Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 startet mit anderen Bundesliga-Clubs ein Präventionsprogramm für übergewichtige Fans. Was die Ziele und Hintergründe sind.
- Der FC Schalke 04 startet mit anderen Bundesliga-Clubs ein Präventionsprogramm für XXL-Fans
- Das Ziel: Lernen, gesünder zu leben, sich mehr zu bewegen und so damit das Krebsrisiko senken
- Hintergrund: Übergewicht und eine Krebserkrankung stehen in direkter Verbindung zueinander
Unter tausenden Schalker Fußballfans sind ganz sicher nicht wenige, denen beim Blick hinab am eigenen Körper der Verdacht kommen dürfte, dass Bauch und Hüften zuletzt recht viel „Vorratsbratenspeicherung“ betrieben haben. 40 Fans starten daher jetzt den Kampf gegen die ungeliebten Pfunde genau dort, wo ihr Fußballherz höher und schneller schlägt – genau in und direkt an der Veltins-Arena.
Übergewicht und Krebserkrankung hängen zusammen
„Fußballfans im Training“ (FFIT) heißt das neue Präventionsprogramm für XXL-Anhänger, das fünf Bundesliga-Vereine in Zusammenarbeit mit der Deutschen Krebshilfe und dem Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT Nord) in der Rückrunde ins Leben gerufen haben. Beteiligt sind an dem dreijährigen Projekt neben dem FC Schalke 04 auch Bayer 04 Leverkusen, RB Leipzig, Eintracht Braunschweig und der 1. FC Nürnberg. Dass das Runde nicht nur ins Eckige, sondern auch weg muss, dafür haben Prof. Dr. Reiner Hanewinkel, Geschäftsführer des IFT Nord und Gerd Nettekoven, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krebshilfe, ebenso überraschende wie alarmierende Zahlen: „500 000 Menschen, also acht Mal die ausverkaufte Schalker Arena, erkranken jährlich neu an Krebs in Deutschland. Und gut die Hälfte der Fälle könnten vermieden werden durch gesunde Ernährung, mehr Bewegung und Gewichtsreduktion.“ Immerhin assoziiert die Wissenschaft nachweislich dreizehn Krebsarten mit Übergewicht, darunter Darm- und Brustkrebs.
Einer, der es nun wissen will, ist der Francesco Mattone, Mitarbeiter des Jobcenters Gelsenkirchen. „Ich bin eine Paradebeispiel für ein schlechtes Leben“, sagt der 46-Jährige. Seine Trägheit hatte zuletzt ein solches Ausmaß angenommen, dass er „selbst noch im Büro zum Papierschrank rollt“, statt kurz aufzustehen. Folge: 25 Kilogramm zuviel. Seine Motivation ist nun, zu zeigen, wie es besser gehen kann.“
Zwölf Trainingseinheiten á 90 Minuten
Unterstützung bekommt Mattone und die anderen Teilnehmer dabei von prominenter Seite: „Euro-Fighter“ Martin Max, Pate der Aktion und Repräsentant des Vereins, will mit gutem Beispiel vorangehen und ebenso „jede der zwölf Trainingseinheiten“ á 90 Minuten unter der Leitung eines professionellen Schalker Betreuerteams in den kommenden drei Monaten mitmachen. Nicht ganz uneigennützig, wie der UEFA-Pokalsieger schmunzelnd zu gibt, schließlich will der 48-Jährige zum Geburtstag im Mai – 20 Jahre Euro-Fighter stehen da an – „eine gute Figur machen“.
Francesco Mattone ist da pragmatischer: „Ein Training unter Gleichgesinnten und dazu noch ganz nah bei meiner großen Liebe – was will man mehr?“. Wenn das die Initialzündung dafür ist, noch mehr Mitstreiter zu finden, dann kann man sagen: Alles richtig gemacht. Glück auf!
>> Idee stammt ursprünglich aus Schottland
Die Idee für „Fußballfans im Training“ stammt aus Schottland. Dort wird das Angebot in über 30 Clubs der Premier League durchgeführt.
Zielgruppe sind Männer zwischen 35 und 65 Jahren mit einem Bauchumfang von mehr als 100 Zentimetern. Die Teilnehmer werden wissenschaftlich begleitet, beraten und erhalten Arbeitsmappe, Schrittzähler und ein Übungshandbuch.
Die Übertragbarkeit und Wirkung des Programms auf deutsche Fußballfans soll im Rahmen einer dreijährigen Evaluationsstudie untersucht werden.