Gelsenkirchen. Fürs Frauenwahlrecht und die Gleichberechtigung sind die Frauen beim ersten Internationalen Frauentag 1911 auf die Straße gegangen. Den Internationalen Frauentag aber gibt es bis heute jedes Jahr am 8. März. Die WAZ sprach mit Gaby Schäfer darüber, die seit 30 Jahren Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Gelsenkirchen ist.
Fürs Frauenwahlrecht und die Gleichberechtigung sind die Frauen beim ersten Internationalen Frauentag 1911 auf die Straße gegangen. Die deutsche Sozialistin Clara Zetkin hatte den Frauentag 1910 nach amerikanischem Vorbild gefordert. Das Wahlrecht haben Frauen in Deutschland seit Ende 1918. Den Internationalen Frauentag aber gibt es bis heute jedes Jahr am 8. März. Die WAZ sprach mit Gaby Schäfer darüber, die seit 30 Jahren Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Gelsenkirchen ist.
Ist der Internationale Frauentag noch zeitgemäß?
Gaby Schäfer: Wir haben bei der Vorbereitung unserer Ausstellung zum 30-Jährigen mit vielen Menschen genau darüber gesprochen, und die überwiegende Mehrzahl hat dazu „Ja“ gesagt: Es gibt auch heute noch jede Menge Themen, für die es sich zu kämpfen lohnt.
Welche Themen sind das?
Zum Beispiel Altersarmut bei Frauen. Auf Grund der Nichterwerbstätigkeit von Frauen, der der gebrochenen Biografie und des geringen Einkommens, werden viele Frauen im Alter arm sein.
Wie sieht es bei jungen Frauen aus?
Die jungen Leute nehmen das nicht so wahr, die Rente ist für sie noch ganz weit weg. Aber sie sind von einer bestimmten Entwicklung betroffen: Es fehlen Ausbildungsplätze oder nach dem Studium bekommen sie nur befristete Stellen. Die Folge ist, ihre Erwerbsphase wird immer kürzer. Und wenn man nur 30 Jahre in die Rentenkasse einzahlt, kann am Ende nicht viel rauskommen.
Die Ehe ist ja heutzutage auch kein sicherer Hafen mehr!
Das stimmt. Aber zu viele Frauen entscheiden sich auch heute noch für eine Familienphase. Ein Grund dafür ist, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf immer noch schwierig ist, auch wenn die Kinderbetreuung mit den U3-Plätzen auf einem guten Weg ist. Frauen stecken im Beruf nach der Familiengründung immer noch zurück, denn oft verdienen die Männer mehr als die Frauen.
Welche Fragen brennen Ihnen unter den Nägeln?
Die ungleiche Bezahlung ist und bleibt ein Thema. Zunehmend beschäftigt uns aber auch Gewalt gegen Frauen. Gewisse gesellschaftliche Verhältnisse bereiten den Boden für Gewalt gegen vermeintlich Schwächere, Gewalt wird heute aber auch stärker als früher wahrgenommen und bekämpft.
Gibt es denn auch Erfolge?
Vieles funktioniert gut und hat seinen Platz gefunden. Ich bin zufrieden mit der Frauenförderung bei der Stadt und bei den Unternehmen in Gelsenkirchen. Es ist ein gutes Signal, dass viele Unternehmen Betriebskindergärten einrichten. Ich war 1984 die zweite Gleichstellungsbeauftragte in Deutschland, das ist ja schon ein Zeitfenster, um die Entwicklung richtig zu beobachten. Wir können sehen, dass sich was bewegt und dass was erreicht wird.
Was sind Ihre Aufgaben als Gleichstellungsbeauftragte?
Wir haben zwei Standbeine: Die Frauenförderung nach innen und die frauenpolitische Entwicklung in der Stadt. Mit dem Einzug ins Hans-Sachs-Haus haben wir endlich auch das lange geforderte Eltern-Kind-Büro für die Mitarbeiter bekommen. Und auch die Heimarbeit ist heute möglich für Eltern mit kleinen Kindern oder für pflegende Angehörige. Dann arbeitet man an vier Tagen von zu Hause aus und an einem Tag im Büro. Für die Arbeit nach außen setzten wir uns Schwerpunkte und machen Projekte. Wir beraten Frauen und sind gut vernetzt in der Stadt.
Wie groß ist das Frauenbüro in Gelsenkirchen?
Wir arbeiten hier zu Fünft. Angefangen haben ich damals vor 30 Jahren mit nur einer Kollegin. Ich kann schon feststellen nach all der Zeit: Ich habe hier eine wunderschöne Aufgabe, und ich kann das machen, was mir wirklich eine Herzensangelegenheit ist.