Buer. . Der Bueraner Oliver Bloemkolk hat sich als Präventologe selbstständig gemacht. Seine Ziele: Burnouts vermeiden helfen, Arbeitsschutz verbessern.
Oliver Bloemkolk ist Präventologe. Ja, das gibt es wirklich. Dafür hat er ein Fachstudium absolviert und sich am 1. August als solcher selbstständig gemacht. 25 Jahre arbeitete der 47-Jährige in verschiedenen Branchen im Vertrieb, davon fünf Jahre als Coach und Trainer.
„Die Arbeitswelt wird zunehmend schlimmer“
Er bringt jetzt anderen bei, wie man mit Stress umgeht, mit welchen Mechanismen man sich vor krank machenden Einwirkungen schützen kann, und vor allem, wie man vermeidet, einen Burnout zu bekommen. „Die Arbeitswelt wird zunehmend schlimmer, überall werden Druckmittel eingesetzt, Mitarbeiter entlassen. Die anderen müssen dann die Arbeit mitmachen. Dazu kommt der Zeitdruck, der ständig erhöht wird“, nennt der 47-Jährige Gründe für die fatale gesundheitliche Entwicklung in der Gesellschaft.
„Das hält auf Dauer niemand aus“
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Er habe einen völlig überarbeiteten Klienten gehabt, der ihm geschildert habe, wie in seinem Beruf die Abläufe heute sind. Ein Kunde wünschte ein Angebot, das er ausarbeiten und einige Tage später abschicken wollte. Nein, habe der Mann am Telefon gesagt, er wolle das Angebot in der nächsten halben Stunde haben. „Solcher Druck macht einen fertig, das hält auf Dauer niemand aus“, sagt Bloemkolk.
Gefährdungsbeurteilung der psychischen Belastung
Lernen kann man bei ihm, einen Perspektivwechsel in der Sicht auf sich selbst vorzunehmen, Prioritäten zu setzen, ein vernünftiges Zeitmanagement zu trainieren. Vor allem in einem fast unbekanntem Feld will der Gelsenkirchener arbeiten: auf dem Gebiet des Arbeitsschutzes. „Seit 2013 gibt es ein Gesetz, das fast niemand kennt. Da hat der Gesetzgeber beschlossen, dass der Arbeitgeber verpflichtet ist, eine sogenannte Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen vornehmen zu lassen.“ Es ist eine anonyme Online-Befragung der Mitarbeiter, die eine Viertelstunde dauert und vorher mit dem Betriebsrat abgestimmt worden ist. Sie muss alle drei Jahre durchgeführt werden.
EU Sozialfonds zahlt die Hälfte
Oliver Bloemkolk ist berechtigt, diese Befragung durchzuführen. Die Ergebnisse werden analysiert, dokumentiert und zertifiziert. Für den Arbeitgeber soll es eine Grundlage sein, wenn nötig Veränderungen im Arbeitsbereich vorzunehmen. „Nach einer Studie der Techniker Krankenkasse gibt es 17,7 Krankheitstage pro Mitarbeiter pro Jahr. Dabei haben psychische Erkrankungen in den vergangenen 15 Jahren um 90 Prozent zugenommen. Da psychisch Erkrankte im Schnitt 77 Arbeitstage fehlen, muss es für den Arbeitgeber von größtem Interesse sein, für die psychische Gesundheit seiner Mitarbeiter zu sorgen“, sagt Bloemkolk. Im übrigen zahle der Europäische Sozialfonds die Hälfte der Zertifizierung, betont er.