Gelsenkirchen-Buer. . Beim WAZ-Medizinforum in Zusammenarbeit mit dem St. Marien-Hospital Buer erfuhren die Besucher jetzt viel über verengende Atemwegserkrankungen.

„Ausgefaltet und nebeneinander gelegt ist unsere Lunge so groß wie der Elfmeterraum“, sagt Dr. Burkhard Patzke, niedergelassener Facharzt für Innere Medizin, Lungen- und Bronchialheilkunde. Und auf einmal hat das WAZ-Medizinforum doch einen Moment lang etwas mit Fußball zu tun an diesem Abend, an dem das Spiel der Königsblauen der Vorstellung der Lunge und der verengenden Atemwegserkrankungen ein natürliches Ende setzt.

Lungenfacharzt Dr. Burkhard Patzke informierte über „COPD“.
Lungenfacharzt Dr. Burkhard Patzke informierte über „COPD“. © Olaf Ziegler

Zunächst geht es darum, mehr über das Organ zu erfahren. „Wir atmen 20 000 Mal am Tag. Die Lunge wird ständig konfrontiert mit Abgasen, Bakterien und Viren. Sie ist ein Hochleistungsorgan“, so Patzke. Das könne sich selbst reinigen durch das Husten. „Wenn wir nicht husten könnten, wären wir tot.“ Gleichsam könne der Husten ein Warnsignal sein. Hält er länger als acht Wochen an, müsse man zum Arzt gehen. „Wenn die Luftnot einsetzt, ist das ein Zeichen für eine fortgeschrittene Erkrankung.“ Eine besonders ernste ist die „COPD“, eine verengende Atemwegserkrankung, die das Hauptthema des Abends ist. Die Risikogruppe: über 40 Jahre alte (Ex-)Raucher. Entzündete Schleimhäute verengen dann die Atemwege. Damit einher können „Lungenemphyseme“ gehen, eine Überblähung der Lungenbläschen. Das hemmt sie in ihrer Funktion, der Aufnahme von Sauerstoff.

Steht die Diagnose COPD, ist sie ernüchternd

Ob eine COPD vorliegt, kann nur ein Arztbesuch klären. Verschiedene Untersuchungen, allen voran ein Luftfunktionstest in einer besonderen Kammer, geben Aufschluss. Steht die Diagnose, ist sie ernüchternd: Eine Heilung gibt es nicht, Linderung jedoch schon. Neben der Einnahme von Medikamenten steht und fällt die erfolgreiche Therapie mit viel Bewegung wie etwa Lungenfunktionssport. „Wenn sie sich nicht bewegen, baut ihr Körper Muskulatur ab. Die Spirale muss durchbrochen werden“, so Patzke.

Pneumologe Dr. Heiko Knoop: „COPD“ von Asthma abgrenzen.
Pneumologe Dr. Heiko Knoop: „COPD“ von Asthma abgrenzen. © Olaf Ziegler

Wichtig sei es, die COPD genau abzugrenzen vom Asthma, erklärt Dr. Heiko Knoop, niedergelassener Facharzt für Innere Medizin, Lungen- und Bronchialheilkunde. Letztere ist auch eine verengende Erkrankung der Atemwege, jedoch uneinheitlich, mit unspezifischen Symptomen und mit wechselnder Intensität. Im Gegensatz zur COPD sind cortisonhaltige Medikamente hier ein gutes Mittel.

Betroffene könnten stationär ins Krankenhaus kommen

Bei akuten Beschwerden könnten Betroffene, insbesondere COPD-Patienten, ins Krankenhaus kommen, erklärt Dr. Markus Wittenberg, Chefarzt der Medizinischen Klinik am Sankt Marien-Hospital und Facharzt für Innere Medizin, Lungen- und Bronchialheilkunde.

Dr. Markus Wittenberg, Chefarzt der Medizinischen Klinik am MHB, erläuterte, was bei akuten Beschwerden droht.
Dr. Markus Wittenberg, Chefarzt der Medizinischen Klinik am MHB, erläuterte, was bei akuten Beschwerden droht. © Olaf Ziegler

Gründe für eine stationäre Behandlung seien eine akute Krise, eine Abnahme der Belastungsfähigkeit und blutiger Auswurf. Der sei zwar in neun von zehn Fällen einer Bronchitis geschuldet, könne aber ein Zeichen für Krebs sein. Die Ärzte in der Klinik können Beschwerden über verschiedene Maßnahmen lindern, geben Sauerstoff, bieten Klopfmassagen an.

In seltenen Fällen könne eine OP hilfreich sein, so Wittenberg. Ist die Lunge geschädigt, aber nicht gleichermaßen überbläht, könne die am schlimmsten betroffene Region „abgeschaltet“ werden durch Einsatz eines Ventils. „So haben die anderen Lungenlappen mehr Platz. Das Verfahren scheint sich durchzusetzen.“

In der Fragerunde geht es auch ums Fliegen

Bei den Fragerunden kam viel Fachspezifisches auf den Tisch, aber auch Alltägliches. Viele Betroffene bewegte die Frage, ob man denn noch ins Flugzeug steigen dürfe. Dr. Burkhard Patzke gab die Antwort: „Nur bei einer weit fortgeschrittenen COPD sind die Patienten gefährdet.“ Der Grund: „Beim Aufstieg des Flugzeugs herrschen Verhältnisse wie auf der Zugspitze in 2400 Metern Höhe.“ Das sei eine Belastung für schwer Lungenkranke. Die Faustregel, die bei der Einschätzung helfen soll, ist eigentlich ganz einfach. „Sie müssen zwei Etagen in einem Zug nach oben laufen können.

Ein anderes Thema bewegt auch die Gemüter. „Welchen Einfluss hat der Feinstaub?“, fragte ein Gast. Dr. Heiko Knoops Antwort fiel kurz aus, ob des Zeitdrucks durch den Anstoß. „Der Feinstaub hat einen sehr hohen Effekt auf Lungenkrankheiten.“