Gelsenkirchen. . Der 19-jährige Gelsenkirchener komponierte das Stück als Auftragswerk. Im Juni feiert er zudem Weltpremiere in Frankreich – auf dem Leuchtturm.

Mit 16 Jahren hatte Marc Vogler seine erste Oper komponiert, machte mit 17 sein Einser-Abi am Max-Planck-Gymnasium. Im Januar 2016 wurde die Premiere seines Stücks „Streichkonzert con brio – ohne Kohle“ stürmisch im kleinen Haus des MiR gefeiert.

Erfolgreich verlief auch seine Komposition „Ode an das Ruhrgebiet“, die im Rahmen der Extraschicht auf Zollverein aufgeführt wurde. Der Gelsenkirchener dirigierte sein Werk mit einem 60-Mann-Orchester selbst. Jetzt ist eine international tätige französische Musikagentur auf den hochbegabten Musiker aufmerksam geworden. Zwei außergewöhnliche Werke wird der 19-Jährige auf dem ältesten Leuchtturm Frankreichs, dem „Phare de Cordouan“, und im Mailänder Dom präsentieren.

Höhenerlebnis auf nahezu offener See

Der junge Musiker ist vor allem gespannt auf das Höhenerlebnis auf nahezu offener See. Der Leuchtturm steht im Atlantik, ist sieben Kilometer vom Festland nahe Royan in der Gironde-Mündung entfernt. Die Franzosen kandidieren mit dem Wahrzeichen aus dem Jahr 1611 in einer medialen Großveranstaltung am 17. Juni für eine Anerkennung als Unesco-Weltkulturerbe. Zu der TV-Übertragung haben sich auch Sandkünstler angesagt.

Flügel wird auf den Leuchtturm transportiert

Marc Vogler ist gespannt auf das Abenteuer auf See: „Für meine Vorstellung des Werkes wird eigens ein Flügel auf den Leuchtturm transportiert.“ Platzmangel scheint es nicht zu geben. Einst sollte Louis XIV auf dem historischen Leuchtturm übernachten. Da hatten die damaligen Gastgeber für den geplanten königlichen Besuch einen Ring mit üppiger Raumausstattung um den Turm gebaut. So greift der Gelsenkirchener bei der Namenswahl des Stückes auch auf die Geschichte zurück. „Le phare des rois – Le roi des phares“ nennt er seine Komposition. Er selbst begleitet sein Stück am Klavier und übernimmt auch den Gesangspart. „Das Werk“, sagt Vogler, „beschreibt nach dem gesungenen Prolog programmatisch die verschiedenen Etagen und damit zeitlichen Epochen des Leuchtturms.“

Gefühle des Leuchtturmwärters ausdrücken

Im Sockel erinnern Klavier- und Violinklänge an die Naturgewalt des Meeres. Trompetenstöße stehen für die Kraft des Leuchtturms, der wie ein Fels in der Brandung steht. Die Triangel schließlich soll den rhythmischen Begleiter des Leuchtsignals symbolisieren. Mit dem Gesang will Vogler auch die Gefühle des Leuchtturmwärters ausdrücken, der meistens allein an seinem Arbeitsplatz verweilen muss. Der Gelsenkirchener Musiker hofft auf großen Zuspruch bei der Uraufführung auf dem ältesten Leuchtturm Frankreichs. Die Veranstalter müssen bei der Präsentation heute schon die Gezeiten im Kopf haben. Nur bei Ebbe können sich Schiffe dem Leuchtturm nähern.

Premiere am 29. April in Mailand

Der Fahrplan der Natur kann Marc Vogler bei seinem zweiten Projekt in Mailand keinen Streich spielen. Über die Hochschule in Düsseldorf bekam der 19-Jährige Kontakt zu einem Musiker, der als Organist im Mailänder Dom arbeitet. Vogler: „Er fragte mich, ob ich ein Auftragswerk für eine Aufführung im Dom schreiben könnte.“ Marc Vogler entschied sich für das Ave Maria. Er schrieb es für vier Solisten, begleitet von Chor und Orgel. Das Ziel des Komponisten war es, die „tragende Musik vom Schwulst der Vergangenheit zu befreien“: „Ich wollte das berühmte Werk in unsere Zeit holen, dem verherrlichenden Text aber gleichzeitig auch durch moderne Musik würdig werden.“ Der Gelsenkirchener ist gespannt, wie das Publikum sein Ave Maria bei der Premiere am 29. April in der Welt drittgrößter Kathedrale und Wahrzeichen Mailands aufnehmen wird.

>> Info: Förderung durch Gesangsstipendien

Marc Vogler saß bereits mit drei Jahren zum ersten Mal am Klavier. Er studiert Komposition und Orchesterleitung an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf.

Über den Kölner Gürzenich-Chor erhielt er ein Gesangsstipendium. Auch über den Städtischen Musikverein bekam der junge Musiker bereits vor zwei Jahren ein Stipendium.