Gelsenkirchen-Buer. . Zäsur am Eduard-Spranger-Berufskolleg in Buer: Manfred Abstiens geht nach 38 Jahren vor Ort, davon acht Jahre als Leiter, in den Ruhestand.

Was für ein Glück, dass Wünsche nicht immer in Erfüllung gehen: Mit dieser Erkenntis wechselt Manfred Abstiens, Leiter des Eduard-Spranger-Berufskollegs, Ende des Monats nach rund 38 Jahren Schuldienst in den Ruhestand. 1980, nach dem Abitur am Berufskolleg Augustastraße und dem Referendariat in Dortmund, hatte er drei Schulen auf seinem Wunschzettel stehen – ohne Erfolg. Zugewiesen wurde er dem ESBK in Buer. „Und das war ein absoluter Glücksgriff“, sagt er im Rückblick.

„Das Kolleg hier ist ganz schnell meine berufliche Heimat geworden, weil das Kollegium mich damals sofort gut aufgenommen und mir später die Arbeit als Leiter erleichtert hat. Nach wie vor ist es ein Riesenpfund, mit dem wir wuchern und auf dem sich der gute Ruf der Schule gründet“, schwärmt der 65-Jährige von der konstruktiven, herzlichen Atmosphäre im Team.

Vom Tageslichtprojektor zu PC-Räumen

Trotzdem: Ein Spaziergang waren die rund 20 Jahre in der Schulleitung, davon die letzten acht als verantwortlicher Leiter, nicht. Zu sehr veränderten sich etwa die soziale und kulturelle Zusammensetzung der Schülerschaft, technische Rahmenbedingungen sowie Vorgaben aus Düsseldorf.

„Als ich hier 1980 als Junglehrer für Betriebswirtschafts-, Volkswirtschaftslehre, Rechnungswesen und Politik begann, musste ich die Leuchtmittel für die Tageslichtprojektoren noch im Hans-Sachs-Haus abholen. Heute sind wir mit acht PC-Räumen à 26 Rechner ausgestattet. Damals gab es kaum Schüler mit Migrationshintergrund. Heute stellen sie 85 Prozent. Diese Vielfalt ist bereichernd , birgt aber auch Konfliktpotenzial; das allerdings zu bewältigen ist“, betont der gebürtige Rotthauser, stolz darauf, dass sein Nachfolger Ralf Niebisch noch in 2018 einen zweiten Sozialarbeiter begrüßt.

Viele Neuerungen in Schulentwicklung angestoßen

Auch sonst hat Abstiens als Chef von 2500 Schülern und 105 Lehrern in Sachen Schulentwicklung Neuerungen auf den Weg gebracht: Angefangen von der Partnerschaft mit einer Berufsschule im ostchinesischen Qingdao über die Kooperation mit der Uni Essen/Duisburg bis hin zur Zusammenarbeit mit Schalke. Letztere regelt nicht nur die Freistellung von Berufsschülern des S04-Internats für Training und Spiele, sondern auch das Nacharbeiten des Unterrichtsstoffs. „Das funktioniert hervorragend.“

Abstiens war es auch, der Arbeitsgemeinschaften wie Kochen, Golf oder Theater anregte („das bieten Kollegen in ihrer Freizeit an!“) und Sprachzertifikate ins Angebot des Kollegs aufnahm. „Da bin ich dann der Pädagoge, der den ganzen Menschen im Blick hat.“

Abschluss auch für vermeintlich hoffnungslose Fälle

Woran er sich im Rückblick besonders gerne erinnert? Da ist zum Einen die Reise nach China 2010, bei der er eine so völlig andere (Unterrichts-) Kultur kennenlernte: „Der Schulleiter kann seine Lehrer in den Klassenzimmern doch tatsächlich per Videokameras überwachen“, berichtet Abstiens – froh darüber, dass das in Deutschland so nicht möglich ist.

Zum Anderen sind es Erfolgserlebnisse, anfangs wenig leistungsbereiten Schülern am Ende „mit viel gutem Zureden, Brückenbauen, Empathie und Strenge“ doch noch zu einem Abschluss verholfen zu haben – wie einem jungen Mann mit Hauptschulabschluss, der am Ende tatsächlich das Abitur am ESBK ablegte. „Als ich bei der Zeugnisausgabe in seine strahlenden Augen blickte und gratulieren konnte, war das ein tolles Gefühl!“