Gelsenkirchen. . Trotz Eises-Kälte: Fast 5000 Freiwillige machen Gelsenkirchen sauber(er). Viele Flüchtlinge sind bei „GEputzt“ aktiv. 22,7 Tonnen Müll gesammelt.
Muda ist der jüngste Putzer. Putzmunter sucht der Sechsjährige mit seiner Stabzange den Rasen am Orange-Platz an der Wanner Straße nach Müll ab. Er hat eine Silvesterrakete gefunden. „Er wollte unbedingt mitmachen, auch bei diesem Wetter“, sagt sein Bruder, der zehnjährige Mohammed. Beide sind bei den Falken, der Nachwuchstruppe der SPD.
„Wenn alle ein bisschen mitmachen, wird’s besser“
Muda kann noch nicht viel Deutsch sprechen, er ist auch schüchtern. „Müll“ sagt er aber. Später wird er vom Gruppenleiter heimgebracht. Es ist einfach zu kalt für den kleinen Mann an diesem Samstagmorgen; fünf Grad minus.
„Natürlich ist das eher symbolisch“, weiß Wolfgang Adolph-Hovenga, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Bulmke. Aber nicht nur, ein Reinigungs-Profi relativiert seine Aussage. „Wenn alle ein bisschen mitmachen, wird’s besser“, sagt Ulrich Husemann, Betriebsleiter der Gelsendienste. Der freiwillig engagierte Eckardt Kling meint sogar: „Das müsste man viel öfter machen, nicht nur einmal im Jahr.“
Enen Abholtermin mit Gelsendienste vereinbaren
Husemann weiß auch, dass auf diese Weise die Verantwortung für die Stadt, in der man lebt, gefördert würde. „Wenn einer jemanden sieht, der etwas achtlos wegwirft, spricht er ihn vielleicht an, was das soll.“ Husemann konstatiert zehn illegale Sperrmüllablagerungen in Gelsenkirchen pro Tag. Dabei kann man seinen Sperrmüll ja jederzeit anmelden, einen Abholtermin mit Gelsendienste vereinbaren. „Aber die Leute stellen ihre Fernseher und Kühlschränke einfach vors Haus“, so Husemann. „Andere sehen das und stellen ihr Zeugs dazu.“
Genau 4728 Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben an diesem Samstag Gelsenkirchen ein bisschen sauberer gemacht, teilen die Gelsendienste mit. In Rotthausen, an der Ecke Lothringer/Belforter/Saarbrücker Straße waren es fast nur Flüchtlinge. 15 blaue Plastiksäcke liegen an einer Ecke des Spielplatzes, prall gefüllt mit leeren Bierdosen, Plastikflaschen, Zigarettenschachteln und sonstigem Kleinmüll; sie werden später von einem der elf Müllwagen der Gelsendienste abgeholt, die heute eine Zusatzschicht fahren.
Daumen hoch im dritten Stock
„Die Leute wollen dem Land etwas zurückgeben“, sagt Elgadi Abbas. Der 38Jährige engagiert sich seit kurzem in der Flüchtlingshilfe. Tatsächlich sind unter den Saubermachern in Rotthausen kaum „Biodeutsche“ zu sehen. Die GEputzer kommen hier zumeist aus Syrien, Afghanistan, dem Irak. „Ich bin aus Syrien geflohen. In meiner Heimat wurde gekämpft“, lässt sich Ammar Alsgaf übersetzen. Der 38Jährige lebt seit zweieinhalb Jahren in Rotthausen. „Ich bin so dankbar für die Hilfe, die Deutschland mir geleistet hat“, sagt er.
„Es ist doch unsere Stadt“, betont Elgadi Abbas. „Wir wollen unser Viertel sauber halten.“ Am Fenster im dritten Stock eines Wohnhauses steht eine ältere Dame. Sie hat die Reinigungsaktion beobachtet. Sie sagt nichts. Sie hebt den Daumen.
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GEputzt ist eine Gemeinschaftsaktion von Ehrenamtlichen, organisiert von Gelsendienste, Stadtmarketing und Stadt Gelsenkirchen. Das Großreinemachen fand zum 19. Mal statt.
Besondere Fundstücke: Elf Kühlschränke, zwei Elektroherde, zwei Waschmaschinen, ein Trockner, sieben Fernseher, 52 Altreifen, 32 Farbeimer und Lacktöpfchen, 91 Schrottteile und Bauschutt. Gesammelt wurden 22,7 Tonnen Müll.