Gelsenkirchen. . Der Oberbürgermeister feiert mit 64 Eingebürgerten und ihren Familien im Ryokan die neue Zugehörigkeit. Insgesamt gab es 650 deutsche Pässe in 18 Monaten.
- Rund 650 Personen wurden zwischen Januar 2015 und dem 30. Juni 2016 deutsche Staatsbürger
- Mit 64 von ihnen und ihren Angehörigen feierte die Stadt im Ryokan die neue Zugehörigkeit
- OB fordert: Machen Sie von Ihren neuen Rechten Gebrauch, gestalten Sie das Gemeinwesen
„In Gelsenkirchen steckt schon immer die ganze Welt, Menschen wie Sie haben diese Stadt großgemacht“ – Oberbürgermeister Frank Baranowski erinnerte am Samstag zur Begrüßung von neuen deutschen Staatsbürgern an die Einwanderungsgeschichte des vergangenen Jahrhunderts. „Mit der Kohleförderung kamen sie hauptsächlich aus Polen, ein Drittel des Gelsenkirchener Telefonbuchs endet auf ’ski’“, schmunzelte Baranowski mit Hinweis auf die eigenen Großeltern. Das Wirtschaftswunder brachte Zuwanderung aus Italien, später Türkei und Jugoslawien, der Zerfall der Sowjetunion ließ den Zuzug aus Osteuropa wachsen. Einwanderung ist also kein neues Thema.
„Rund 650 Personen haben in Gelsenkirchen zwischen dem 1. Januar 2015 und dem 30. Juni 2016 die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten“, informierte Manfred Pruß, Teamleiter der Einbürgerungsbehörde, über die aktuellen Zahlen. Der Einladung in das Restaurant „Ryokan“ der Zoom Erlebniswelt waren 64 mit ihren Angehörigen gefolgt, Menschen aus 27 Ländern, von A wie Armenien bis V wie Venezuela.
Individuelle Entscheidungen
„Es ist kein kleiner Schritt, man wechselt die Staatsbürgerschaft nicht wie ein Paar Schuhe“, zollte Baranowski den Beteiligten seine Anerkennung. Wie individuell die Entscheidungen sind, bestätigten die Anwesenden. Thipyaporn Siebert, 57 Jahre alt, wurde in Thailand geboren. Seit siebzehn Jahren ist sie mit Hans-Jürgen Siebert verheiratet, lebt mit ihm in Gelsenkirchen. „Doch auf meine thailändische Staatsbürgerschaft zu verzichten hätte mir in der alten Heimat viele Probleme bereitet“. Die Änderung der bilateralen Vereinbarungen beider Länder mit der Erlaubnis der Doppelstaatsbürgerschaft gab Siebert die Möglichkeit, nun auch einen deutschen Pass zu haben. „Das ist mir sehr viel wert“, strahlte sie.
Stephanie Bröcker, geborene Cavaleri, hat genau anders entschieden. „Ich habe vor Kurzem geheiratet, ich habe meinen französischen und italienischen Pass abgegeben, jetzt bin ich nur Deutsche. Es ist ein neuer Lebensabschnitt“, sagte die 33-jährige glücklich und entschieden. „Für mich war dieser Schritt eine logische Konsequenz“, erklärte Abderrahmane Mourhiya, der seit elf Jahren in Gelsenkirchen lebt. „Immer wenn ich nach Marokko zurückfahre, bemerke ich, wie stark ich mich verändert habe“. Mit der deutschen Staatsbürgerschaft habe er formalisiert, was im Charakter schon geschehen sei, Deutscher zu sein.
Rege am Gemeinwesen teilnehmen
Jeder Gast bekam einen kleinen Holzschnitt der Gelsenkirchener Stadtsilhouette geschenkt. Sehr zur Freude des kleinen Jason aus der Ukraine. Er spielte so intensiv, dass er nicht einmal bemerkte, dass der OB persönlich jede Familie am Tisch begrüßte. Mit einem Blumenstrauß beglückwünscht wurde Vanessa Jurczys, sie feierte Samstag ihren 31. Geburtstag. Die Neubürgerin war allerdings nicht sie, sondern ihr Ehemann Michael, gebürtiger Pole. Die beiden freuten sich mit ihren Kindern Lyon (4) und Mika (3 Wochen) über die Einladung in den Zoo.
„Zeigen Sie den Alteingesessenen, dass Sie rege am Gemeinwesen teilnehmen. Machen Sie von Ihren neuen Rechten Gebrauch, beteiligen Sie sich aktiv an der Gestaltung unserer Gesellschaft“, gab Baranowski allen neuen Deutschen mit auf den Weg.