Gelsenkirchen. 110 Millionen Euro bis 2020 für 42 neue Bahnen. Verkehrsbetrieb fuhr 2015 bei 114 Millionen Umsatz ein Defizit von 57,8 Millionen Euro ein.

Die Bogestra investiert in neue Fahrzeuge sowie in ihre Straßenbahninfrastruktur: Im vergangenen Jahr gab der Nahverkehrsbetrieb doppelt so viel Geld dafür aus wie noch in 2014: 70,1 statt 34 Millionen Euro. Das geht aus der jetzt veröffentlichten Bilanz für 2015 hervor.

Das Geld floss zum einen in verkehrliche und städtebauliche Projekte wie die „Modernisierung Horster Straße/Linie 301“, zum anderen in 28 neue Busse; 14 davon fahren nun auf Gelsenkirchener Stadtgebiet.

42 neue Bahnen bis 2020

Ein Großteil des Betrages wird außerdem für die Anschaffung von neuen Variobahnen benötigt: 42 Stück werden bis 2020 geliefert. Sie sollen die Niederflurstraßenbahnen des Typs NF6D nach und nach ersetzen und kosten insgesamt 110 Millionen Euro.

Die NF6D-Bahnen sollen möglichst schnell ausgemustert werden, weil sie im vergangenen Jahr technische Probleme an den Fahrwerken aufwiesen. So hätten sie zu „erheblichen Kosten“ geführt, sagt Bogestra-Sprecher Christoph Kollmann. Die habe man nur durch „effektive Arbeit und gute Einnahmen“ ausgleichen können: Die Umsatzerlöse haben sich 2015 leicht auf 114,46 Millionen Euro erhöht. Im Vorjahr lagen sie bei 109,81 Millionen.

Jahresdefizit von 57,8 Millionen Euro

Das jährliche Defizit des Nahverkehrsbetriebs lag 2015 bei 57,8 Millionen Euro – diese Summe sei einkalkuliert und keine Überraschung gewesen, so Kollmann: „Wir haben kein Defizit, weil wir schlecht gewirtschaftet haben, sondern weil wir den Auftrag der Städte ausführen.“

Die Städte, in denen Busse und Bahnen der Bogestra fahren – also auch Gelsenkirchen –, legen fest, welche Strecken wie häufig befahren werden. So werden manche Haltestellen auch öfter angefahren, als es wirtschaftlich ist. Gelsenkirchen hat für das vergangene Jahr bereits eine Abschlagszahlung von fast 16,7 Millionen Euro geleistet. Diese Zahlung wurde ebenfalls kalkuliert. Sie wird nun nachgerechnet. Das Ergebnis könne laut Kollmann „sowohl rauf- als auch runtergehen“, weiche meistens aber nicht allzu sehr ab.

Andere Zahlen sind stabil geblieben: 144,9 Millionen Menschen fuhren 2015 mit der Bogestra (2014: 144,7 Millionen), die Busse und Bahnen legten 25,3 Millionen Kilometer zurück (2014: 25,1 Millionen). Als äußerst zufriedenstellend bewertet Kollmann außerdem die Menge der „Schwarzfahrer“: nur ein Prozent aller Fahrgäste seien ohne Ticket unterwegs.

Dienstleistung kostet - Kommentar von Anna Katharina Wrobel 

Stellen wir uns vor, wir stünden an einer Haltestelle – bei Regen, Kälte oder Erschöpfung – und es käme einfach kein Bus: Wir würden uns ärgern.

Auch über das dicke Minus von 57,8 Millionen Euro können wir uns natürlich ärgern. Aber: Die Bogestra arbeitet eben nicht rein wirtschaftlich, sondern im Auftrag der beteiligten Städte. Deshalb müssen diese zahlen, auch Gelsenkirchen.

Investitionen sind gut, wichtig, notwendig. In diesem Fall sowieso; schließlich kommen sie den fast 145 Millionen Nahverkehrsnutzern in und um Gelsenkirchen zugute. Die Bogestra ist ein Dienstleister – und Dienstleister müssen ihren Kunden bestmöglichen Service anbieten. Das kostet.