Gelsenkirchen-Horst. . Zwei Tage lang feiert die Werbegemeinschaft Horst ihr 60-jähriges Bestehen – mit Musik, Trödelmarkt und verkaufsoffenem Sonntag.

  • Mit einem Fest und einem verkaufsoffenen Sonntag feiert die Horster Werbgemeinschaft Geburtstag
  • 1957 gegründet, entwickelte sich der Händler-Zusammenschluss mittlerweile zum Bürgerverein
  • Gemeinschaft will Motor zur Belebung Horsts sein und sein Image stärken

Seit Jahrzehnten schon findet sie nicht mehr statt, die „Horster Woche“, doch ältere Semester vor Ort bekommen immer noch glänzende Augen, wenn sie zurückdenken an den Trubel auf der Essener und der Markenstraße: Fassanstich, Open-Air-Flohmarkt, Modenschau – der ganze Stadtteil schien auf den Beinen. Motor waren die Händler der Werbegemeinschaft. Die organisiert zwar mittlerweile keine Festwoche mehr, gibt aber trotzdem Gas, um die Emschermetropole zu beleben. Am Wochenende feiert sie ihren 60. Geburtstag.

Es war der Kaufmann Bernhard Strickling, der 1957 den Zusammenschluss von rund 40 Kaufleuten initiierte und als Vorsitzender bis zu seinem Tod 1967 am Steuer saß. Gemeinsam organisierten sie im Gründungsjahr einen St.-Martinszug für Horster Kinder, an dessen Ende 2000 Geschenktüten verteilt wurden. „Zu Weihnachten verloste die Werbegemeinschaft dann im Kolpinghaus an der Vereinsstraße Waren, die die Händler gestiftet hatten“, weiß Bernd Strickling, Enkel des Gründers und seit 2007 Vorsitzender.

Werbegemeinschaft war überall im Stadtteil präsent

Führt die Horster Werbegemeinschaft seit 2007 als dritte Generation: Bernd Strickling.
Führt die Horster Werbegemeinschaft seit 2007 als dritte Generation: Bernd Strickling. © Thomas Gödde

Sein Vater Paul lenkte das Bündnis ab 1972, bis er 2005 starb. Gemeinsam mit Horster Urgesteinen wie Johannes Kollner, Heinz Wagner-Emden und Wolfgang Höfner sorgte er bei den „Horster Wochen“ für ordentlich Frequenz. Sohn Bernd ging damals „bei ihm in die Lehre, was Aktivitäten der Werbegemeinschaft angeht“: Sein Job war es, die Wimpelketten von einer Häuserfront über die Essener Straße zur nächsten zu spannen. „Leiter rauf, Leiter runter, das ging richtig in die Beine“, erinnert er sich.

Ob Stadt-Bezirksfeste, Veranstaltungen der Kultur-AG, Vereinsgeburtstage, Martins-Umzüge oder die 700- und 725-Jahr-Feier Horsts: Die Werbegemeinschaft beteiligte sich, zum Teil sogar mit eigenen Festwagen, so Heinz Kolb, der die Geschichte der Gemeinschaft recherchiert hat. „Als irgendwann in den 80-ern die verkaufsoffenen Sonntage aufkamen, lohnte sich der riesige Aufwand für die Horster Woche nicht mehr und die Tradition schlief ein“, so der 46-Jährige.

In Gesprächen mit der Stadt hohe Parktarife abgewehrt

Unter seiner Federführung schlossen sich rund 40 Horster Händler 1957 zusammen: Bernhard Strickling, hier mit seiner Frau Elisabeth.
Unter seiner Federführung schlossen sich rund 40 Horster Händler 1957 zusammen: Bernhard Strickling, hier mit seiner Frau Elisabeth. © privat

Müdigkeit kann man dem Händler-Zusammenschluss trotzdem nicht vorwerfen: Die Kaufleute waren es, die unter der Regie des Vorsitzenden Heinrich Queckenberg (2005 bis 2007) in Gesprächen mit der Stadt allzu hohe Parktarife abwehren konnten, als in den Einkaufsstraßen Parkschein-Automaten installiert wurden.

Unter Bernd Stricklings Regie machte sich die Gemeinschaft für die Öffnung des fußläufigen Teils der Essener Straße stark, um den verwahrlost wirkenden Bereich zu beleben. 2015 war es endlich so weit. „Seitdem ist dort tatsächlich mehr Leben. Auch die Zahl der Leerstände hat deutlich abgenommen“, ist der Kaufmann durchaus stolz auf den Erfolg der Initiative, für die zuletzt auch die Bezirksverordneten und Oberbürgermeister Frank Baranowski begeistert werden konnten.

Händler engagieren sich für Waagehaus-Erhaltung

In den letzten Monaten engagierten sich die Händler schließlich für die Erhaltung des historischen Waagehauses auf dem einstigen Galopprennbahn-Gelände. Vivawest möchte es eigentlich abreißen, um in Absprache mit der Stadt dort einen Kindergarten neu zu errichten. „Diese politischen Themen zeigen, dass wir uns von einer reinen Werbegemeinschaft zu einer Art Bürgerverein gewandelt haben“, dem Horst als Standort zum Leben, Wohnen und Einkaufen am Herzen liege, betont Strickling.

Die 80 Mitglieder stammen nicht mehr nur aus dem Handel, sondern auch aus anderen Branchen – darauf ist Strickling besonders stolz. „Wir ziehen alle an einem Strang.“, sagt er im Bewusstsein, genau das auch zu müssen in Zeiten von Online-Handel und Einkaufsmalls wie CentrO & Co.