Gelsenkirchen.. Es gibt zu wenige Sonderpädagogen. An der Hansaschule in Gelsenkirchen wurde jetzt der Unterricht gekürzt. Ferienbetreuung ist „auf einem guten Weg“.

Den landesweiten Mangel an Sonderpädagogen spüren die Schülerinnen und Schüler der Hansaschule schon seit November 2015. Seither ist der Unterricht an der städtischen Förderschule für Geistige Entwicklung in Bulmke verkürzt. Allerdings bislang nur an einem Wochentag, dienstags. Da endete der Unterricht um 13 statt, wie eigentlich für Förderschulen vorgesehen, um 15.30 Uhr.

Sonderpädagogen sind derzeit Mangelware, im ganzen Land. Durch die Umsetzung der Menschenrechtskonvention, nach der allen Kindern auf Wunsch der Besuch einer Regelschule ermöglicht werden muss, ist der Bedarf noch gestiegen. Denn die Lehrer an Regelschulen brauchen für Inklusion Unterstützung, Sonderpädagogen werden zum Teil abgeordnet. Nachschub mit neuen Lehramtsabsolventen gibt es erst ab November.

Die Eltern schon vor den Ferien informiert

Kurz vor den Sommerferien bekamen die Eltern einen Brief, in dem der Schulleiter – abgestimmt mit Elternvertretern – darüber informierte, dass auch im neuen Schuljahr zunächst nur verkürzter Unterricht angeboten werden könne. Täglich eine Stunde weniger; montags bis donnerstags ist somit Unterricht bis 14.30 Uhr, freitags bis 11.30 Uhr. Eltern, denen das beruflich bedingt Probleme bereitet, sollten sich melden. Zu dem Zeitpunkt hatte die Schule bereits Stellen für Vertretungskräfte ausgeschrieben.

Laut Auskunft des Sprechers der zuständigen Bezirksregierung in Münster, Thomas Drewitz, sind diese beiden Stellen nun auch besetzt. Der Unterricht läuft allerdings noch verkürzt. Bisher ist an die Eltern auch keine Information gegangen, wann man zu einem vollen Stundenplan übergehen kann. Möglicherweise liegt das daran, dass man noch auf eine weitere Lehrkraft warten muss, für die nun noch eine Stelle im Langzeitvertretungsportal des Regierungsbezirks ausgeschrieben werden darf. Warum erst jetzt?

Es sei üblich, so Schulamtsdirektor Bernhard Südholt, dass im neuen Schuljahr landesweit alle Schüler- und Lehrerzahlen auf den tatsächlichen Stand geprüft würden und die Bezirksregierung bei Bedarf noch einmal Geld für notwendige Stellen zugewiesen bekomme. Südholt selbst übt in Gelsenkirchen die Fachaufsicht für Förderschullehrer aus, ist dabei aber nicht für Stellenbesetzungen und -ausschreibungen zuständig. Der Leiter der Hansaschule mochte mit der WAZ nicht über die Situation an der Schule und die Pläne für die nahe Zukunft sprechen.

Stadt will Ferienbetreuung mit der Lebenshilfe organsieren helfen

Aber es gibt auch Positives: Laut Schuldezernent Dr. Manfred Beck ist man mit der Lebenshilfe als Träger auf einem guten Weg, künftig auch ein Ferienangebot für die Schülerinnen und Schüler der städtischen Förderschule machen zu können. Elternvertreter hatten das bislang vergeblich gefordert (WAZ berichtete). Laut gesetzlichen Vorgaben ist es tatsächlich bei Förderschulen nicht Aufgabe der Kommune, dafür zu sorgen, bei Regelschulen hingegen sehr wohl. „Aber wir als Kommune möchten uns nicht darauf zurückziehen, dass wir nicht zuständig sind“, erklärte Beck.

Kommentar: Schulen müssen es ausbaden

Schon am Schuljahresende stand fest, dass es eng wird an der Hansaschule. Dass der Schulleiter, der selbst weder Stellen schaffen noch Lehrer „backen“ kann, die Eltern frühzeitig vorwarnte, damit sie die längere Betreuung für ihre Schützlinge sichern konnten, war gut gemeint und richtig.

Das Nachbesetzungssystem, bei dem landesweit offenbar erst zum Schuljahresbeginn über Zusatzbedarf entschieden wird, ist zu schwerfällig. Wenn jetzt erst ausgeschrieben wird, ist ein Start mit komplettem Kollegium zu den Herbstferien noch optimistisch. Ein früherer „Kassensturz“ samt Ausschreibung wäre da hilfreich. Falls es geeignete Lehrkräfte gibt.

Das ist nämlich das Kernproblem. Es wurde landesweit zu spät begonnen, mehr Sonderpädagogen auszubilden. Das müssen jetzt Lehrer, Eltern und Kinder ausbaden. Nicht nur an der Hansastraße.