Gelsenkirchen. Die Straßenbahn 302 fährt jetzt alle fünf Minuten vom Hauptbahnhof in Gelsenkirchen nach Buer und zurück. Aktionsticket zieht aber noch nicht.

Seit Montag fährt die Straßenbahn 302 zwischen Buer Rathaus und dem Gelsenkirchener Hauptbahnhof alle fünf Minuten, zuvor kam die Bahn bis abends nur halb so oft. Das neue Pilotprojekt soll helfen, die Luftqualität zu verbessern, indem möglichst viele Menschen autofrei in die Innenstadt und zurück fahren können.


„Betrieblich funktioniert der neue Takt einwandfrei, auch mit dem Sonderverkehr bei Fußballspielen“, sagt Bogestra-Sprecherin Karoline Rösner.
„Betrieblich funktioniert der neue Takt einwandfrei, auch mit dem Sonderverkehr bei Fußballspielen“, sagt Bogestra-Sprecherin Karoline Rösner.

Um eine Zwischenbilanz zu ziehen, sei es noch deutlich zu früh, sagt Bogestra-Sprecherin Karoline Rösner, „und das neue Ticket muss erst noch bekannter werden und sich weiter rumsprechen, aber alle Rückmeldungen sind bisher positiv“. So sei zwar das Ticket, das man ausschließlich an der Arena oder der Haltestelle Berger See mit der Nahverkehrs-App „Mutti“ kaufen kann, speziell für Pendler, der Fünfminutentakt der Linie 302 hingegen, „ist für alle, die schneller in die Stadt wollen, ohne Stau und ohne einen Parkplatz suchen zu müssen“.

Das extra dafür neu eingeführte Aktionsticket wird an Altweiber allerdings noch nicht oft genutzt. Auf dem Parkplatz (Park & Ride) an der Arena stehen morgens gegen elf Uhr, während sich die Jecken in der Innenstadt für den Rathaussturm wappnen, nur vier Autos.

Service-Mobil steht an der Arena bereit

Das Service-Mobil der Bogestra parkt ebenfalls dort, schon seit sechs Uhr. Zwei Mitarbeiter stehen bereit, um alle Fragen zum neuen Angebot zu beantworten. „Wir helfen vor allem dabei, die ,Mutti’-App herunterzuladen und zeigen, wie man sie bedient“, sagt Paul Proca von der Bogestra. Diese Hilfe bietet das Unternehmen seinen Kunden in der Anfangszeit an, so Sprecherin Karoline Rösner. Die Mitarbeiter sind montags bis freitags von 6 bis 13 Uhr vor Ort. Zusätzlich, so Rösner, gebe es einen WLAN-Hotspot an der Arena, „damit niemand sein eigenes Datenvolumen benutzen muss, um Mutti runterzuladen und zu benutzen“.

Wie viele der neuen Tickets namens „24-Stunden-Ticket P+R“ bereits verkauft wurden, könne die Bogestra nicht sagen. Ein Zwischenstand gebe es erst in einer späteren Projektphase.

Parkplatz bleibt bei Schalke-Heimspielen geschlossen

Zudem war der Parkplatz am Stadion in dieser ersten Woche nicht durchgängig geöffnet; am Donnerstag war er gesperrt, weil der FC Schalke 04 im DFB-Pokal den VfL Wolfsburg zu Gast hatte. An anderen Heimspieltagen wird der kostenfreie Parkplatz ebenfalls geschlossen sein.

Die Rückmeldungen zeigen allerdings, so Karoline Rösner, dass bereits mehr Leute die Straßenbahn 302 nutzen als vor dem dichteren Takt. „Einige Anwohner, die an der Strecke wohnen, haben uns gesagt, dass sie jetzt lieber mit der Bahn als mit dem Auto fahren.“ Längst nicht alle würden jedoch das neue Ticket nutzen. Gerade Bueraner würden durch den engen Takt aber verstärkt in die Altstadt fahren, diese würden dann Einzel- oder Viererkarten kaufen oder hätten teilweise bereits Monatskarten.

Freude über weniger volle Bahnen

„Die Änderungen sind auf jeden Fall besser“, findet Mete Namli. Der 21-


Hinweisschild an der Haltestelle Berger See zum Parkplatz (Park & Ride).
Hinweisschild an der Haltestelle Berger See zum Parkplatz (Park & Ride).

jährige fährt regelmäßig mit der 302 zum Arbeitsplatz, „und seit Montag sind die Bahnen nicht mehr so voll wie sonst.“ Auch das Umsteigen sei jetzt entspannter.

Ebenfalls an der Haltestelle Berger See, der zweiten Verkaufsstelle für das Online-Ticket, mit dem man auf allen Linien 24 Stunden lang beliebig oft zwischen Hauptbahnhof und Buer Rathaus hin- und herfahren kann, freuen sich die Fahrgäste über den Fünfminutentakt. Anders als an der Arena ist dort am Donnerstag der Parkplatz an der Obererle gut gefüllt, nachmittags stehen darauf fast 30 Autos.

Das Projekt endet in sechs Monaten

Erfreulich sei übrigens nicht nur die bisherige Resonanz der Fahrgäste, sagt Bogestra-Sprecherin Karoline Rösner, sondern auch die Rückmeldung aus dem Unternehmen selbst. „Betrieblich funktioniert der neue Takt einwandfrei, auch mit dem Sonderverkehr bei Fußballspielen.“

Ob es sich aber durchsetzt, dass die Straßenbahn 302 auch künftig alle fünf Minuten über den Kanal fährt und ob das Aktionsticket für zwei Euro dann vielleicht bestehen bleibt, das wird erst entschieden, wenn die sechsmonatige Projektphase beendet ist.

>>> Grüne: Taktverdichtungist richtig und wichtig

Die Grünen begrüßen die Taktverdichtung der Straßenbahnlinie 302 zwischen Gelsenkirchen und Buer als ersten Schritt in die richtige Richtung. Ziel müsse aber sein, die Testphase in eine Dauerlösung umzuwandeln. Mirco Kranefeld, verkehrspolitischer Sprecher: „Die Taktverdichtung der Linie 302 auf fünf Minuten ist richtig und wichtig. Aber mit der Testphase ist es noch lange nicht getan. Hier muss anschließend eine Verstetigung stattfinden. Doch wir sind froh, dass diese notwendige Maßnahme überhaupt eingeleitet wurde.“

Die Grünen teilen laut Kranefeld die Hoffnung, dass diese Maßnahme einen Beitrag zur Lösung der Probleme der Kurt-Schumacher-Straße leistet. Die Grünen sähen die positive Veränderung nur als Auftakt zu einer „radikalen aber notwendigen Verkehrswende in Gelsenkirchen“. Und schauen bei dem Thema über die Stadtgrenzen hinaus. Kranefeld: „Wir wollen, dass das Ruhrgebiet im ÖPNV enger zusammenwächst.“