Buer. . Der Bildungsausschuss diskutierte vehement über den Pädagogen Eduard Spranger. Es geht um seine Rolle im Dritten Reich und seine Haltung.

  • Eduard Spranger war Mitglied des Stahlhelms, der Vorgängerorganisation der SA
  • Für berufliche Bildung hat er nach Einschätzung des Leiters des Spranger-Berufskollegs viel bewirkt
  • Ausschuss empfiehlt dem Rat, eine Empfehlung zum Umgang damit zu erarbeiten

War Eduard Spranger ein wegweisender Pädagoge, der sich um die berufliche Bildung so sehr verdient gemacht hat, dass seine Person jenseits aller Kritik steht oder stand er den Nationalsozialisten so nah, dass sein Name keine Schule verunzieren darf? Die Diskussion darüber, angestoßen vom „Gelsenzentrum“ mit Andreas Jordan, wurde nun auf Antrag der Grünen im Bildungsausschuss der Stadt Gelsenkirchen fortgesetzt.

Der ursprüngliche Vorwurf von Gelsenzentrum, dass die Schule sich gar nicht mit ihrem Namensgeber auseinandersetze, kann nicht mehr gelten. Gleich auf der Startseite der Schule im Internet wird das Thema aufgegriffen, die Auseinandersetzung damit geschildert. Schulleiter Manfred Abstiens kündigte einen aufwendigen Prozess an, den seine Schule plane. Lehrer, Schüler und Eltern sollen dabei mit einbezogen werden.

Nie Mitglied der NSDAP gewesen

Für Abstiens selbst war Eduard Spranger „einer der größten Pädagogen, die die Welt hervorgebracht hat.“ Von Stadt und Politik wünschte er sich im Ausschuss ein klares Signal, wenn eine Umbenennung erwünscht sei. „Wenn die Entscheidung aber bei der Schule selbst beziehungsweise der Schulkonferenz liegt, am Ende des Aufarbeitungsprozesses, dann muss die Stadt auch garantieren, dass dieser Beschluss dauerhaft gilt,“ forderte Manfred Abstiens.

Ob Eduard Spranger „nur“ ein Deutschnationaler war, der dem Stahlhelm – der Vorgängerorganisation der SA – beitrat, um nicht in die NSDAP eintreten zu müssen, oder ob er die Demontage der Weimarer Republik guthieß, sei heute schwer zu entscheiden, räumte Professor Stefan Goch, Leiter des Instituts für Stadtgeschichte, ein, der auf Wunsch der Stadt dazu geforscht hatte. Fakt sei, dass Spranger nie Mitglied der NSDAP gewesen sei. Und das sei eigentlich die Mindestvoraussetzungen für Namensänderungen von Straßen und Einrichtungen laut einem Ratsbeschluss der Stadt Gelsenkirchen. Bei Namensgebern, die Mitglied der NSDAP waren und darüber hinaus im Sinne der Nationalsozialisten aktiv waren, kann demnach ein Namensänderungsprozess eingeleitet werden.

Chance zur Neuidentifikation statt Bürde

SPD-Sprecher Uli Jacob riet dem Schulleiter, die Beschäftigung mit dem Namensgeber als Chance zur Neuidentifikation statt als Bürde zu sehen. Grünen-Sprecher David Fischer empfahl, den Rat der Stadt einzubinden. Dort sei der richtige Ort für das von Abstiens erwünschte richtungsweisende Signal.

Linken-Sprecher Hartmut Hering erinnerte an antisemitische Äußerungen Sprangers und gab zu bedenken, dass gerade in diesen Zeiten so ein Mensch kein gutes Vorbild für Schüler sein könne. Der Ausschuss beschloss, das Thema wie auch von Stefan Goch empfohlen in den Rat zu geben, um dort eine Empfehlung für die Schule zu entwickeln.

In Mannheim wurde eine Spranger-Schule umbenannt

>> Gelsenkirchen ist nicht die einzige Stadt, in der über Eduard Spranger als Namensgeber einer Schule diskutiert wird.

>> In Mannheim wurde in diesem Jahr eine Eduard-Spranger-Förderschule wegen seiner Vergangenheit umbenannt.

>> Spranger hat sich nach eigenem Bekunden nach 1945 demokratisiert und lehrte weiter als Professor an verschiedenen Unis