Gelsenkirchen. . In dieser Woche empfing der Gelsenkirchener Filmemacher Frank Bürgin in der Reihe „WAZ öffnet Pforten“ eine Gruppe WAZ-Leser bei „Zeitlupe TV“.
Wie wurde der Film „Gelsenkirchen von oben“ gedreht? Und was macht eine gute Fernseh-Dokumentation aus? Der Gelsenkirchener Filmemacher Frank Bürgin kennt die Antworten zu diesen Fragen. In dieser Woche empfing er in der Reihe „WAZ öffnet Pforten“ eine Gruppe WAZ-Leser in seiner Produktionsfirma „Zeitlupe TV“ im schmucken Lichthof an der Leithestraße 39.
Geschichten zu erzählen, das ist Frank Bürgins Alltagsgeschäft. „Eine gute Doku erzählt eine Geschichte, so wie man sie abends am Stammtisch einem Freund erzählen würde“, erklärt der Ückendorfer zu Beginn seiner imposanten Führung – und hat dann für die Besucher auch gleich die erste Geschichte über das Gebäude, in dem die „Zeitlupe TV“-Produktionsgesellschaft untergebracht ist, parat: „Dieses Gebäude wurde einst als Casino der Zeche Rheinelbe genutzt, hier saßen also die Mitarbeiter des Lohnbüros der Zeche“, erklärt Frank Bürgin. Ganz oben unter dem Dach des Gebäudes ist seine kleine Firma nun zu finden.
„Wir erstellen hier nicht nur Dokumentationen und Filme für den WDR, sondern auch Imagekampagnen- oder Produkt-Marketing-Filme für Unternehmen“, sagt Frank Bürgin und zeigt am Computer ein Beispiel: einen kurzen Werbefilm für bunte Einkaufskörbe.
Inspirationen und Ideen
Statt plumper Werbung für ein Plastikprodukt läuft hier ein Streifen über den Bildschirm, der witzig und impulsiv ist wie die Werbung für ein neues Automodell. Auf diese Vermarktungsidee kam Frank Bürgin eher spontan: „Die vier Räder dieses Einkaufskorbes, der von einer Gelsenkirchener Firma vermarktet wird, haben mich inspiriert“, sagt er. Und schiebt hinterher: „Es gibt aber auch Momente, da steht man auf dem Schlauch und es kommt gar keine gute Idee.“
Dann sei es schwer, ein Storyboard und ein Drehbuch zu erstellen. Und doch findet Frank Bürgin immer eine Lösung. „Ich verstehe mich bis heute als Journalist und Autor, für das Filmemachen buche ich dann immer Kameraleute und Cutter hinzu“, erzählt er – und zeigt den staunenden Besuchern, wie das gedrehte Material später am Computer mit Ton, Musik und Einspielern zu einem großen Ganzen zusammengesetzt wird: Am Beispiel seiner großen Dokumentation zum 75. Geburtstag von Götz George, die zum Tode des Schauspielers wieder im Fernsehen lief, zeigt Frank Bürgin, wie jeder Film eine eigene „Time-Line“ erhält.
„Dieses Zusammensetzen einzelner Elemente hat mich sehr fasziniert“, wird WAZ-Leserin Silvia Longerich später sagen. Wie viele hier ist sie bereits großer Fan von Frank Bürgins Filmen – von der „Heimatabend“-Reihe bis hin zu „Das Drama von Lengede“ hat sie fast alle Fernsehfilme des Gelsenkircheners gesehen. „Ich finde es unheimlich spannend, dass hier mitten in Gelsenkirchen Filme produziert werden“, betont Besucherin Marlies Schuster.
Und Anton Dinkelbach (85) nutzt die Gelegenheit, den Filmemacher ganz direkt zu fragen, wie es denn mit den Verwertungs- und Aufführungsrechten seiner Werke aussieht. Das direkte Gespräch mit einem echten Filmemacher: Diese Gelegenheit gibt es sonst wirklich selten.
Auf dem Weg ins neue Zeitalter: Auch wenn seine Firma „Zeitlupe TV“ heißt, kann Filmemacher Frank Bürgin mit seinen Produktionen nicht stehen bleiben, muss sich mit dem stetigen Wandel der Medienwelt beinahe täglich auseinandersetzen.
Das fängt schon bei der Technik an: „Als ich mir vor zehn Jahren eine Ein-Terabyte-Festplatte kaufte, habe ich gedacht, jetzt würde ich nie wieder ein Speicherproblem haben. Doch mit der Einführung von HD-Formaten hat sich der Speicherbedarf bei Filmen plötzlich mit einem Mal vervierfacht“, sagt er schmunzelnd – und schaffte sich jüngst einen 48-Terabyte-Server an. „Auch bei den Filmkameras schreitet die Technik so schnell voran, dass man alle zwei Jahre ein neues Gerät kaufen müsste.“
Doch auch abgesehen von der technischen Seite ist Stillstand keine Option: „Das klassische Fernsehprogramm mit festem Sendeschema wird es bald nicht mehr geben“, ist sich Bürgin sicher: „Die jungen Zuschauer schauen sich die Sendungen dank neuer Technik dann an, wenn sie Lust darauf haben. Deshalb wird es für die großen Sender auch immer schwieriger, Filme oder Fernsehformate in Auftrag zu geben.“