Gelsenkirchen. . Bei der neuesten Studie der Bertelsmann-Stiftung zur Kinderarmut bildet Gelsenkirchen das Schlusslicht. Anteil armer Kinder liegt bei 38.5 Prozent.

  • 38,5 Prozent der Minderjährigen in Gelsenkirchen leben in einer Familie, die Grundsicherung bezieht
  • Bei Kindern unter sechs Jahren sind es sogar mehr als 42 Prozent
  • Oberbürgermeister Baranowski fordert bundesweit gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen

Mehr als jedes dritte Kind unter 18 Jahren in Gelsenkirchen lebt in einer Familie, die auf Grundsicherungsleistungen angewiesen ist, hat die jüngste Studie der Bertelsmannstiftung zur Kinderarmut ergeben. 16 414 unter 18-Jährige, das sind 38,5 Prozent aller jungen Menschen dieser Altersgruppe in der Stadt, lebten demnach in Familien, die Leistungen über das Sozialhilfegesetz beziehen. Damit hat Gelsenkirchen erneut die „rote Laterne“ im Landesvergleich. In Nordrhein-Westfalen liegt der Durchschnitt bei 18,6 Prozent der Heranwachsenden, bundesweit sind es 14,7 Prozent.

Höher als in Gelsenkirchen ist der Anteil von Hilfeempfängern unter Minderjährigen bundesweit allein in Bremerhaven: Dort leben 40,5 Prozent der unter 18-Jährigen in Familien, die Grundsicherung beziehen.

Bereits bei der letzten Untersuchung zur Kinderarmut der Stiftung im Jahr 2011 war Gelsenkirchen auf dem letzten Platz gelandet, mit damals 32,7 Prozent betroffenen Kindern. Der Anstieg seitdem lag in Gelsenkirchen somit bei 5,8 Prozent, landesweit kamen 0,3 Prozent dazu. Besonders stark betroffen sind Kinder unter drei Jahren: 42,8 Prozent, also fast jedes zweite Kind, ist in dieser Altersgruppe Hilfeempfänger, bei den Drei- bis Sechsjährigen sind es 42,6 Prozent. Auch in anderen NRW-Kommunen sind vor allem kleinere Kinder betroffen.

Oberbürgermeister: Seit Anfang 2015 kamen 4000 Jugendliche aus dem Ausland

Deutschlandkarte zur Entwicklung des Anteils der Kinder unter 18 Jahre, die in Familien mit ALG-II-Bezug leben,
Deutschlandkarte zur Entwicklung des Anteils der Kinder unter 18 Jahre, die in Familien mit ALG-II-Bezug leben, © dpa-infografik

Oberbürgermeister Frank Baranowski zeigte sich „nicht überrascht von den vorgelegten Zahlen“. „Die Studie vergleicht die Entwicklung zwischen 2011 und 2016. Das ist genau der Zeitraum, in dem die starke Zuwanderung aus Südosteuropa auch nach Gelsenkirchen stattgefunden hat.“ Seit Anfang 2015 wurden hier allein 4000 aus dem Ausland zugezogene Kinder und Jugendliche gezählt.

Um so wichtiger sei, so der OB, dass „Bund und Länder endlich gleichwertige Lebensverhältnisse im ganzen Land garantieren – so wie es das Grundgesetz vorsieht.“ Baranowski betonte die Bedeutung der „lückenlosen Präventionskette in Gelsenkirchen“, die mit dem Ziel aufgebaut werde, gleiche Teilhabechancen auch für arme Kinder zu schaffen. Er fordert: „Wir benötigen ausreichend Plätze in Kitas und im offenen Ganztag, damit Alleinerziehende arbeiten gehen können. Wir müssen endlich in den sozialen Arbeitsmarkt einsteigen, damit Menschen nicht von Hartz-IV abhängig sind.“

In der Studie wird auch deutlich, dass Kinder von Alleinerziehenden besonders häufig von Armut betroffen sind; überall im Land.