Gelsenkirchen. . Mahlers „Sinfonie der Tausend“ erfordert kollossalen Aufwand und Hunderte Akteure. Emschertainment und NPW gehen in der Emscher-Lippe-Halle „in die Vollen“.

Es scheppert mächtig. Der Sommersturzregen trommelt auf das Dach der Emscher-Lippe-Halle. Es ist wohl das einzige Geräusch, das Rasmus Baumann und die Neue Philharmonie Westfalen am Montag, 12. September, 19.30 Uhr, nur schwer überspielen könnten. Dann gibt es sie in der Halle – Gustav Mahlers 8. Symphonie, die den Beinamen „Sinfonie der Tausend“ trägt. Bei der Uraufführung 1910 in München sollen über 1000 Mitwirkwende beteiligt gewesen sein.

86 Minuten Musik am Stück

Es ist ein Mammut-, ein Jahrhundertwerk, das „größte Stück der Konzertliteratur, das man aufführen kann“, sagt Baumann, der Generalmusikdirektor. „Das macht man einmal im Leben mit einem Orchester.“ Mahlers 8. ES-Dur, 86 Minuten Sinfonie am Stück, wird daher wohl ein einmaliges Erlebnis für alle Beteiligten. Die kolossale Partitur, die den Aufwand eines Riesenorchesters und Hunderter Chorstimmen fordert, ist entsprechend eine absolute Rarität auf den europäischen Spielplänen – auch, weil es in der Regel am richtigen Raum fehlt.

„Hier haben wir die Kapazitäten“, sagt Emschertainment-Geschäftsführer Dr. Helmut Hasenkox mit Blick auf die – nicht einfach zu bespielende – Multifunktionshalle, die bis vor wenigen Wochen noch als Flüchtlingsunterkunft diente. Bis zu 1650 Zuhörer werden beim Live-Erlebnis dabei sein können. Vom Vorverkauf, sagt Hasenkox, „sind wir richtig begeistert“ (in allen üblichen Vorverkaufsstellen, Tickets ab 12 Euro). Und selbst hat er sichtbar Spaß an der Herausforderung. „Hier kann man ohne Einschränkungen sagen: Think Big. Wir gehen in die Vollen und werden richtig Großes bauen.“ So eine „Produktion hat es hier noch nicht gegeben.“ Und in der Region auch nicht. „In Gelsenkirchen“, glaubt Baumann, „wird man darüber sprechen“.

Die NPW gönnt sich die 8. zum 20. Geburtstag. Und der Generalmusikdirektor ist sicher, dass Petrus mitspielen wird. Bisher, sagt Baumann, „hatten wir immer Glück bei besonderen Konzerten“. Besonders ist beim Pressegespräch am Montag das Stichwort: Über 400 Sänger in drei Chören (Opernchor des Musiktheaters sowie der Universitätschor Essen und der Musikverein Unna) werden mitwirken, dazu acht hochkarätige Solisten und die NPW in voller Besetzung, einschließlich eher seltener eingesetzter Orchesterinstrumente wie Mandoline, Orgel und Harfe. Allein die Zahl der Akteure wird schon zur Herausforderung. „Die Partitur“, findet Baumann, „erfordert schon eine gewissen Nervenstärke“.

Die um Aufbauten erweiterte Südtribüne werden die Chöre einnehmen, davor wird das Orchester auf einer 25 mal 25 Meter großen, 80 Zentimeter hohen Bühne platziert. „Wir werden viel improvisieren müssen“, glaubt Hasenkox. Beispielsweise bei den Sport-Umkleiden, die zu Künstler-Garderoben werden oder der Hallen-Ausgestaltung mit Stoffbahnen.

Bei der Hallenakustik erwartet Rasmus Baumann übrigens keine großen Probleme. Der Dirigent klatscht in die Hände, lauscht. „Die Nachhallzeit liegt bei höchstens vier Sekunden. In vielen Kirchen ist das deutlich länger. Vielleicht ist der Hall sogar ein wenig trocken“, findet er. Wenn nicht gerade der Regen aufs Dach klopft...