Gelsenkirchen. Polizei und eine Sichtschutzwand aus schwarzem Stoff trennen die beiden Fan-Lager. Die belassen es bei der Anreise bei Wortgeplänkel und Bierchen in der Sonne.
Stefan und Roman, beide 33, und beide unschwer als Schalke-Fans auszumachen, sitzen in der Sonne auf der Bahnhofstraße, gönnen sich zwei Weizen-Bier zur Einstimmung und genießen die strahlende Sonntags-Sonne. „Uns geht’s gut, wir haben schönes Wetter. Über das Spiel wollen wir gar nicht reden. Da haben wir ein bisschen Angst. Eigentlich kann es nicht besser werden als jetzt gerade“, frotzeln beide. Dass sie den Platz an der Sonne dann aber doch noch eintauschen werden gegen eine königsblaue Sitzschale in der Arena ist klar. Schließlich haben die beiden Derby-Tickets für die Haupttribüne. Mit 60 000 werden sie das 2:2 im 88. Liga-Duell der beiden Revierclubs sehen. Und einen friedlichen Nachmittag erleben. Soweit das zwischen den Bundesliga-Erzrivalen aus Schalke und Dortmund und ihren Fans möglich ist (siehe unten).
Vor „Charly’s Bummelzug“ am Bahnhof haben mittags die Flaschensammler Konjunktur. Einige Hundert Schalke-Fans stimmen sich auf die Partie ein. „Ein Stern, der über Schalke steht“, dröhnt aus den Boxen. Die Stimmung ist gelassen. In den Bahnhof gehen die wenigsten. Mit zwei „Entlaster“-Zügen reisen 700 und später knapp 500 BVB-Fans an und steigen am Neustadtplatz in 20 Busse der Bogestra um. Polizei begleitet den Konvoi. Es kommt zu kurzem Wort-Geplänkel. Die übliche Hass- und Treue-Folklore beider Lager wird routiniert abgespult. Die Bundespolizei hat schwarze Stoffbahnen gespannt, als Sichtschutzwand. Seit zwei Jahren verfolgt sie diese Taktik, die der Idee folgt: Wer sich nicht sieht, mag sich auch nicht gegenseitig provozieren.
Problemlose Anreise zum Derby
Die „Anreise der fußballbegeisterten Besucher des Revierderbys verlief störungsfrei. Die Polizei hofft nun auf eine gewaltlose und stimmungsvolle Veranstaltung“, meldet die Polizei um 15.29 Uhr passend zum Anpfiff in der Arena. Einsatzkräfte im „hohen dreistelligen Bereich“ kanalisieren die Fan-Lager am Bahnhof, an der Arena, an den Parkplätzen für die Bus-Konvois und an den Bahn-Haltestellen. Die Hälfte eines langen Einsatztages ist da schon in allseits eingespielten Bahnen gelaufen.
„Die Punkte holen wir bei euch“, sind sich Lars, (26), Nico (26) und Jan (31) vor der Abfahrt der Arena-Busse einig. Das BVB-Trio kommt aus Berlin und hat diese Woche eine Fußball-Odyssee hinter sich. Die Stationen: Liverpool, Frankfurt, nun Schalke. Hier treffen sie auf Sebastian, 24, aus Essen. „So oft es geht sehen wir uns bei Spielen,“ sagt er. Derby-Fieber? Schon, aber nicht wirklich hoch. Dafür, findet Jan, „liegt Schalke zu weit hinter uns. Die Spannung ist raus.“