Gelsenkirchen. Im Gelsenkirchener Spunk erlernen Mädchen und Jungen den Umgang mit der Sprühdose.
„Hope“ steht auf dem Blatt Papier. Kunstvoll prall und satt gezeichnete Lettern, eng aneinander gedrückt. Aber Sam Herberholz will nach Nizza, Bagdad, Istanbul nicht unbedingt Hoffnung wecken. „Hope ist mein Künstlername“, sagt der Zwölfjährige selbstbewusst.
Sam ist eines der sieben Kinder, die unter fachmännischer Leitung am Samstag und Sonntag am Graffiti-Workshop im Spunk teilnahmen. Spunk steht für „spontan und kreativ“, erklärt Sebastian Kolkau, Vorsitzender des Fördervereins, der den Kulturclub betreibt. Man könnte ihn auch einfach Chef nennen.
Und um Kreativität geht es an diesem vergangenen Wochenende auch. Denn längst sind Graffiti inzwischen vom Image des wahllosen Mauerbeschmierens befreit. Gute Graffiti gelten heute als Kunst, Perfektionisten wie Banksy leben ganz gut davon; allerdings ist der Brite einer der wenigen, die es mit ihrer Profession zu Ruhm und Reichtum gebracht haben.
Spaß an der Farbe
Doch darum geht es auch nicht, wenn Zehn- bis Dreizehnjährige angeleitet werden, ihrer Individualität Ausdruck zu verleihen. „Wichtig ist der Spaß an der Farbe“, sagt Marco Nich, einer der beiden Teamleiter. „Mit Graffiti kann man die Kreativität fördern. Und die triste Stadt ein bisschen bunter machen.“
Das wird sie. Frisch eingetroffen sei die Nachricht von der Stadt Gelsenkirchen, demnächst 20 Stromkästen im gesamten Stadtgebiet neu zu gestalten. Den Anfang machte am Sonntag der Stromkasten vor dem Spunk.
Doch eins nach dem andern. Man kann nicht einfach eine Dose in die Hand nehmen und wild drauflos sprühen. Beziehungsweise, natürlich geht das. Aber das endet dann oft in hemmungs- wie sinnloser Schmiererei, von der sich viele Bürger belästigt fühlen. „Sprayen“ will gelernt sein. Von der Pike auf. Und deswegen zeigt Workshopleiter Malte Lehnert, den Kids erstmal einen Film. Den Streifen mit den Graffiti und wie man sie gestaltet – von der Skizze über die Zeichnung bis zum Kunstwerk – hat der 27jährige Student der Sozialpädagogik gedreht.
Allein unter Jungen
Dann geht’s an die Blätter. Eddie Nagel hat schon mal an einem Graffiti-Kurs teilgenommen, es hat ihm gefallen. Klaudia Dmitrijeva schreibt ihren Namen in Schreibschrift. „Eine schöne Schrift gefällt mir sehr“, erklärt sie. Klaudia ist ein erstaunlich aufgewecktes Mädchen, das einzige unter den sieben Teilnehmern. „Ich finde das Talent von Graffiti-Malern wunderbar. Ich liebe es“, ergänzt sie.
Klaudia ist indes kein Neuling. Die Elfjährige hat schon mal eine Wand gesprayt. Geschrieben hat sie LOL. Das ist Insider-Internetsprache und kann übersetzt werden mit „Laughing out loud“ – laut lachen.
Mindestens an sechs Wochenenden im Jahr bietet die Streetart-Initiative mit den Falken oder dem Spunk Workshops für Nachwuchs-Sprayer an.
Die Daten zu den nächsten Workshops gibt es online im Kalender oder in dem Graffiti-Standorten Spunk (Festweg 21): https://streetart-ini-ge.de/graffiti-workshops