Gelsenkirchen-Buer. Reinhold Adam sichtet den Nachlass von Norbert Schäfer. Fotografien, Akten, Vereinschroniken und Schriften sollen dauerhaft ausgestellt werden.
- Der verstorbene Heimatforscher Norbert Schäfer hat einen umfangreichen Nachlass hinterlassen
- Seit Monaten sichtet Reinhold Adam rund 260 Fotoalben sowie Zeitungsberichte, Notizen und Chroniken
- Damit ist der Grundstock gelegt für eine Dauerausstellung, vielleicht sogar für ein Heimatmuseum
Wohin mit 100 Jahren Stadtteilgeschichte? Auf diese Frage hat Reinhold Adam noch keine Antwort gefunden. 260 Fotoalben, dazu unzählige Zeitungsberichte, handschriftliche Notizen und Vereinschroniken, verstaut in gut 50 Umzugskartons, berichten anschaulich, wie sich Horst seit etwa 1918 entwickelt und verändert hat. Das historische Material könnte den Grundstock bilden für ein Heimatarchiv, vielleicht sogar für ein Horster Heimatmuseum.
„In den letzten vier Monaten habe ich hier jeden Tag am Stück malocht“, berichtet Reinhold Adam, engagiertes Mitglied des Geschichtskreises Nordstern, über die Sichtung des Nachlasses von Norbert Schäfer. Der Horster Heimatforscher, verstorben im vergangenen September, hatte zu seinen Lebzeiten in seinem Haus an der Fürstenbergstraße eine Archivsammlung fortgeführt, deren Basis Vater Hermann Schäfer geliefert hatte. Die Hinterlassenschaft ist so umfangreich, „damit könnte ich heute schon eine Ausstellung bestücken“, ist Adam überzeugt.
Ein Ladenlokal an der Essener Straße
Vor diesem Hintergrund nahm in den vergangenen Wochen und Monaten die Idee von einer dauerhaften Präsentation Gestalt an. Eine Idee, mit der Reinhold Adam nicht allein dasteht. Als kürzlich Bezirksbürgermeister Joachim Gill (SPD) in der Bezirksvertretung West außerhalb der Tagesordnung von diesem Vorhaben berichtete, war schnell klar, dass auch die Politik an Adams Seite steht. „Ein leeres Ladenlokal an der Essener Straße zu finden, müsste doch über die Werbegemeinschaft und den Handwerksmeisterverein möglich sein“, meinte Franz-Josef Berghorn (CDU).
Und Tomas Grohé (Linke) brachte aus Gesprächen am Runden Tisch Horst das Dachgeschoss des Waagehauses ins Spiel. Dort könnte nicht nur ein Stadtteiltreffpunkt entstehen, sondern auch ein Horster Heimatmuseum. „Damit hätte man noch ein weiteres Argument in Richtung Vivawest“, spielte Grohé auf das in Horst beheimatete Wohnungsunternehmen an, das sich bislang ziert, das historische Waagehaus auf dem Gelände der ehemaligen Rennbahn zu erhalten.
Vor der Verrottung bewahren
Der Archivschatz müsse „vor der Verrottung bewahrt“ und auf jeden Fall der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, stellte Gill klar. Die Materialien dem Institut für Stadtgeschichte zu übergeben, kommt für Gill zunächst einmal nicht infrage. Er sieht in diesem Schritt die Gefahr, dass das Heimatarchiv entgegen genommen und dann im Keller eingelagert werde. Ziel der aktuellen Bemühungen müsse aber sein, diese Fotografien, Schriftstücke und Stadtpläne der Öffentlichkeit dauerhaft zur Verfügung zu stellen.
Das Sichten und Ordnen wird Reinhold Adam auch in den nächsten Monaten noch beschäftigen. Eine Arbeit, die er nicht als Mühsal ansieht. Ganz im Gegenteil. „Es ist wie im Schlaraffenland“, stellt der Hobby-Historiker mit Freude fest. Dass ein Standort für das Archiv gefunden werden muss, ist für ihn nur konsequent. Alles andere wäre widersprüchlich. Reinhold Adam: „Wir erforschen die Heimat, sind aber selber heimatlos.“