Buer. Ein Bautrupp beseitigt die lockeren Wandfliesen im gesperrten Vincke-Tunnel in Gelsenkirchen. Der Tunnel soll Montag wieder freigegeben werden.
- Reifen und Stoßstangen haben Spuren im Mauerwerk hinterlassen
- Die Tonfliesen entfernten Bauarbeiter mit einem Elektromeißel
- Montag soll der Tunnel wieder für den Verkehr freigegeben werden
. Kein Rad dreht sich mehr im Vincke-Tunnel. In einer gemeinsamen Aktion stoppten Polizei, Feuerwehr und Stadt Sonntag den Verkehr. Doch auch ohne den täglichen Autolärm herrscht Bewegung auf der Fahrbahn und an der Wandverkleidung. Bauarbeiter meißeln sich durch die maroden ockerfarbenen Wandfliesen, Vermesser prüfen, was sich in vier Jahrzehnten im Mauerwerk verändert hat. Fliesen hatten sich Samstag aus der Wandverkleidung gelöst, fielen auf die Fahrbahn. 43 Jahre lang mussten sie den Schmutz und andere Schadstoffe der Autos schlucken.
Schwarze Streifen an den Wänden im Tunnel
10000 Autofahrer schlängeln sich täglich durch den Tunnel. Schwarze Streifen an den Wänden lassen erahnen, dass nicht alle Autofahrer rechtzeitig die Kurve gekriegt haben, wenn sie in die Tiefe eintauchten. Wenn forsche Fahrer mit Tempo 100 den Fahrweg suchten, haben Reifen und Stoßstangen häufig ihre Spuren im Gemäuer hinterlassen. Mit dem allzu forschen Tritt aufs Gaspedal bewegten sich die Verkehrsmachos um 60 km/h oberhalb der erlaubten Geschwindigkeit.
Eigentlich wollte die Stadt den Komfort im Tunnel erst im nächsten Jahr erhöhen, ihn freundlicher gestalten, vor allem ihn mit besserem Licht ausstatten. Da sich die Wandfliesen jetzt vorzeitig selbstständig machten, ist zunächst spontane erste Hilfe angesagt.
Als sich die Bauarbeiter Montag an die Arbeit machten, glich die Fliesenverkleidung auf der Betonwand an einigen Stellen einer Tapete, die wellenförmig kaum noch an der Wand haftet. Es wäre offensichtlich nur eine Frage der Haftung, wann die nächsten Fliesen ihren Halt verloren hätten. „Die waren an einigen Stellen ziemlich locker“, stellte Bauarbeiter Isa Shabani fest, der gestern die tönerne Verkleidung mit einem elektrisch betriebenen Meißel von der Wand holte.
Wir prüfen, inwieweit sich das Fundament bewegt hat
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Fliesen auf zwei Flächen von jeweils etwa 50 Quadratmetern sind bereits entfernt worden. Der Schutt, der sich auf der Fahrbahn verteilt, hinterlässt eine nackte Betonwand. Am Anfang des Tunnels warten weitere Bereiche auf den dreiköpfigen Bautrupp. Auch dort sitzen die Fliesen längst nicht mehr fest auf dem Untergrund. Wer sich die nackte Betonwand ansieht, der könnte durchaus auf die Idee kommen, bei einer Sanierung die kompletten Fliesen zu demontieren. Der stabile Beton könnte bei freundlicher und beruhigend wirkender Farbgestaltung durchaus eine finale Lösung bedeuten.
So weit in die Zukunft will der städtische Presseprecher Martin Schulmann noch nicht schauen. „Wir wollen zunächst abwarten, was weitere Untersuchungen ergeben. Wir haben die Chance genutzt und Vermesser vor Ort, die das Bauwerk untersuchen sollen. Wir möchten den Tunnel ab Montag wieder für den Verkehr freigeben.“
Ingenieur Andreas Rosin hat die ersten der mehreren Dutzend Mauerbolzen bereits vermessen. Rosin: „Die Bolzen sind fest mit dem Bauwerk verbunden. Wir wollen prüfen, inwieweit sich das Fundament im Laufe der Jahrzehnte bewegt hat.“ Nach den Messungen, die heute noch andauern, werden Gutachter die Ergebnisse auswerten.
Bis Montag können sich Autofahrer schon mal an die Umleitungsstrecke gewöhnen, die im nächsten Jahr auf sie zukommen wird. Wer in Richtung Universität, Gladbeck oder A 52 unterwegs ist, hat zwei Möglichkeiten. Er fährt weiter geradeaus, biegt an der Cranger-, dann an der vom- Stein-Straße rechts ab, erreicht so die alte Trasse. Wer an der Emil-Zimmermann-Allee links abbiegt, rechts die Horster Straße nimmt, erreicht wiederum die Vinckestraße.