Gelsenkirchen. . Der Kiosk Haubennestel ist in Gelsenkirchen-Bulmke seit 17 Jahren eine Institution. Die WAZ schaut hinter die Kulissen des „Budenzaubers“ von Andreas Haubennestel.

Rund 40.000 Buden gibt es in Deutschland, gut ein Drittel davon steht im Ruhrgebiet – und auch in Gelsenkirchen sind die „Trinkhallen“ inzwischen natürlich Kult. Dabei wird es immer schwieriger, die klassische „Bude“ zu finden, die Treffpunkt für die Nachbarschaft und Nahversorgungsladen zugleich ist.

Die WAZ ist fündig geworden – unter anderem direkt an der Hauptverkehrsader in Bulmke-Hüllen: Dort, wo die Hertastraße die Florastraße kreuzt, ist seit 17 Jahren die Bude der Familie Haubennestel. „1999 hat mein Vater hier die Trinkhalle übernommen, und als er 2008 im Alter von 70 Jahren in Rente ging, hat er sie an mich übergeben“, erzählt Inhaber Andreas Haubennestel (47).

„Bis heute verbinden viele die Trinkhalle hier aber mit dem Namen des Vaters, Anton. Dann heißt es: ‘Lass’ uns mal nachm Anton gehn!’“, sagt seine Mitarbeiterin Daniela Meißner (47), die hier seit 14 Jahren hinter dem Verkaufstresen steht, lachend. „Wir haben viele Stammkunden – und wissen über die einfach alles: Welche Krankheiten sie gerade plagen. Und wer aus dem Viertel mit wem gerade eine Affäre hat, das wissen wir auch“, erzählt die Gelsenkirchenerin mit einem Augenzwinkern. „Von den rund 250 Gästen, die uns hier am Tag besuchen, kennen wir rund 80 Prozent mit Namen. Das ist sehr familiär hier“, fügt ihr Chef, Andreas Haubennestel, hinzu.

Die ersten klopfen schon um 5.15 Uhr

Dabei kommen die Kunden mit ganz unterschiedlichen Wünschen: Für eine Schachtel Zigaretten (von denen es hier eine riesige Auswahl gibt), für ein kühles Bier, für Eis oder auch für ein Glas eingemachte Bohnen. „Vor allem sonntags sind eher ausgefallene Sachen gefragt — da kaufen die Kunden dann ein Paket Zucker, wenn ihnen der gerade ausgegangen ist“, sagt Daniela Meißner. Auch Zahnpasta und Zahnbürsten liegen hier im Regal. Ausgefallene Deko-Artikel mit und ohne Schalke-Emblem stehen im Schaufenster, Sonnenbrillen liegen neben den Schokoriegeln an der Kasse – und man kann hier noch ganz klassisch lose Süßigkeiten in der spitzen Papiertüte kaufen.

Gibt es eigentlich einen Dauerbrenner? „Also eigentlich gibt es nichts, was sich hier nicht verkauft“, sagen Andreas Haubennestel und Daniela Meißner. „Die ersten Kunden klopfen manchmal schon morgens um viertel nach Fünf ans Fenster, obwohl wir offiziell erst um halb Sechs die Türe öffnen. Die Frühaufsteher kommen meistens für den frisch aufgebrühten Kaffee“, erzählt Daniela Meißner, die hier oft die Frühschicht übernimmt.

Verlässlichkeit und Freundlichkeit

Fünf Mitarbeiter teilen sich die Arbeit im Schichtdienst. „Der Mindestlohn macht uns das Überleben als Bude inzwischen ziemlich schwer“, gibt Andreas Haubennestel dabei zu bedenken. „Wir haben an sieben Tagen 16 Stunden lang geöffnet, das könnte ich alleine gar nicht schaffen“, sagt er dann.

Um sich gegen die Konkurrenz in der Nachbarschaft durchzusetzen, setzt Haubennestel auf Verlässlichkeit und Freundlichkeit: „Wir haben verbindliche Öffnungszeiten und nettes Personal. Der Kunde steht immer im Mittelpunkt – was wir nicht dahaben, besorgen wir gerne“, betont der 47-Jährige – und bedient schon den nächsten Kunden.