Der Flohmarkt an der Veltins-Arena beschäftigte in dieser Woche den Wirtschaftsausschuss. Ein Kommentar.

Heute erzähle ich Ihnen mal eine Geschichte. . .

Als ich vor drei Wochen auf dem Weg zu einem Termin über die Willy-Brandt-Allee fuhr, traute ich meinen Augen nicht: Menschenmassen auf der Straße! Wo kommen die her? Wo wollen die hin? Ach ja, da ist Trödelmarkt. . . Aber dass da so viele Menschen geradezu „hinpilgern“ – irgendwie erstaunte mich das. Sie müssen wissen: Ich wohne in Dorsten, bin seit April 2017 Redaktionsleiter der WAZ in Gelsenkirchen. Manchmal halte ich Dinge für neu oder erwähnenswert, die für Gelsenkirchener längst ein alter Hut sind. Am Flohmarkt an der Veltins-Arena bin ich bis zu diesem Tag noch nie vorbeigefahren.

Was zieht die Menschen auf den Trödelmarkt?

Und so fragte ich am Montag danach in der Redaktionskonferenz meine Kollegen: Wann haben wir zum letzten Mal über diesen Markt berichtet? Ein paar Jahre sei das bestimmt her, so die Antwort. Also, so mein Gedanke, könnte man das mal wieder machen. Ich bestellte bei einer Mitarbeiterin eine Reportage. Tenor: Was zieht die Menschen auf den Trödelmarkt? Weitere Vorgaben oder Wünsche gab es keine. Herausgekommen ist eben jene Reportage, die Sie seit Anfang der Woche hier lesen können: eine Lesegeschichte über einen Markt-Bummel.

Der Flohmarkt an der Veltins-Arena zieht immer wieder Massen an.
Der Flohmarkt an der Veltins-Arena zieht immer wieder Massen an.

Auf unserer Facebook-Seite wurde die Reportage teilweise zerrissen. Zu unkritisch, was den Verkauf von Neuwaren angeht, und fernab der vermeintlich entscheidenden Frage: „Ist der Markt, so wie er sich darstellt, überhaupt genehmigungsfähig?“

In die Debatte mischte sich auch der Stadtverordnete Ali-Riza Akyol (WIN) ein. Er schrieb: „In der nächsten Sitzung des Ausschusses für Wirtschaftsförderung an diesem Donnerstag ist das Thema auf der Tagesordnung. Die WAZ bereitet quasi den Boden für eine politische Diskussion zu der Haltung der SPD, indem sie das Thema verharmlost. Für mich ist das schon Kalkül.“ Diese Behauptung ist eine Unterstellung, die jeder Grundlage entbehrt. Glaubt Herr Akyol ernsthaft, die WAZ schaut sich Wochen im Voraus die Tagesordnungen aller Ausschüsse an mit dem Ziel, bei bestimmten Themen mit Verwaltung und SPD-Mehrheitsfraktion gemeinsame Sache zu machen?

Akyols Einschätzung nach Akteneinsicht

Damit stellt sich die Frage, wie folgende Einschätzung des Verschwörungstheoretikers Akyol eigentlich zu bewerten ist. Er schrieb nach Akteneinsicht: „Es gibt eine Vorgabe des Rates, wonach der Verkauf von Neuwaren auf zehn Prozent begrenzt ist, der Verkauf von Obst und Gemüse, Süßwaren und Gebäck verboten ist. Gegen diese Vorgaben wird verstoßen und die (SPD-)Verwaltung schaut nicht nur weg, sie hält auch Ihre schützende Hand über den Flohmarkt(-Betreiber).“

Dies wurde von Rechtsdezernent Christopher Schmitt mit dem Satz „Diese Behauptung ist falsch“ zurückgewiesen. Es sei ein Forderungskatalog gewesen, kein Vertrag.

Eine Frage und eine Erkenntnis

Was bleibt? Für uns die zurzeit nicht überprüfbare Frage nach der Wahrheit. Aber die Erkenntnis, dass der Flohmarkt, der einerseits die Massen anzieht, andererseits massenhaft Kritiker hat, noch lange ein Thema bleiben wird. Wir bleiben dran – ohne uns vorher mit jemandem abzusprechen!