gelsenkirchen-buer. . Mit einen Gottesdienst feierte der Caritasverband den Abschluss der Kernsanierung des Bruder-Jordan-Hauses in Buer – Konzeptänderung inklusive.
- Kernsanierung des Bruder-Jordan-Hauses in Buer ist nach zweieinhalb Jahren abgeschlossen
- Umbau im laufenden Betrieb kostete den Caritasverband sechs Millionen Euro
- Konzeptänderung sieht größere Beteiligung der Senioren in den Wohnküchen vor
Krankenhaus-Tristesse im Seniorenheim mit steril wirkenden Stationsfluren und Doppelzimmern – das muss nicht sein. Den Beweis präsentierte der Caritasverband gestern im Bruder-Jordan-Haus in Buer nach rund zweieinhalb Jahren Umbau. Sechs Millionen Euro investierte der Träger in die Kernsanierung, die einhergeht mit einer Änderung des Betreuungskonzepts: Es setzt auf weniger Institution und mehr Selbstbestimmung der 100 Bewohner.
Kochbücher wälzen, den Tisch decken, schnippeln, nachwürzen: All das gehört ab jetzt zum Alltag der Senioren in der Einrichtung an der Pfefferackerstraße – wenn sie es denn wollen. „Wir haben die Großküche zurückgebaut und durch ein bis zwei Küchen in jedem der nun sieben Wohnbereiche ersetzt. Sie können nun nach ihren Möglichkeiten und Interessen mithelfen“, erläuterte die neue Leiterin Melanie Schönenberg (32).
Aus vier großen wurden sieben kleinere Wohnbereiche
Bauliche Grundlage dafür war die Verkleinerung der ursprünglich vier Wohnbereiche nach einem Entwurf des Architekturbüros Steinke und Zils aus Herten. Wo früher bis zu 30 Senioren untergebracht waren, sind es nun neun bis zwölf – in individuell mit eigenen Möbeln eingerichteten Einzelzimmern und Bad, versteht sich.
„Dadurch hat die zentrumsnahe Einrichtung in Waldnähe schon fast Hotelkomfort erhalten“, freute sich der städtische Sozialdezernent Luidger Wolterhoff bei der kleinen Feiestunde gestern, zu der auch Weihbischof Wilhelm Zimmermann, einst Propst in St. Urbanus Buer, aus Essen angereist war. Musikalisch-fröhliche Grüße überbrachte unterdessen der Chor der Pfefferackerschule.
„Einige Senioren gaben Handwerkern sogar Tipps“
Dr. Wolfgang Nolte, Vorsitzender des Caritasrates, lobte den Durchhaltewillen der Senioren, von denen nach Absprache 36 für neun bis zwölf Monate in Doppelzimmer ziehen mussten. „Staub, Lärm und Unbequemlichkeit bedeuteten schon eine unvermeidliche Belastung, aber Sie haben den Kopf nicht hängen lassen“, dankte er ihnen ausdrücklich.
Die Einzelmaßnahmen verfolgten die Bewohner mit großem Interesse: „Einige gaben den Handwerkern sogar Tipps“, hat Caritas-Fachbereichsleiter Ulrich Kuhlmann beobachtet, wie das Kommen und Gehen der Bauarbeiter den Alltag durchaus belebte.
„Es macht Spaß, wieder den Tisch zu decken“
Nachdem diese abgezogen sind, kann Ruhe einkehren, freilich mit neuen Möglichkeiten: „Es macht Spaß, jetzt wieder selbst den Tisch zu decken und sich mit der Hauswirtschaftskraft auszutauschen“, genießt etwa Ingrid Fluck (78) die größere Eigenständigkeit als Plus an Lebensqualität. Ob Eisbein mit Sauerkraut oder Grünkohl: Auf Sonderwünsche könnten die Mitarbeiter nun individueller eingehen. Mit Erfolg: „Offenbar macht der Essensduft in den Wohnbereichen mehr Appetit, so dass einige Bewohner schon zugenommen haben“, so die Einrichtungsleiterin.
In einigen Wochen, schätzt sie, wird auch die vor Jahren eingeleitete Öffnung zum Stadtteil Fortschritte gemacht haben – ist das Bruder-Jordan-Haus doch Mitglied der Quartierskonferenz Buer-Ost und vor dem Umbau angetreten, ein Leuchtturm für die Siedlung zu werden. „Geplant ist, im Erdgeschoss Physiotherapie, Fußpflege und einen Kiosk unterzubringen, auch der Friseur zieht aus dem Kellerbereich hoch. Nutzbar sind diese Dienstleister auch von Anwohnern, die ebenso zum Mittagstisch im Bistro willkommen sind.“