Gelsenkirchen. Am Sonntag zeigen 27 Studierende der Amsterdamer Rietveld-Akademie das Ergebnis des Projektes.

Wenn Künstler in Bewegung geraten, dann entsteht natürlich vor allem eines: Kunst. Und wenn sich 26 Studenten der Amsterdamer Rietveld Akademie in Gelsenkirchen mit dem Thema „Mobilität“ auseinandersetzen, dann setzen sie Körper und Geist solange in Bewegung, bis gleich eine komplette Ausstellung entsteht: Die ist am Sonntag, 18. Oktober, ab 12 Uhr auf dem Halfmannshof zu besichtigen.

Die fruchtbare Kooperation mit der niederländischen Akademie begann im letzten Jahr mit dem Projekt „Bochumer Straße spricht“. In diesem Jahr stiegen die Urbanen Künste Ruhr mit ein und realisierten und finanzierten das Angebot zusammen mit der Stadt auf dem Halfmannshof. Seit dem 9. Oktober arbeiten und leben dort die Studenten im Alter zwischen 22 und 32 Jahren aus elf Nationen und kreieren überraschende Konzepte und Objekte, Kunstwerke und Konstruktionen rund um unterschiedlichste Facetten des Begriffs „Mobilität“. Es geht um geistige Beweglichkeit, um Veränderungen in der Geschichte, Wandel in der Natur, aber auch um Bewegung im wahrsten Sinne des Wortes.

Mobilität drückt sich auch im hektischen Treiben in der Künstlersiedlung aus. Die Studenten verwandeln die Hofanlage zusammen mit den dort noch immer arbeitenden Handwerkern in einen wahren Bienenkorb. Zwischen Baggerfahrer und Pflasterern wuseln die Künstler hin und her.

Unter der Decke hängt ein Berg

Im 110 Quadratmeter großen Gemeinschaftsraum in der Alten Schmiede wird konzentriert gearbeitet, an Computern vor allem. Im Zelt vor dem Haus wird an langen Holztischen diskutiert, und das Haus gegenüber dient gleichermaßen als Schlafstätte und Werkstatt.

Für Kjersti Alm Eriksen und Maria Arnardóttir zum Beispiel. Sie nehmen Geräte und Maschinen unter die Lupe, die nicht mehr perfekt funktionieren und fragen augenzwinkernd: „Hat der Mensch auch Mitleid mit einem Gerät, das nicht mehr richtig läuft?“ Mit einer Klingel etwa, die kaum mehr hörbare Geräusche von sich gibt.

Johanna Arco setzt sich in ihrer Installation mit der Dynamik von menschlicher Kommunikation auseinander. Anfang und Ende eines Küchentisches, Symbol für Gemeinschaftsleben, verbindet sie mit einer brüchigen Melange aus Reismehl, Gelantine und Wasser.

Eine nur vorgegaukelt begehbare Welt

An einer ausschließlich virtuellen Skulptur arbeitet Rafael Romero, die Arbeit ist ab Sonntag unter der Internetadresse www.blackwhiteandgreyhorse.com zu besichtigen. Mobilität im weltweiten Netz.

Jens Toni Willumsen und Max Daalhuizen kreieren aus Styropor und Mörtel ein üppiges Bergmassiv, das am Sonntag unter der Decke hängen wird. Eine nur vorgegaukelt begehbare Welt. Lilian Vlaun untersucht in ihren Skulpturen, die an organische Formen erinnern, das Wachstum der Revierstädte.

Das sind nur wenige Beispiele von vielen Positionen, die gerade auf dem Halfmannshof entstehen. Der schwedische Dozent Tobias Karlsson ist glücklich über das Projekt, über die Ergebnisse „und über die ungeheure Energie, mit der hier gemeinsam gearbeitet wird“.

Eintritt zur Ausstellung ist frei

Die öffentliche Abschlusspräsentation des Projektes findet am Sonntag, 18. Oktober, von 12 bis 18 Uhr auf dem Halfmannshof, Halfmannsweg 48-54 statt.

Die Studenten sind dann noch vor Ort. Objekte gibt es innen und draußen. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei.

Vor Ort sein wird dann auch die 27. Teilnehmerin des Akademie-Projektes, Eva Bjarnadottir. Sie nahm das Thema „Mobilität“ wörtlich und läuft zurzeit noch zu Fuß von Amsterdam bis nach Gelsenkirchen.