Gelsenkirchen-Buer. . „Gelsenzentrum“ erneuert seinen Anstoß zur Umbenennung des Berufskollegsin Buer wegen der Rolle Eduard Sprangers in der NS-Zeit
- Das kaufmännische Berufskolleg in Buer trägt den Namen Eduard Sprangers
- Der Pädagoge wird mittlerweile als ein Sympathisant des NS-Regimes angesehen
- Das „Gelsenzentrum“ fordert jetzt erneut die Umbenennung der Schule
Verdienter Pädagoge oder ein Erzkonservativer, der sich nicht vom Nationalsozialismus losgesagt hat? Die Rolle von Eduard Spranger als Namensgeber mehrerer Schulen in Deutschland gerät mehr und mehr in die Kritik. Das nimmt das in Horst ansässige „Gelsenzentrum“ zum Anlass, eine Namensumbenennung für das Eduard-Spranger Berufskolleg in Buer zu fordern.
Andreas Jordan vom „Gemeinnützigen Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte“ („Gelsenzentrum“) verweist auf eine rund 600 Seiten umfassende Studie, die Benjamin Ortmeyer als pädagogischer Mitarbeiter im Fachbereich Erziehungswissenschaft der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main verfasst hat. Darin wird deutlich, dass Spranger 1933 Mitglied des „Stahlhelms“ wurde, einer rechtsextremen Gruppierung, die der „Deutsch-Nationalen Volkspartei“ (DNVP) nahestand, wie Jordan erläutert.
Förderschule in Mannheim verzichtet auf Spranger
Nach 1945 habe Eduard Spranger seine Veröffentlichungen während der NS-Zeit als „zwei oder drei Schönheitsflecken“ bezeichnet und noch 1950 die Wehrmacht als „wertvolles Stück allgemeiner Volkserziehung“ gelobt. Nicht zuletzt die wissenschaftliche Arbeit von Benjamin Ortmeyer hat dazu beigetragen, dass seit der letzten Woche die „Eduard-Spranger-Schule“ in Mannheim der Vergangenheit angehört. Die Förderschule trägt jetzt den Namen „Gretje-Ahlrichs-Schule“ und erinnert an eine Frau, die als 27 Jahre alte Telefonistin mit dazu beigetragen hat, dass die Stadt am Rhein telefonisch an die Amerikaner übergeben und so ein weiteres Blutvergießen am Kriegsende verhindert werden konnte.
In einem „anregenden Impuls“, so Jordan, hat das „Gelsenzentrum“ in Abstimmung mit der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) seine Forderung nach einer Umbenennung des buerschen Berufskollegs erneuert. „Wir hatten vor Jahren schon einmal die Schule angeschrieben, aber keine Reaktion darauf erhalten“, sagt Andreas Jordan. Zudem kritisiert er, dass sich die Schule nicht mit der politischen Rolle des Namensgebers auseinandergesetzt hat: „Auf der Internetseite des Berufskollegs findet sich nichts über Leben und Werk Eduard Sprangers. Offenkundig spielt hier der Name im Schulleben keine besondere Rolle.“
Initiative liegt bei der Schulkonferenz
Bei der Stadt als Schulträgerin des Berufskollegs geht man davon aus, dass es langfristig zu einer Umbenennung des Berufskollegs kommen wird. Bereits 2013 hatte das Institut für Stadtgeschichte in einem dreiseitigen Gutachten kritisch Stellung genommen. Auch wenn Spranger „eher als Konservativer“ denn als strammer Nationalsozialist betrachtet werden müsse, sei es an der Zeit, auf diesen Namen als Paten für eine Schule zu verzichten, so Stefan Goch, Leiter des Instituts für Stadtgeschichte.
Martin Schulmann, Sprecher der Stadtverwaltung, verweist auf die Schulkonferenz, die die Initiative zur Umbenennung ergreifen müsse. Wie sich die Schulleitung dazu stellt, war wegen der Ferienzeit nicht in Erfahrung zu bringen.