Gelsenkirchen-Erle. . WIN-Ratsherr widerspricht der Verwaltung und auch der Grünen-Fraktionschef hat in Sachen Trödelmarkt an der Veltins-Arena Diskussionsbedarf

Argumente, so zahlreich wie die Angebotspalette auf dem Flohmarkt an der Veltins-Arena groß ist, sind in den letzten Wochen ausgetauscht worden. Das Skurrile daran: Zur Klärung des Sachverhaltes, ob der Trödelmarkt in dieser Form überhaupt rechtens ist, hat die Diskussion nicht beigetragen.

Klar ist nur eines: „Der FC Schalke 04 hat den Vertrag mit dem Betreiber 2016 um zehn Jahre bis 2026 verlängert“, sagt Unternehmenssprecherin Anja Kleine-Wilde. Und ergänzt: „Eine Sortimentsbeschränkung gibt es nicht“. Das erklärt auch Stadtbaurat Martin Harter.

Städtische Forderung

Allerdings hat der Rat der Stadt im Juni 1995 einem Forderungskatalog für Trödelmärkte auf städtischen Grundstücken zugestimmt. Demnach sollte der Verkauf von Neuwaren auf zehn Prozent beschränkt, der von Obst und Gemüse komplett verboten werden.

„Diese städtischen Forderungen formulieren die Erwartungen für künftige Vertragsverhandlungen“, erläutert Stadtsprecher Martin Schulmann. Schon 1995 war klar: „Dies ist jedoch nur durch einvernehmliche Regelungen oder bei Auslaufen der Verträge möglich“

„Vorgabe von 1995 ist klar.“

Was in den folgenden 23 Jahren dann nicht passiert, darüber streiten heute zumindest Teile der Politik und Verwaltung. „Für mich ist die Vorgabe von 1995 klar“, sagt Peter Tertocha (Bündnis 90/ die Grünen), der Akteneinsicht in die Causa Flohmarkt bekommen hat.

Zu überprüfen sei, ob die Stadt als Eigentümerin des Geländes nicht spätestens bei anstehenden Vertragsverhandlungen ihre Forderungen hätte durchsetzen können. In einer Anfrage an die Stadt hat die WAZ am 9. Februar diese Frage ebenfalls gestellt. Bis Redaktionsschluss gestern Abend lag keine Antwort vor.

Privatrechtliche Möglichkeiten

Ali-Riza Akyol (WIN) geht noch weiter. „Die Stadt hat privatrechtliche Möglichkeiten nicht ausgeschöpft“. Und widerspricht Harter: „Es hat Sortimentsvorgaben gegeben“. Akyol verweist auf ein Schreiben der Stadtverwaltung, in dem es heißt: „Bei den seinerzeitigen Übertragungen wurden die von Rat beschlossenen Auflagen für Trödelmärkte durch privatrechtliche Vereinbarungen gesichert. Die Einhaltung dieser Auflagen wird selbstverständlich ... überprüft.“

Wenig erfolgreich, muss man vermuten. Denn der Betreiber des „Gigantmarktes“ wirbt auf seiner Internetseite, einer „der größten Trödel- und Neuwarenmärkte in ganz Deutschland“ zu sein. „Der Flohmarkt steht im Widerspruch zum Einzelhandelskonzept“, sagt Akyol und ist überzeugt, dass der Megamarkt Kaufkraft aus der Innenstadt abzieht. „Für eine solche Schädigung gibt es bislang keine Belege“, erwidert Stadtbaurat Martin Harter in seinem Bericht für die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses.

Konkurrenz für die Innenstadt

„Natürlich entzieht der Flohmarkt an der Veltins-Arena der Innenstadt Kaufkraft“, erklärt Dirk Niewöhner, Inhaber der Buchhandlung Kottmann in der buerschen City. In dem Punkt kann er den Schulterschluss wagen mit den Markthändlern.

„Die Obst- und Gemüseangebote im Berger Feld entsprechen zwar nicht unserer Qualität, die Angebote bilden aber eine Konkurrenz, und das haben wir der Verwaltung in der Vergangenheit auch wiederholt mitgeteilt“, sagt der Sprecher der Markthändler Hans-Wilhelm Wienen. Zudem irritiere ihn, dass einige Textilhändler donnerstags auf dem Markt in Buer stehen und samstags ihre Hosen auf dem Trödelmarkt anbieten.