Gelsenkirchen. . „Konfetti im Kopf“: Eine Foto-Ausstellung im Wissenschaftspark Gelsenkirchen zeigt Licht- und Schattenseiten einer Erkrankung, die oft Angst macht

Diese Menschen lachen, sinnieren und umarmen ein­ander. Sie rauchen Zigarre, würfeln, lassen sich schminken, tanzen, gehen ins Theater. Aus ihren Gesichtern spricht Freude, am Leben, an den anderen. Das müsste man gar nicht betonen, würde es sich bei den Menschen auf den Fotos von Michael Hagedorn nicht um Demenz-Kranke handeln.

Seit 2005 hat der Hamburger Fotograf die heute umfangreichste Bild-Dokumentation über Demenz erstellt, nun ist ein Teil davon auf dem langen, lichtdurchfluteten Quergang des Wissenschaftsparks Gelsenkirchen zu sehen, dank der „Fotografieprojekte Bild.Sprachen“. Und Rudi Assauer ist auch dabei, wie er an seinem 70. Geburtstag textsicher Schalke-Lieder anstimmt, im Kreis von Gerald Asamoah, Marc Wilmots, Mike Büskens und Martin Max. Oder mit Klaus „Tanne“ Fichtel und seiner Tochter Bettina Michel, die ihn betreut, auf dem Sofa sitzt.

Die Pflege nach der Demenz-WG

Michael Hagedorn gelingt mit all seinen Bildern ein eindringliches Plädoyer dafür, sich angesichts der Diagnose Demenz nicht gleich zu erschießen, wie Gunther Sachs es tat. Es ist schon wahr: unter der Demenz beginnt das Ich sich aufzulösen. Und dass man es merkt, mag sich seltsam anfühlen; aber es kann eben auch sein wie „Konfetti im Kopf“ – der Titel der Ausstellung stammt von einem Demenzkranken, der sein Empfinden zu beschreiben versucht. Hagedorn zeigt auch die Momente der Vewirrung, die herausgestreckten und heraushängenden Zungen, die Pflege, die nötig wird, wenn das Leben in der Demenz-WG nicht weitergehen kann. Aber das ist eben nur eine von vielen Seiten der Demenz. Umso heilsamer der Besuch dieser Ausstellung.

„Konfetti im Kopf“. Wissenschaftsparkt Gelsenkirchen. Munscheid­straße 14, bis 6. Juni. Werktags 6-19 Uhr, sa 7.30-17 Uhr.