Gelsenkirchen. . Fünf Jungunternehmer aus ganz verschiedenen Ecken Europas sind in eine neue WG auf dem Halfmannshof gezogen. Sie sollen Gelsenkirchen als lebenswerte Stadt kennenlernen
- Nach dem Umbau des Halfmannshofes in Ückendorf sollen junge Kreative das Viertel beleben
- Die Stadt Gelsenkirchen hat mit EU-Mitteln eine WG für „Young Entrepreneurs“ eingerichtet
- Der Europabeauftragte der Stadt betont die Werbe-Wirksamkeit dür den Standort Gelsenkirchen
Vor genau 85 Jahren wurde die Künstlersiedlung Halfmannshof im Gelsenkirchener Süden von jungen Kreativen mit Hilfe der Stadt gegründet – man folgte dem „Bauhaus“-Gedanken und brachte Künstler und Kunsthandwerker hier zu einer kreativen Gemeinschaft zusammen.
Zurück zu den Ursprüngen
Im Laufe der Jahre schuf sich die Künstlersiedlung einen Namen, der auch Besucher von Weither anzog: Legendäre Ausstellungen, etwa mit Künstlern der Gruppe ZERO, wirken bis heute nach.
Doch in den letzten Jahrzehnten ist es deutlich stiller geworden auf dem Hof, was auch an der veränderten Kunstlandschaft gelegen haben mag: In Zeiten des Internets haben es lokale Initiativen immer schwerer, internationale Strahlkraft zu entwickeln.
Die Stadt verordnete dem Halfmannshof 2011 per Ratsbeschluss eine grundlegende Modernisierung. Unter Federführung der Gelsenkirchener Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GGW) wurden Teile der Bebauung abgerissen und durch Reihenhäuser ersetzt, die jungen Kreativen Wohnraum bieten sollen. Auch inhaltlich wurde kräftig umstrukturiert, „Halfmannshof im Neubeginn“ heißt das Konzept auf der Internetseite der Künstlersiedlung, die vom Referat Kultur betreut wird.
Vielen Bürgern ist der neue Anblick der einst so gefragten Künstlersiedlung ein Dorn im Auge – doch Dr. Volker Bandelow, Leiter des Kulturreferates, verspricht: „Wir haben das klare Ziel vor Augen, den Halfmannshof in das Kreativquartier Ückendorf einzubinden. Und wir werden dieses Ziel auch erreichen – allerdings brauchen neue Strukturen auch Zeit zum Wachsen, so ein Neuanfang funktioniert nicht über Nacht.“
Ein weiterer Schritt in Richtung Kreativquartier ist in den vergangenen Wochen hinter den Kulissen vollzogen worden: Fünf Jungunternehmer haben eine WG im Gebäude der ehemaligen Schmiedewerkstatt bezogen – und sollen hier für neue, kreative Impulse sorgen – und sich zugleich weiterbilden.
Projektkoordinatorin Christiana van Osenbrüggen hat ihnen Praktikumsplätze in angesagten Revier-Unternehmen vermittelt. Der Halfmannshof wird für diese „Young Entrepreneurs“ allerdings nur Heimat auf Zeit: „Wir wollen mit einem stetigen Wechsel der Akteure vor Ort den Werkstattcharakter des Halfmannshofes wiederbeleben – und erhoffen uns neue Impulse für das Kreativquartier“, so Bandelow.
Imagewerbung für den Standort Gelsenkirchen
„Im Gegenzug sehen wir dieses Projekt aber auch als Werbung für den Standort Gelsenkirchen, denn wenn hier junge Menschen aus ganz Europa die Stadt als lebenswerten und kreativen Ort erleben, und diese Erfahrung in ihren Bekanntenkreis weitertragen, dann ist das die beste Werbung überhaupt“, betont Andreas Piwek, der seit 2015 Europabeauftragter der Stadt Gelsenkirchen ist.
Dass diese Werbestrategie funktioniere, hätten die guten Erfahrungen mit den Teilnehmern der „Rietveld-Academie“ gezeigt, betont Volker Bandelow. „In Amsterdam hat sich inzwischen herumgesprochen, wie angenehm das Leben in Gelsenkirchen ist“, sagt er. Die positiven Erfahrungen will man mit dem neuen Austauschprogramm nun weiter streuen: Die ersten Teilnehmer kommen aus Österreich, Schweden und der Slowakei.
Das Programm „Erasmus for Young Entrepreneurs“ ermöglicht jungen EU-Bürgern, die ein Unternehmen gründen möchten, in etablierten Unternehmen hinter die Kulissen zu schauen.
Gelsenkirchen koordiniert erstmals dieses Programm – und vermittelte bereits 12 Jungunternehmer innerhalb Deutschlands, sechs Deutsche wurden derweil ins Ausland entsendet.
Mehr Info zum Programm auf http://www.kreativquartier-ueckendorf.de/projekt-details/erasmus-for-young-entrepreneurs.html