Gelsenkirchen-Buer. . Stadt will Bebauungsplan ändern, Inhaber spricht von „Enteignung“. Oberbürgermeister lädt in der nächsten Woche zum Gespräch ein.
- Stadt möchte den Bebauungsplan ändern, der Inhaber spricht von „Enteignung“
- „Die Situation ist verfahren“, sagen Investor und Baurat unisono
- Jetzt will der Bürgermeister schlichten und lädt zum Gespräch ein
Eine Trutzburg aus braunem Klinker, errichtet auf den Fundamenten eines alten Bunkers, zwischenzeitlich zum Kult-Tempel der Bueraner verklärt, neuerdings als Ruine beschimpft, emotionalisiert. Bürger, Politiker, Verwaltung und den Investor gleichermaßen.
Der vorläufige Höhepunkt einer seit 2014 geführten Diskussion offenbart sich in den letzten beiden Wochen: Als Stadtbaurat Martin Harter ohne Wissen des Inhabers Thomas Bernau den Bebauungsplan um Markt und Halle an der Springestraße in Buer in einem beschleunigten, kurzfristig der Bezirksvertretung-Nord vorgelegten Antrag, verändern wollte.
Mieter stehen bereit
Als „Enteignung“ empfindet Bernau das Vorgehen (die WAZ berichtete) und schaltet eine international renommierte Anwaltskanzlei ein. Er will die Stadt auf Schadensersatz verklagen, sollte der Bebauungsplan wirklich verändert werden. Denn zwischenzeitlich, so versichert Bernau im Gespräch mit dieser Zeitung, habe er einen Mieter, der im Untergeschoss Güter des täglichen Bedarfs sowie Lebensmittel anbieten möchte.
Im Obergeschoss sollen zwei Gastronomiebetriebe einziehen. Ein renommiertes Steakhouse, das auch die untere Terrasse bewirtschaften möchte, sowie eine Gastronomie, die „zwischen Mezzomar und Café Extrablatt“ anzusiedeln ist. Diese soll im ersten Geschoss Gäste auf einer über die gesamte Front ausgebauten Terrasse begrüßen. Geht es nach den Plänen Harters, wäre die geplante Vermietung im Untergeschoss in Zukunft so nicht möglich. Die Stadt möchte nämlich den alten Markthallencharakter wieder herstellen.
„Das Konzept ist gescheitert“
Ein Konzept, das nach dem Bau der Halle 1999 zur Freude der Bueraner zunächst verwirklicht wurde. Ruhiger wurde es bereits 2007, als die ersten Händler wegen zu hoher Mietbelastungen und gravierender Nebenkosten das Handtuch warfen. „Allein 2007 wurden knapp 115 000 Euro Betriebskosten fällig“, sagt Bernau und legt zum Beweis eine alte Abrechnung vor.
„Das Konzept Markthalle ist gescheitert“, sagt Bernau. Nicht nur in Buer, sondern bundesweit. In der Nachbarstadt Gladbeck wurde die sicher nicht so hübsche Markthalle 2004 abgerissen. In München, Bremen, Heidelberg, um nur einige zu nennen, scheiterten ähnliche Projekte. „Der Rat der Stadt darf sich durchaus etwas wünschen“, entgegnet Harter auf die WAZ-Frage, ober er seine Vorstellungen nicht eher in die Kategorie Wunschkonzert einreihen wolle.
„Die Situation ist verfahren“
Frust macht sich breit in Buer. Und Thomas Bernau, ein Mann, der schneller reden als mancher Mensch seinen Worten folgen kann, macht gänzlich neue Erfahrungen: Er entdeckt Momente der Sprachlosigkeit. Sowohl er, als auch Stadtbaurat Martin Harter, sind sich in einem Punkt aber einig: „Die Situation ist verfahren.“ Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer: Oberbürgermeister Frank Baranowski möchte sich jetzt in die Debatte einschalten. In der nächsten Woche hat er Thomas Bernau einen Gesprächstermin angeboten. Der Investor hat ja gesagt.