Gelsenkirchen. . Zwei Kontaktbüros für Pflegeselbsthilfe bieten Angehörigen demenziell erkrankter Patienten jetzt Unterstützung an.
- Pflegende Angehörige von Demenz-Patienten haben neue Unterstützungsmöglichkeiten
- Zwei neue Kontaktbüros der Pflegeselbsthilfe sind in Gelsenkirchen eingerichtet worden
- Möglich macht das die landesweite Aktion „Selbstbestimmt leben – Teilhabe ermöglichen“
Der Patient wird vergesslich, hat Orientierungs-schwierigkeiten, erkennt schließlich seine Angehörigen kaum noch. Die sind besonders gefordert, wenn der engste Vertraute an Alzheimer leidet. So mancher ist überfordert im Umgang mit dem Erkrankten. Wie soll er sich verhalten, wie begegnet er dem Partner, der häufig in einer anderen Welt zu Hause ist.
Landesweite Aktion „Selbstbestimmt leben“
Pflegenden Angehörigen bieten sich jetzt zusätzliche Möglichkeiten, Unterstützung zu bekommen. Zwei neue Kontaktbüros der Pflegeselbsthilfe sind in Gelsenkirchen eingerichtet worden.
Die Kontaktbüros sind im Rahmen der landesweiten Aktion „Selbstbestimmt leben – gemeinsam Teilhabe ermöglichen“ entstanden. Die Arbeit in den Einrichtungen beim Paritätischen Wohlfahrtsverband und der Caritas wird gefördert durch die NRW-Landesregierung und durch die Landesverbände der NRW-Pflegekassen.
Wohnortnahe Unterstützung
„Unser Ziel ist es, den Angehörigen wohnortnahe Unterstützung anzubieten“, sagt Andrea Hundert vom Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe Demenz der Caritas. Die Geronto-Therapeutin vereinbart telefonisch Beratungsgespräche. Hauptberuflich leitet sie den sozialen Dienst in der Senioreneinrichtung St. Anna in Hüllen. Die Kontaktbüros informieren über Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige und unterstützen Pflegende bei der Gründung und beim Aufbau neuer Selbsthilfegruppen. Das Hilfsnetz soll so aufgebaut werden, dass Angehörigen möglichst kurze Wege und wohnortnahe Unterstützung durch andere Selbsthilfegruppen angeboten werden können.
Erkrankten das Gefühl von Sicherheit geben
„Dabei ist es nicht einfach“, sagt die 57-Jährige, „genügend ehrenamtliche Mitarbeiter zu finden. Wir könnten noch viele Helfer gebrauchen, die in der Caritas-Fachstelle Demenz zu Ehrenamtskoordinatoren ausgebildet würden.“ Dort wird ein Basiswissen über das Krankheitsbild vermittelt. In Rollenspielen und Fachvorträgen erfahren die Ehrenamtler mehr über den Umgang mit demenziell erkrankten Menschen. Andrea Hundert: „Die Teilnehmer lernen, wie sie Erkrankten das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit geben können. Pflegende brauchen Stabilität in Betreuung und Begleitung.“
Ehrenamtler aller Altersgruppen gesucht
Gesucht werden Ehrenamtler aus allen Altersgruppen. Zumal der schleichende Prozess der Alzheimer-Erkrankung auch schon Jüngere erfassen kann. So möchte Andrea Hundert auch eine Gruppe für junge Betroffene zwischen 45 und 65 Jahren einrichten. Es wäre die erste von heute elf Selbsthilfegruppen, die sich schon frühzeitig mit der Krankheit befassen würde. Andrea Hundert ist sicher, dass bei frühzeitiger Betreuung mehr Lebensqualität entstehen kann.
Katja Bakarinow-Busse vom Paritätischen Wohlfahrtsverband ist überzeugt, dass die pflegenden Angehörigen dringend entlastet werden müssen. Sie denkt daran, häusliche Entlastungsdienste anzusprechen, die Putzarbeiten oder Einkäufe übernehmen könnten. Durch das neue Pflegestärkungsgesetz könnten Angehörige jetzt besser gestützt werden.
Bedarf an zusätzlichen Konzepten
Die Diplompädagogin sieht dringenden Bedarf, zusätzliche Konzepte zur Gestaltung der Pflegeselbsthilfe zu entwickeln. „Die Angehörigen“, so weiß die 63-jährige Diplom-Pädagogin, „brauchen so viel Unterstützung wie möglich, um den Pflegealltag besser bewältigen zu können.“
>>> Info: So erreicht man die Ansprechpartnerinnen
Hier geht’s zum Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe: „Der Paritätische“, Dickampstraße 12, Telefon 0209 9132823, mobil: 0173 27480 18; E-Mail katja.bakarinow@paritaet-nrw.org
Pflegeselbsthilfe Demenz der Alzheimer Gesellschaft Gelsenkirchen, Kirchstraße 51, Telefon 0209 169-3538, mobil: 0174 398 07 20; E-Mail: andrea.hundert@caritas-gelsenkirchen.de