Gelsenkirchen.. Mit gleich zwei „Jam Sessions“ feierte das Ballett im Revier am Freitag im kleinen Haus des Musiktheaters den „Internationalen Tag des Tanzes“
Dieser „Internationale Tag des Tanzes“ wurde am Freitag in Gelsenkirchen diesmal auf ganz besondere Weise gefeiert: Das „Ballett im Revier“ lud gleich zwei Mal zur außergewöhnlichen „Jam Session“ in das Kleine Haus des Musiktheaters im Revier.
Tänzer als Choreografen
Bereits am Vormittag folgten zahlreiche Schüler dieser Aufforderung zum Tanz. Und sie wurden mit einer ganz besonderen Aufführung belohnt: Ballettdirektorin Bridget Breiner lud das Publikum ein, selbst eine Choreografie zu gestalten, die dann von drei jungen Tänzerinnen live auf der Bühne umgesetzt wurde.
So gab es ungewöhnlich offene Einblicke in einen Prozess, der sonst hinter verschlossenen Türen auf der Probenbühne abläuft. „Wir wollen heute zeigen, was genau eine Choreografie ist, und wie das entsteht, was auf der Bühne zu sehen ist“, sagte Bridget Breiner. Und sie verriet: „Für diese Jam Session sind auch einige Tänzer unseres Ensembles in die Rolle eines Choreografen geschlüpft.“
Eine bewegungsreiche Suche nach Identität
So ließ die Tänzerin Ayako Kikuchi zwei ihrer Compagnie-Kollegen ein verliebtes „Pas de deux“ tanzen, das mit einem romantischen Sternenhimmelbild endete. Ana Rocha Nene schickte zwei andere Ensemble-Mitglieder auf eine bewegungsreiche Suche nach ihrer Identität – dabei umgarnten sie sich für kurze Augenblicke, um im nächsten Moment wie wilde Tiere über die Bühne zu jagen. Und der junge Essener Choreograf Danilo Cardoso hatte gar Karate-Elemente in sein kurzes Tanzstück mit eingearbeitet, was bei den jungen Zuschauern besonderen Eindruck hinterließ.
„Aber woher kommen derartige Ideen für eine Choreografie?“, fragte Bridget Breiner, die bei dieser Jam Session die Moderation übernahm, das Publikum. Um dann gleich einen Hinweis zu geben: „Stellt Euch vor, Ihr würdet in einer engen verglasten Telefonzelle stehen. Wenn ihr jetzt versucht, mit dem Ellenbogen oder der Nase Euren Namen an die Scheibe zu schreiben, dann bekommt ihr ein Gefühl dafür, wie schwierig Tanz sein kann. Aber ihr bekommt auch ein Gefühl dafür, wie die Ideen entstehen können“, sagte die Amerikanerin lachend.
Sie wählte einen Schüler aus, dessen Name, Erion, bei dieser Jam Session zur Grundlage eines ganz neuen Tanzes werden sollte.
Richtung und Bewegung
„Zunächst legen wir für jeden einzelnen Buchstaben Parameter wie die Ebene, Richtung, Bewegungsart und einen Körperteil fest. Auch das passende Musikstück wird später gemeinsam ausgesucht“, erklärte Breiner – und sammelte Vorgaben aus dem Publikum. Das Ergebnis, getanzt von Tessa Vanheusden, Rita Duclos und Sara Zinna, konnte sich sehen lassen. Bridget Breiner ließ die Tänzerinnen ihre Sequenzen in alternierenden Geschwindigkeiten aufführen. „Erstaunlich ist ja, wie unterschiedlich die gleiche Vorgabe jeweils interpretiert wird“, betonte Breiner – und lenkte damit das Augenmerk auch auf die Schwierigkeit der Choreografenarbeit.
Das hinterließ bleibenden Eindruck. Diesen „Internationalen Tag des Tanzes“ werden die Zuschauer sicher nicht so schnell vergessen.