Gelsenkirchen. Das Gelsenkirchener Theater zeigt den Goethe-Roman in einer jungen, aktuellen Version.

Regisseurin Andrea Kramer weiß: Wenn Jugendliche den Namen Goethe hören, verdrehen sie oft rasch genervt die Augen. Die Theatermacherin aber will mit ihrer Sicht auf den Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ dokumentieren, wie aktuell der Text des alten Geheimrats aus dem Jahre 1774 auch heute noch ist. Das Schauspiel feiert am Samstag 12. März, um 19 Uhr Premiere im Consol Theater.

„Wir zeigen den Werther in einer sehr sinnlichen Version, er ist jugendlich und absolut aktuell“, verspricht die Regisseurin, die die Textbearbeitung Joachim Meyerhoffs gewählt hat und auch diese auf gut eine Stunde Spielzeit herunter gekürzt hat. „Erzählt wird die Geschichte eines jungen Menschen, der das Leben angehen und gestalten will, der nicht nach dem Mehrwert fragt, sondern alles Glück und alles Leid leidenschaftlich lebt.“ Eine Eigenschaft, die Erwachsenen später oft verloren gehe: „Werther begreift das Leben als Erleben.“

Er reitet die Musik förmlich

Goethes Roman erzählt von einem jungen Mann, der sich unsterblich in die bereits verlobte Lotte verliebt hat. Er verliert sich schwärmerisch in dieser hoffnungslosen Liebe, die ihn am Ende in den Selbstmord treibt. Die Consol-Inszenierung wird diesen Freitod nicht als Lösung oder Empfehlung interpretieren: „Wir zeigen vielmehr, da geht ein wertvoller Mensch verloren.“

Das Bühnenspiel bestreiten allein zwei Akteure. Alexander Ritter gibt den Werther, musikalisch begleitet wird er vom Essener Performance- und Klangkunstmeister Patrick Praschma. Er reitet die Musik förmlich. Auf einem Fahrrad sitzend treibt er einen Plattenspieler voran, erzeugt so eine von Praschma konzipierte Klangcollage. Die Musik wird dadurch zum zweiten Mitspieler.

Der Text historisch, die Musik zeitlos und das nüchterne Bühnenbild (Tilo Steffens/Sabine Kreiter) im Hier und Jetzt: Werther arbeitet sich in einem Werkstattraum an seinem Leben ab. Es riecht nach Mühsal. Die Dramaturgie besorgt Sylvie Ebelt.

Für die Premiere am Samstag gibt es noch einige Restkarten, zwei Schulvorstellungen sind bereits ausverkauft. Info: 0209 9882282.