Gelsenkirchen-Bulmke-Hüllen. . Die NRW-Staatssekretärin für Integration, Serap Güler (CDU), diskutierte mit den Klassen 8 des Ricarda-Huch-Gymnasiums über Integration.
Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 8 des Ricarda-Huch-Gymnasiums sind gut vorbereitet auf diese besondere Schulstunde, einige etwas nervös. Sie – je zwei Vertreter aus jeder der vier Klassen – werden gleich die im Politikunterricht erarbeiteten Fragen an Serap Güler stellen. Die Staatssekretärin für Integration im NRW-Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration kommt mit Verspätung in der Aula an; dafür geht es zügig zur Sache.
Wie Serap Güler „Heimat“ versteht
Das mehrheitlich von Schülern mit Zuwanderungsgeschichte besuchte Gymnasium hat in der Jahrgangsstufe 8 in den Fächern Politik und Wirtschaft die Themen Zuwanderung, Asyl und Integration auf dem Unterrichtsplan. In der 8 c von Lehrer Stefan Jelak ist die Idee entstanden, Serap Güler als ausgewiesene Expertin einzuladen – und die Parallelklassen gleich mit.
Martina aus der 8 d macht nach der kurzen Vorstellung Gülers den Eisbrecher: „Was verstehen sie unter Heimat, und fühlen sie sich als Deutsche?“ Etwa hundert junge Zuhörer erfahren, dass die 37-Jährige sich dort Zuhause fühlt, wo Familie und Freunde sind, wo sie geboren ist (in Marl) und wo sie lebt (in Köln). Und „Ja, ich fühle mich als Deutsche.“ Nicht nur, weil sie vor sieben Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen habe.
Auch die Kassiererin ist ein gelungenes Beispiel
Als Muslima in der CDU? „Eine berechtigte Frage“, gesteht Serap Güler. Wo doch die CDU die Partei der Kirche und sie keine Christin, „aber ein gläubiger Mensch“ sei. Aber: „Zu einer Volkspartei gehören heute auch Menschen mit Zuwanderungsgeschichte.“ Die CDU habe sie angesprochen, „weil sie als erste Partei in NRW ein Integrationsministerium eingerichtet hat“.
Nicht gelungene Integration? „Wenn Menschen in der deutschen Gesellschaft nicht ankommen.“ Und wie sieht dann gelungene aus? Da, sagt Güler, müssten nicht immer prominente Beispiele wie etwa Mesut Özil bemüht werden. „Auch die Kassiererin bei Aldi gehört dazu“, sagt Güler.
Fragen nach der Erdogan-Politik
Die Staatssekretärin erklärt den Schülern Mittwochmorgen auch, dass es nötig sei, Integration sachlicher zu betrachten. Wie vorurteilsbelastet die Debatte sei, machte sie am Beispiel des tragischen Schülermordes in Lünen fest. „In sozialen Netzwerken wurde sofort nach der Herkunft des Täters gefragt!“
Diese Frage steht unter „optional“ auf dem Zettel und sie kommt nach Abschluss der offiziellen Runde auf dem Podium: „Wie schätzen sie die Politik von Herrn Erdogan ein?“ Serap Güler lächelt, sie ist vorbereitet. „Das werde ist öfter gefragt.“ Ihre Antwort ist deutlich: „Es ist schrecklich. Die Türkei hat sich von Demokratie und Rechtstaatlichkeit entfernt.“ Sie wünschte sich, „dass viel mehr türkischstämmige Menschen in Deutschland das kritisieren“. Sie findet vor den Schülern deutliche Worte: „Jeder in diesem Raum und in der Presse hat das Recht, Merkel zu kritisieren. Ohne Angst haben zu müssen.“ In der Türkei gehe das nicht. „Da sitzen Journalisten im Gefängnis!“