Gelsenkirchen. . Während Verbraucherschützer von einer Zwangsdigitalisierung sprechen, sieht der Versorger Ele für Gelsenkirchen keinen Grund zur Panikmache.
Nach und nach werden ab dem nächsten Jahr die analogen Stromzähler durch digitale ersetzt. Das wurde Ende vergangenen Jahres in einem Gesetzesentwurf zur Digitalisierung der Energiewende durch das Bundeskabinett beschlossen und nun verabschiedet. Ab 2017 müssen alle Stromkunden, die mehr als 10 .000 Kilowattstunden im Jahr verbrauchen, ihre Stromzähler umrüsten auf digitale, intelligente Messsysteme, so genannte Smart Meter. Die werden an ein Kommunikationsnetz angeschlossen – die Daten können so automatisch an den Stromversorger übertragen werden. Die Smart-Meter-Pflicht gilt für Unternehmen genauso wie für Privathaushalte – entscheidend ist der Verbrauch.
Kosten für Eigentümer
Verbraucherschützer und Verbände wie etwa Haus und Grund Gelsenkirchen sehen das Vorgehen kritisch. Denn ursprünglich sah der Gesetzesentwurf zur Digitalisierung der Energiewende vor, dass die Kosten für den Einbau der neuen Stromzähler diejenigen tragen sollten, die davon in erster Linie profitieren: die Netzbetreiber und die Energieversorger. Kurz vor der Verabschiedung Ende Juni wurde das Gesetz geändert, so dass nun die Eigentümer die Kosten für die Installationsvorrichtung der neuen intelligenten Stromzähler selbst tragen müssen.
„Zum einen ärgert es uns, dass die Änderung der Kostenfrage mehr oder weniger so nebenbei und kurz vor Inkrafttreten des Gesetztes erfolgt ist“, sagt Rolf Kerckhoff, Vorsitzender von Haus- und Grund Gelsenkirchen. „Und dass diese Entscheidung höchstwahrscheinlich nicht unwesentlich von Lobbyisten beeinflusst worden ist.“ Jetzt sei es aber in Stein gemeißelt, so Kerckhoff weiter und die Verbraucher würden quasi zwangsdigitalisiert.
Der Gelsenkirchener Journalist für Erneuerbare Energien und Elektromobilität, Tom Jost, hat an einem Pilotprojekt der Emscher Lippe Energie (Ele) teilgenommen. Er besitzt daher schon länger einen intelligenten Stromzähler. „Diese Smart Meter sollen theoretisch nicht nur den Versorgern, sondern auch den Verbrauchern einen Nutzen bringen“, sagt Jost. „Denn ich als Stromkunde kann jederzeit auf meine Daten zugreifen und meinen Verbrauch kontrollieren.“ So sei es möglich zu schauen, zu welcher Zeit der Strom am günstigsten ist und seinen Verbrauch danach richten. „Man kann so Strom sparen, es braucht aber viel Zeit, sich damit zu beschäftigen und man muss sich gewaltig anstrengen, um eine spürbare Ersparnis zu erreichen“, so der Fachjournalist. „Ich denke, dass das neue System eher den Versorgern Vorteile bringt.“ Denn die neuen, intelligenten Stromzähler könnten ohne großen Personalaufwand ausgelesen und bei Nichtzahlung der Stromkosten vom Betreiber fix vom Computer aus abgeschaltet werden.
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Peter Efing, Sprecher der Ele, kann die Sorgen der Verbraucherschützer nicht wirklich nachvollziehen. Zum einen seien in Gelsenkirchen zu 90 Prozent Unternehmen betroffen, da der Einbau eines Smart Meters erst ab einem Stromverbrauch von mehr als 10 .000 Kilowattstunden pro Jahr für einen Kunden verpflichtend sei. Zum anderen sei das Thema für normale Haushalte erst in ein paar Jahren von Bedeutung. „Verbraucher, deren Stromverbrauch zwischen 6000 und 10.000 Kilowattstunden liegt, müssen erst ab 2020 mit einer Umrüstung auf ein intelligentes Messsystem rechnen“, sagt Efing. „Bei einem Verbrauch unter 6000 Kilowattstunden wird nur der analoge Zähler gegen einen digitalen ausgetauscht.“ Für diese Kunden würde sich nichts ändern, das jährliche Entgelt bliebe gleich, so Efing. Ihm zufolge schlägt ein digitaler Stromzähler mit etwa 20 Euro im Jahr zu Buche, also genauso viel wie für einen analogen Zähler an Gebühren im Jahr fällig werden.
Bis 2032 soll die Digitalisierung der Energiewende in allen Gelsenkirchener Unternehmen und Haushalten abgeschlossen sein.