Gelsenkirchen. . Weit über 1000 Beamte sichern das Europa-League-Rückspiel in der Arena. Die Mannschaftsbusse werden begleitet, die Reisewege vorab untersucht.
- Sicherung des Europa-League-Spiel Schalke gegen Amsterdam durch mehr als 1000 Polizisten
- Deutsche und niederländische Behörden arbeiten grenzüberschreitend zusammen
- Ständige Begleitung beider Mannschaften durch die Polizei
Radikal verändert hat der Bomben-Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund die Fußballwelt. Zwar gibt „es aktuell keine Erkenntnisse“ über eine Bedrohungslage anlässlich der Europa- League-Partie des FC Schalke 04 gegen Ajax Amsterdam am Donnerstag (21.05 Uhr, Veltins-Arena), wie der Leitende Gelsenkirchener Polizeidirektor Klaus Noske am Mittwoch erklärte. Nichtsdestotrotz verstärken die Sicherheitskräfte als Präventivmaßnahme massiv ihre Präsenz.
Weit mehr Beamte als beim Revier-Derby oder beim Spiel gegen Paok Saloniki werden mobilisiert, demnach also deutlich über 1000 Polizisten. Ein großer Teil von ihnen wird „mit Maschinenpistolen bewaffnet sein und sichtbar Position beziehen“, insbesondere rund um das Stadion.
Ähnliches gilt auch für Wasserwerfer, die die Polizei ansonsten eher im Hintergrund bereit hält. An den Einsatz von Reiterstaffeln und Hundeführern ist ebenso gedacht wie an die optionale Unterstützung durch Polizeihubschrauber.
Kommentar: Der Wunsch nach Sicherheit
Weit mehr als 1000 Polizisten werden das heutige Spiel des FC Schalke gegen Ajax Amsterdam sichern. Mehr als bei jedem Bundesligaspiel, das ist klar. Aber auch: Mehr als beim Derby gegen Dortmund, mehr als beim Risikospiel gegen Saloniki im Februar.
Die Polizei hat es mit zwei Problemen zu tun, muss sich nicht nur Gedanken über eine mögliche Gewaltbereitschaft angereister Fans Gedanken machen. Seit dem Anschlag auf den Mannschaftsbus des BVB hat man es auch mit einer anderen Bedrohung zu tun. Die Polizei muss auf diese Eventualität vorbereitet sein, ohne einschätzen zu können, wie groß die Gefahr ist. Denn die Hintergründe der Tat von Dortmund sind nicht aufgeklärt. Nicht auszudenken wären die Folgen, sollte sich so ein Anschlag in Gelsenkirchen wiederholen. Also muss die Polizei alles menschenmögliche tun. Und das heißt: alle verfügbaren Kräfte mobilisieren.
Die Konsequenzen werden für den Fan spürbar sein: mehr Kontrollen, mehr Schlangen, mehr Zeit. Wer vor dem Anpfiff noch in Ruhe sein Bier trinken, eine Wurst essen will, sollte noch früher anreisen.
Unser Wunsch nach Sicherheit hat also mal wieder seinen Preis, den wir mit solchen Einschränkungen letztlich alle bezahlen. Und wir wissen dennoch: Hundertprozentig wird sich der Wunsch nie erfüllen. Von Steffen Gaux
Das beachtenswerteste Novum bei den Sicherheitsvorkehrungen ist die „ständige Begleitung beider Mannschaften“. Heißt: Sowohl bei der An- als auch bei der Abreise der Mannschaftsbusse vom Hotel ins Stadion und zurück schützen Polizisten Spieler und Betreuer. Auch der Weg hin und zurück und die Örtlichkeiten drumherum werden – so weit möglich – überprüft.
Schalker Lager im Marriott-Hotel
Schalke schlägt das Lager im nahen Marriott neben der Arena auf, die Niederländer nach WAZ-Informationen in einem Essener Hotel. Sowohl im Schalker als auch im Amsterdamer Dunstkreis der Anhänger tummeln sich Problemfans. Aus gut unterrichten Kreisen heißt es, dass das blau-weiße Kontingent um die 500 Krawallmacher umfasst, das der rot-weißen Gäste etwa 700.
Und: Dass zumindest auf Schalker Seite zusätzliche Unterstützung mobilisiert wird. Die S 04-Fans pflegen bekanntermaßen seit langem Freundschaften mit dem 1. FC Nürnberg und dem FC Twente Enschede. In den Niederlanden haben solche Bündnisse keine ausgeprägte Tradition, da ist vielmehr eine spürbare Rivalität an der Tagesordnung – was dem möglichen Aufeinandertreffen so vieler verschiedener Gruppierungen hier zusätzliche Brisanz verleiht.
Keine Pyrofackeln oder Polen-Böller
Lodernde Pyrofackeln, Kassenstürme oder Schlägereien will niemand sehen, daher werden sich die Besucher auf (zeit-)intensive Kontrollen seitens der Polizei und des Vereins einstellen müssen. Einlass in die Arena ist bereits ab 18.30 Uhr, eine frühzeitige Anreise wird empfohlen.
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Apropos Knallkörper: „Der Knall eines Polen-Böllers und der einer Explosion ist kaum voneinander zu unterscheiden“, sagte Noske in Erinnerung an Dortmund und kündigte an, dass die Polizeikräfte beim Zünden von Feuerwerk „sofort massiv einschreiten werden“.
>> Behörden arbeiten grenzüberschreitend zusammen
Der Einsatz der Polizei für das Europa League-Spiel hat bereits am Mittwoch begonnen. Ajax-Fans, so ist es bei ihrem Verein Brauch, haben beim Abschlusstraining ihre Voucher (Gutscheine) gegen Eintrittsscheine tauschen können. Erwartet wurden etwa 70 niederländische Fans.
Mit Bussen und in Pkw reisen die meisten Holländer an. Die Zugverbindung ist vor allem zurück in die Niederlande eher ungünstig – zumal das Spiel auch erst mit Verlängerung entschieden werden könnte. Der Parkplatz P 7 auf dem Arena-Gelände ist für die Gästefans vorgesehen.
Mobiler Infostand am Springeplatz
Natürlich arbeiten die Polizeibehörden grenzüberschreitend zusammen, daher ist auch die Bundespolizei zur Stelle, wenn es um frühzeitige Kontrollen bei der Anreise und das Aussortieren von Problemfans geht. Zur Not, hieß es, würden ganze Busse zurückgeschickt.
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Die Polizei richtet am Springeplatz wieder einen mobilen Info-Stand ein, die Beamten sprechen deutsch, niederländisch und englisch. Parallel dazu informiert die Polizei über Twitter (Polizei NRW GE) und hat auch wieder eine Hotline eingerichtet ( 0049209 / 365 8888). Zwischen Parkplatz P7 und der Bueraner Innenstadt, wo das Gros der Gästefans aufschlagen wird, sowie zwischen Buer und Stadion pendeln Shuttle-Busse hin und her.