukturen reden. Es geht um die Frage: Wie effektiv arbeiten wir in den Ortsvereinen?“ Mit 27 Ortsvereinen sei Gelsenkirchen sehr kleinteilig aufgestellt. Planungen, die Anzahl zu verringern, habe er nicht – wohl aber die Absicht, sinnvolle Zusammenarbeit zu fördern.
Töns spürt aber auch einen gewissen Druck. Bei der vergangenen Kommunalwahl holte die SPD in Gelsenkirchen die absolute Mehrheit. Doch wie groß ist der Anteil des Parteichefs an einem solchen Erfolg? „Die Kunst ist es, die Geschlossenheit hinzukriegen, dafür zu sorgen, dass die Stimmung gut ist“, sagt Heike Gebhard rückblickend. Töns will den Erfolg 2020 wiederholen und dem Projekt seine ganze Kraft widmen. „Auch wenn das vielleicht nicht alle so sehen: Die absolute Mehrheit der SPD ist gut für diese Stadt. Die schlechtesten fünf Jahre waren jedenfalls die unter Oliver Wittke.“
>> Das Fest der Kulturen eingeführt
Zu ihren Erfolgen zählt Heike Gebhard auch die Einführung eines „Festes der Kulturen“ auf der Domplatte in Buer, das schon zweimal stattfand. „Integration geht nicht von alleine“, sagt sie.
Stolz ist sie auch auf die Einführung der Willy-Brandt-Medaille. Zuletzt wurde sie im Januar an den langjährigen Bundestagsabgeordneten Joachim Poß verliehen.