Gelsenkirchen. Die Deutsch-Iranerin Enissa Amani spielte im Hans-Sachs-Haus mit Klischees und erreichte (nicht nur) ein junges Publikum.
Mit einfacher Wortwahl, einer geballten Prise Jugendsprache, der direkten Ansprache der Zuschauer und dem Einsatz der Socialmedia, schafft die im Iran geborene Deutsche Enissa Amani das, woran viele Politiker verzweifeln: Ein junges Publikum zu erreichen, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund.
Bei ihrem Gastspiel am Donnerstagabend im ausverkauften Hans-Sachs-Haus hatte aber auch der ein oder andere ältere Gast seinen Platz eingenommen.
Blick in ihre Biografie
Überraschend: ihre aus dem TV bekannte recht hohe, manchmal schon schrille Stimme, schien live mehr Tiefe zu besitzen. In ihrem Programm „Zwischen Chanel und Che Guevara“ baute Enissa Amani durch Stand-up-Comedy Brücken zwischen den verschiedenen Kulturen, Religionen und auch Gesellschaftsschichten. Sie erklärte die Welt ihrer kommunistischen Eltern, die damals mit ihr aus dem Iran flohen und ihr für die Schule das Pausenbrot, wie einen „Döner in Alufolie“, einrollten. Sie sprach von der Erziehung ihrer feministischen Mutter: „Gegen Mama ist Alice Schwarzer die reinste Gina Lisa“.
Die Comedienne erwähnte auch die Deutschen, die immer mit einem akkurat gepackten Koffer und gerader Brust am Flughafen an ihr vorbeiziehen würden. „Deutsche sind so Busfahrplan. Voll genau und so.“
Auch ihren rasanten Aufstieg in die Medienwelt ließ die Ex-Jura-Studentin nicht unerwähnt. Ihr Fazit: „Es ist unmöglich, es allen recht zu machen.“ Sie begegne Schmähkritik auf ihrer Seite inzwischen mit Erwiderungen unter falschen Facebook-Namen.
Vorlesen von Facebook-Kommentaren
Durch die Show hinweg sorgte die Quasselstrippe, gekleidet in Minikleid und Overknees, bei ihrem Publikum für viele Lacher. An mancher Stelle sogar in Verbindung mit Tränen, auch wenn der ein oder andere Witz nicht komplett neu erfunden war.
Keine Scheu hatte die 32-Jährige, die mit süßer Unschuld und typischen Frauenklischees spielt, Wörter wie „Bastard“ und „Hurensohn“ in den Mund zu nehmen. Allerdings wirkte es teils so, als müsse sie ihrem Publikum ihre Witze erklären. Der Satz „Is’ nur Spaß“ fiel im Laufe des Abends nicht nur einmal.
Besonders gut kam das Vorlesen von Facebook-Kommentaren, die einige Gäste in der Pause auf ihr Profil gepostet hatten, an. Enissa Amani stolzierte durch den Saal, sprach die Kommentatoren persönlich an und gab in Dialogen ihren Senf dazu. Hier bewies die „Vollblut-Tussi“ mit Grips, dass sie auch spontanen Humor besitzt.