Gelsenkirchen. Yasar Miraç kam für eine Lesung zurück in seine alte Heimat Gelsenkirchen und las aus „Kömürkirchen“.

Über 20 Jahre lang war Gelsenkirchen die Heimat des türkischen Lyrikers Yasar Miraç, dessen Bücher in seiner Heimat lange verboten waren. Seit 2003 lebt der 1953 geborene Autor wieder in Istanbul. Hier schrieb er das zweisprachige Buch „Kömürkichen - Kohlekirchen“ als eindringliche Hommage an die einstige Bergbaustadt. Am Mittwochabend las der Autor in der „flora“ aus seinem Buch.

Begleitet wurde er dabei von seiner Tochter Ayça, die übersetzte. Bis Mitte der Achtziger durfte der Autor in seiner Heimat nicht veröffentlichen. Während seiner Zeit in Gelsenkirchen unterrichtete Yaşar Miraç die türkische Sprache und engagierte sich sozial und kulturell.

In seinem Buch setzt er seiner Wahlheimat und dem Kohlebergbau ein poetisches Denkmal. Für die passende Illustration des Buches sorgen Arbeiten des Gelsenkirchener Holzschneiders Heinz Stein. Dessen Kinderbuch „Arche Noah“ hatte Miraç einst ins Türkische übersetzt.

Loblieder auf das schwarze Gold

19 meist melancholische, nachdenkliche Gedichte kreisen rund um den Bergbau, um Freundschaften, die unter Tage entstanden sind („aus polen aus spanien/ aus dem fernen anatolien/ kohlenbrüder sind wir“), um den hart erarbeiteten Lohn, um, wie einige Gedichte betitelt sind, „Kohlige Geschichte“.

Loblieder singt der Literat auf das schwarze Gold („du lebewesen in deinem leben/ ist die kohle dein seelenstein“). Der Blick ist der eines Liebenden, der die Leistung der Menschen einer ganzen Region respektvoll zu schätzen weiß. Ein Denkmal solle man setzen, fordert er in einem Text, der Kohle, den Arbeitern, denen die untertage umkamen: „ein denkmal an dessen stirn/ in sieben sprachen stehen soll:/ kohle ist nicht nur dunkel“.

Drei Texte schrieb der Autor für Soma. Im Mai 2014 kamen dort über 300 Bergarbeiter unter Tage ums Leben gekommen. Den Erlös von „Kömürkirchen“ spendet der Dichter den Kindern der Toten von Soma.

Tochter Ayça Miraç wurde in Gelsenkirchen geboren, nahm hier als junges Mädchen Gesangsunterricht und stellte sich am Rande der Lesung auch musikalisch vor.