Gelsenkirchen. . Bildhauer Gunter Demnig kommt im November wieder nach Gelsenkirchen. 25 Namen an sieben Orten der Stadt erinnern an tragische Schicksale.
- 161 Stolpersteine hat der Verein Gelsenzentrum mit Hilfe von Paten und Sponsoren seit 2009 verlegt
- Im November wird der Kölner Bildhauer Gunter Demnig 25 weitere Exemplare an sieben Orten legen
- Erstmals ist die Bahnhofstraße dabei: Vor dem Haus Nummer 22 wird an Familie Leo Gompertz erinnert
Als weiteren Meilenstein in der Geschichte der Gelsenkirchener Erinnerungskultur bezeichnete Andreas Jordan auf der Homepage seines Gelsenzentrums e.V. anno 2009 die erste Verlegung von Stolpersteinen. Sie waren Simon und Frieda Neudorf gewidmet. „An diesem denkwürdigen Tag, dem 13. Juli 2009, haben wir, die Initiatoren, Förderer und Paten, gemeinsam Stadtgeschichte geschrieben...“
Aktion ist fast schon ein Selbstläufer
Jahr für Jahr kommt seither der Kölner Bildhauer Gunter Demnig nach Gelsenkirchen, um weitere Gedenkorte mit Stolpersteinen auszuweisen – und damit an Menschen zu erinnern, die von Nazi-Verbrechern im so genannten „Dritten Reich“ verfolgt, deportiert, ermordet wurden.
161 solcher Namenssteine hat er bereits verlegt, 25 neue kommen am Freitag, 24. November dazu. „Die Aktion ist inzwischen fast zu einem Selbstläufer geworden“, sagt Andreas Jordan. „Ich habe inzwischen zwar unheimlich viele Kontakte, aber die Familien geben die Nachricht über unsere Stolpersteine untereinander weiter.“ An sieben verschiedenen Orten der Stadt wird Gunter Demnig also weitere Stolpersteine in das Pflaster Gelsenkirchener Gehwege einsetzen.
Teilnehmer reisen aus Israel, Australien und USA an
„Besonders ist jede Steinverlegung“, meint Jordan. Und immer wieder gibt es auch eine Premiere. Diesmal etwa diese: Erstmals werden Stolpersteine auf der Bahnhofstraße (Ecke Klosterstraße) verlegt. Sie erinnern an Familie Leo Gompertz. Angehörige und Nachfahren der Familien Block, Cohn und Gompertz haben angekündigt, eigens aus den USA, aus Israel und Australien anzureisen.
„Stolpersteine erinnern auch an Wendepunkte in den individuellen Lebenswelten, an eine oftmals glückliche Zeit, bevor Angst, Ausgrenzung und Rassenwahn das Leben der Verfolgten bestimmten. Namen kehren mit der Verlegung von Stolpersteinen zurück in unseren Alltag. Und zwar genau dort, wo die verfolgten Menschen vor ihrer Verhaftung, Flucht, Verschleppung oder Ermordung ihre Lebensmittelpunkte hatten, inmitten der Stadtgesellschaft – vor den Türen ihrer Häuser,“ sagt Jordan.
Inschrift beginnt mit „Hier wohnte...“
In die Messingoberfläche der Steine werden von Hand Inschriften eingeprägt, die meist mit den Worten „Hier wohnte“ beginnen und Name, Geburtsjahrgang, Eckdaten der Verfolgung und Todesort tragen. Derart unauslöschlich gemacht, erinnert die Inschrift dauerhaft an Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft, Religion, sexuellen Orientierung oder politischen Gesinnung von den Nazis verfolgt und zumeist ermordet wurden.
Im Gedenken sollen Familien wieder symbolisch „zusammengeführt“ werden, so werden auch Familienmitglieder einbezogen, die überleben konnten. Zur Teilnahme an den Verlegungen sind wie immer alle Interessierten eingeladen.
Aktion beginnt an der Poststraße 9
Die Aktion beginnt am 24. November um 9 Uhr an der Poststraße 9 und endet um 12.45 Uhr an der Bahnhofstraße 22. Zeitverschiebungen von plus/minus 15 Minuten, darauf weist Jordan hin, sind nicht auszuschließen.
>>> Info: Biografien auf stolpersteine-gelsenkirchen.de
Auf ihrer Webseite www.stolpersteine-gelsenkirchen.de hat die Projektgruppe Stolpersteine biografische Skizzen der Lebens- und Leidenswege der Menschen veröffentlicht, an die schon bald Stolpersteine erinnern werden.
Namentlich sind das 2017 die Familie Josef Günsberg, Familie Siegfried Block, Elisabeth Makowiak, Familie David Nussbaum, Fritz Gompertz, Familie Siegfried Cohn sowie die Familie Leo Gompertz.