gelsenkirchen. . Ihr Publikum hatte die Comedienne Thanee am Samstag in der Kaue in Gelsenkirchen schnell im Griff. Ihr Spezialgebiet: Geschlechterrollen.

  • Erste abendfüllende Show unter dem Titel „#’geschicktverfickt“ spielt mit den Geschlechterrollen
  • Schwerpunkt im Programm liegt auf Klischees, denen junge lesbische Frauen begegnen
  • Empörung über den Schlankheitswahn prominenter Frauen und hämische Parodien als Antwort

Tahnee ist clever. Der Kritik, sie mache auf Carolin Kebekus, stellt die Stand-Up-Komikerin – eine der jüngsten Deutschlands – ihre Parodie auf die berühmte „Pussyterror“-Kollegin entgegen. In der Kaue bewies Tahnee Schaffarczyk, die am 4. April 25 Jahre alt wird, am Samstag mit ihrem ersten Solo-Programm, dass sich das Thema Sex gut verkauft. Wie üblich.

„#geschicktzerfickt“ ist der Titel ihrer ersten eigenen, abendfüllenden Show und wird dem Inhalt voll gerecht. Es geht um Frauen und Männer, Frauen und Frauen, Sex überhaupt. Dass Tahnee aus Heinsberg, „einem Kaff an der holländischen Grenze“, stammt, gibt der Künstlerin viele Steilvorlagen für heitere Betrachtungen über Spießigkeit, auch im Denken. Den meisten Raum nehmen ihre eigenen Erfahrungen als lesbische junge Frau ein.

Die Mama hatte Angst vor Hella von Sinnen

Gandenlos: Tahnee reiht Klisschee an Klischee.
Gandenlos: Tahnee reiht Klisschee an Klischee. © Joachim Kleine-Büning

Zum Beispiel, wie unterschiedlich ihre Eltern und die ihrer ersten Freundin auf die Tatsache reagierten, dass die Tochter Frauen mag und die Situation, als sie ihre erste Partnerin ins Haus brachte: Die Mama in Heinsberg war eher sprachlos, hatte wildeste Fantasien und äußerte mit schwacher Stimme, Tahnee möge doch „bitte, bitte!“ nichts mit Hella von Sinnen anfangen. Die sei zu hart drauf. Die Eltern der Geliebten zeigten sich penetrant aufgeschlossen. Toleranz kann brutal nerven und auch das sorgte für Lacher in der gut gefüllten Kaue.

Ähnlich wie Mario Barth (mit dem die heute in Köln lebende Künstlerin schon TV-Auftritte hatte) macht Tahnee ein Fass in Sachen Geschlechterrollen auf. Wobei sich auch bei ihr die Frage stellt, ob das Aneinanderreihen von Klischees schon eine Kritik daran darstellt. Dem Publikum gefiel’s jedenfalls, die Künstlerin mit der roten Wallemähne erhielt viel Applaus.

„Die fischt doch nur das Salatblatt raus und lutscht es“

Namentlich Heidi Klum, Sylvie Meis und Helene Fischer kommen bei der Heinsbergerin nicht gut weg. Vor allem missfällt ihr der von den genannten Promi-Frauen vorgelebte Schlankheitswahn. „Es gibt nichts Besseres, als besoffen mit einer Tiefkühlpizza ,Germanys Next Top Model’ zu gucken.“ Dass in einem TV-Spot Heidi Klum zu einer Dönerbude fährt und sich angeblich auf die Teigtasche freut, sei empörend. „Die fischt doch nur das Salatblatt raus und lutscht es ab!“

Lässig-gekonnt kam die Parodie von Helene Fischer rüber. Mal ganz kurz stimmte sie einen der Hits der Gigantin des deutschen Schlagers aus voller Brust an. Tahnee hat Gesangs- und Tanzausbildung genossen, beherrscht den körperlichen und mimischen Ausdruck, sie überzeugt auf der Bühne mit schauspielerischer Qualität.

Frauen haben immer ein „Konkurrenzdings“

Frauen haben in Bezug auf andere Frauen immer „ein Konkurrenzdings“ laufen, so Tahnees These. Typische Männer-Reaktionen auf Lesben seien Angebote auf einen flotten Dreier oder der männliche Hetero-Glaubensgrundsatz, sie haben einfach noch nicht den richtigen Typen getroffen.

Männer sind so, Frauen sind anders, das kennt man auch von vielen anderen Komikern. Tahnee mag nicht origineller als andere sein, sie ist aber so professionell wie (noch) berühmtere Kollegen und Kolleginnen.