Bismarck/Feldmark/Schalke. . Gremien der Pfarrei St. Joseph stellten ihr Zukunftskonzept vor. Prozess zieht sich bis 2030 hin. Kirche bleibt in fünf Stadtteilen präsent.
- Drei Kirchen in der Pfarrei St. Joseph werden innerhalb der nächsten 13 Jahre aufgegeben
- St. Franziskus bis 2020, St. Antonius bis 2025, die Schalke-Kirche St. Joseph bis 2030
- Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat stellten der Gemeinde ihr Zukunftskonzept vor
Drei Kirchen in der Pfarrei St. Joseph werden innerhalb der nächsten 13 Jahre aufgegeben: St. Franziskus in Bismarck bis 2020, St. Antonius in der Feldmark bis 2025 und St. Joseph in Schalke bis 2030. Gottesdienst wird weiter in Hl. Dreifaltigkeit in Bismarck und St. Elisabeth in Heßler stattfinden.
In der Pfarrkirche St. Joseph stellten die Gremien um Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat Donnerstagabend ihr Zukunftskonzept vor. Es wird im Dezember als Votum Bischof Overbeck vorgelegt. Zweifel daran, dass der oberste Hirte im Bistum das Votum ablehnen könnte, gibt es kaum.
Ein historischer Meilenstein für die Kirche
Der Kirchenraum war prall gefüllt, ansonsten nur Weihnachten oder Ostern ein gewohntes Bild. Bei vielen Beteiligten war die Emotionalität zu spüren, sich von Kirchen trennen zu müssen, die über Jahrzehnte für viele Katholiken zu vertrauten Glaubensstätten und Orte von Gebet von Besinnung geworden sind. Pfarrer Ingo Mattauch sprach von einem historischen Meilenstein für die Kirche, der Schmerzen bei vielen Gemeindemitgliedern verursachen werde.
Defizit würde 2030 eine halbe Million Euro betragen
Die Pfarrei befindet sich wie viele Gemeinden in einer finanziellen Zwangslage. Allein an Rücklagen fallen für die fünf Kirchen in der Pfarrei 230 000 Euro jährlich an. Das Defizit hätte 2020 bereits 418 000, 2030 eine halbe Million Euro betragen. Beträge, die die Pfarrei nicht stemmen kann. „Wir tragen ein Kleid, das viel zu groß ist“, verdeutlichte Pfarrei-Sprecherin Christiane Rother die Situation.
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Doch nicht nur die Kosten sind es, die die Gremien in der Koordinierungsgruppe zum Handeln gezwungen sahen. In den 70er Jahren besuchten 6600 Gläubige die fünf Kirchen, heute werden durchschnittlich noch 516 gezählt. Eines sei in den Arbeitsgruppen deutlich geworden, sagte Sprecher Martin Miebach. Der Auftrag „Dienst an den Menschen“ sollte in allen Gemeinden Richtschnur sein. Miebach: „Wir haben eine Vision formuliert, die besagt, dass wir in allen fünf Stadtteilen mit Kirche weiter präsent sein wollen.“
Änderungsprozesse im Fünf-Jahres-Zeitraum
Auflage des Bischofs war etwa, Kirchen und andere Gebäude nach Kategorien zu gliedern. Was muss frühzeitig, was mittel-, was langfristig beibehalten oder aufgegeben werden? So erfolgen die Änderungsprozesse im Fünf-Jahres-Zeitraum. Auch wenn eines Tages in St. Joseph kein Gottesdienst mehr gefeiert wird, soll das Gemeindeleben im Haus Eintracht lebendig bleiben. Neben der Kinder- und Jugendarbeit der Amigonianer, Seniorenseelsorge oder ansprechBAR soll in Zukunft auch das Pfarrbüro und die Verwaltung der Pfarrei dort präsent sein.
Innovative Akzente setzen
Liegen ab 2020 in St. Franziskus Kirche und Gemeindeheim brach, soll am Friedhof Am Stäfflingshof ein neues Zentrum fürs Gemeindeleben entstehen. Ein multifunktionales Gebäude wird einen Gottesdienstraum für etwa 250 Personen erhalten. Verbände und Gruppen könnten dort und im entstehenden Stadtteilladen Bismarck eine Heimat finden. Andrea Hollinderbäumer vom Bistum sieht Kirche mit pastoralen und sozialen Aufgaben weiter gut aufgestellt: „Mit der offenen Kirche Schalke, dem Stadtteilladen Bismarck und einem Konzept zur Gewinnung von Ehrenamtlichen setzen wir in Zukunft innovative Akzente.“
>>> KOMMENTAR VON KLAUS JOHANN
Zukunft liegt im Ehrenamt
Veränderungen spüren auch die Kirchen. Die Gläubigen kehren ihnen den Rücken. Mögen viele Katholiken den Prozess auch bedauern, er bietet die einzige Chance, dass Gemeindeleben weiter vital bleiben kann. Heute rächt sich, dass die Politik im jungen Bistum Essen zu kurzsichtig war.
Die Kirchenbauten, die entstanden, sind immer leerer geworden. Nicht nur die neue Welt, in der viele wenig Berührung zur Kirche haben, trägt Schuld an zunehmender Distanz. Auch nicht zu tolerierende Vorfälle in der Kirche haben zur Entfremdung beigetragen. Die Pfarrei St. Joseph will in allen Stadtteilen präsent bleiben, setzt auf noch mehr Ehrenamtler bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
Der Ansatz ist richtig. Mit ihrem Engagement könnte zumindest der Nachwuchs wieder für die soziale Kirche gewonnen werden. So gibt die finanzielle Not der Kirche Tugenden zurück, die sie lange nicht besaß: Armut und Bescheidenheit.