Altstadt. Um die Volkskrankheit Depression geht es beim WAZ-Medizinforum in Gelsenkirchen am 28. Februar mit den Evangelischen Kliniken.

. Der Volkskrankheit Depression und deren Diagnostik und Behandlung ist das WAZ-Medizinforum mit den Evangelischen Kliniken am Mittwoch, 28. Februar, gewidmet. Jeder fünfte Deutsche erkrankt im Laufe seines Lebens an einer Depression. Damit ist es die häufigste Erkrankung und eine sehr gefährliche ist es zudem. Zum einen wegen der vielen drohenden Begleiterkrankungen, zum Beispiel Rückenschmerzen.

Gefährlich sind Depressionen vor allem, wenn sie nicht erkannt und behandelt werden – es droht Suizidgefährdung. Der Großteil der Selbstmorde in Deutschland steht laut Experten in Zusammenhang mit Depression oder Schizophrenie. Wobei die Zahl der Todesopfer durch Selbstmord in Deutschland seit Jahrzehnten doppelt so hoch ist wie die der Verkehrstoten, betont Priv.-Doz. Dr. Marcus Agelink, Chefarzt der Klinik für seelische Gesundheit und Präventivmedizin an den Ev. Kliniken. Im Forum will Agelink erläutern, was unter einer Depression zu verstehen ist und welche Symptome darauf hinweisen können. Bei Männern können das auch Gereiztheit und Aggressivität sein.

Antidepressiva, Gesprächstherapie und Hirnstimulation

Priv.-Doz. Dr.  Marcus W. Agelink ist Chefarzt der Klinik für Seelische Gesundheit und Präventivmedizin an den  Evangelischen Kliniken.
Priv.-Doz. Dr. Marcus W. Agelink ist Chefarzt der Klinik für Seelische Gesundheit und Präventivmedizin an den Evangelischen Kliniken. © Michael Korte

Thema werden zudem Behandlungsmöglichkeiten sein. Wirksamkeit, Gefahren und Nebenwirkungen von Antidepressiva stehen dabei ebenso im Fokus wie Gesprächstherapien und Hirnstimulation. Die Oberärztin der Klinik, Dr. Julia Bozena Pach, wird die „repetitive transkranielle Magnetstimulation“ vorstellen, und zwar theoretisch und praktisch. Dabei können mit Hilfe starker Magnetfelder Bereiche des Gehirns sowohl stimuliert als auch gehemmt werden. Das Verfahren wird in Gelsenkirchen nur an den Evangelischen Kliniken angeboten und bei Depressionen, Tinnitus und zum Teil bei Schizophrenien genutzt. „Es gibt dabei kaum bis keine Nebenwirkungen und die Wirksamkeit ist vergleichbar mit der von Antidepressiva“, erklärt Agelink. An den EvK wird mit dem Verfahren seit zehn Jahren gearbeitet.

„Ein sehr wirksames und ungefährliches Verfahren“

Oberärztin Dr. Julia Bozena Pach ist überzeugt von der Wirksamkeit und Nebenwirkungsarmut der Hirnstimulationsverfahren.
Oberärztin Dr. Julia Bozena Pach ist überzeugt von der Wirksamkeit und Nebenwirkungsarmut der Hirnstimulationsverfahren. © Michael Korte

Bereits seit 25 Jahren wird dort Elektrokonvulsionstherapie bei Depressionen eingesetzt. Ein Verfahren, das in Deutschland aufgrund des Missbrauchs von experimentellen Elektroschocks im Dritten Reich bis heute im Vergleich zu anderen Ländern, vor allem in Skandinavien, eher selten genutzt wird. „Dabei ist es ein sehr wirksames und ungefährliches Verfahren, mit dem wir große Erfahrungen haben“, betont Pach. In der Tat haben sich die Einsatzbedingungen stark verändert, die Behandlung erfolge heute in Kurznarkose und sei ebenfalls extrem nebenwirkungsarm, wie die Experten hervorheben.

Extrem hoher Schaden für die Volkswirtschaft

Als Thema angerissen wird auch die mögliche Vorbeugung gegen Depressionen und Suizidgefährdung, für die es bislang kaum Aufklärungsangebote gibt, was Agelink in Gelsenkirchen jedoch ändern will. Es gibt nämlich noch einen weiteren Aspekt: Auch der volkswirtschaftliche Schaden, der auch durch depressiv bedingte Fehlzeiten entsteht, ist immens. 22 Milliarden Euro sollen es in Deutschland im Jahr sein.

Anmeldung ab sofort möglich

Das WAZ-Medizinforum zur Volkskrankheit Depressionen beginnt am Mittwoch, 28. Februar, um 18 Uhr im Seminarraum im 10. Stock der Evangelischen Kliniken, Munckelstraße 27. Nach den Vorträgen stehen die Ärzte für Fragen zur Verfügung.

Die Teilnahme ist für WAZ-Leser wie immer kostenfrei. Aus Planungsgründen wird ab sofort um verbindliche Anmeldung gebeten unter 0201 804 8058.

Selbsttest auf Depressionsgefährdung

Es gibt einen von der Weltgesundheitsorganisation WHO anerkannten Schnelltest, der zeigt, ob ein Depressionsverdacht bei einem Menschen besteht. Es ist ein Selbsttest, bei dem Sie, liebe Leser, selbst prüfen können, ob Sie gefährdet sein könnten. Hier die Fragen, die sich auf die letzten beiden Wochen beziehen sollen:

1: Ich bin froh und guter Laune

2: Ich fühle mich ruhig und entspannt

3. Ich fühle mich attraktiv und voller Energie

4. Beim Aufwachen fühle ich mich frisch und ausgeruht

5. Mein Alltag ist voller Dinge, die mich interessieren

Antwortmöglichkeiten sind bei jeder Frage: Immer=5 Punkte, Meistens=4 Punkte, Mehr als die Hälfte der Zeit = 3 Punkte, Weniger als die Hälfte der Zeit = 2 Punkte, Ab und Zu = 1 Punkt, Nie = 0 Punkte.

Wenn Sie bei den fünf Fragen weniger als 13 Punkte gesammelt haben, heißt das natürlich nicht automatisch, dass Sie schwer depressiv und behandlungsbedürftig sind. Aber bei Antworten unterhalb diesem Bereich empfiehlt die WHO eindeutig, den Depressionsverdacht von einem Experten prüfen zu lassen.